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POV. Y U M I
Die Schritte waren dicht hinter mir, sie hätten mich gleich eingeholt. Ich sah so gut wie keine Chance mehr entkommen zu können. Es war zu spät.

Es kam mir fast so vor, als könnten sie meine Gedanken lesen, denn kaum als diese Sätze einer fatalen Feststellung durch mein Kopf schwirrten, kamen sie auch schon von hinten und packten mich, sodass ich nicht mehr weiter konnte. Der Griff um meine Arme war brutal. Das zeigte mir nochmal die Ernsthaftigkeit hinter diese Gruppen. Mit denen war wirklich nicht zu spaßen und das machte mir noch mehr Angst, als ich eh schon hatte. Ich wusste, dass mein risikohaftes Handeln vorhin noch brutale Folgen mit sich ziehen würde, sobald sie mich diesem Hohlkopf wieder aussetzen würden.

»Du kommst jetzt mit uns.« Seine Raue stimme riss mich aus meinen Gedanken. Meine Wunschvorstellung, sie würden ein Auge zudrücken und sich gegen ihren Anführer stellen, versiegte. Das hier war kein Film oder Buch. Das war die brutale Realität. 

*****

»Wir haben sie.«

Schwarz. Mehr sah ich nicht. Nur Schwarz, die dunkelste aller Farben; die mächtigste; der König. Sie verschlang alles, wenn sie nur wollte und nicht mal weiß hatte eine große Chance gegen das Ungetüm der Farben, das jeden gleich viel schlanker erschienen ließ und auch als eine der kalten Farbe bezeichnet wurde. Man assoziierte sie meist mit negativen Sachen, wie die Dunkelheit an sich, die berüchtigt dafür war, gefährlich zu wirken, da niemand wusste, was in ihr lauerte oder aber auch die Einsamkeit. Im Grunde genommen gab es für diese Farbe so einige Assoziationen. 

Die Stimmen schafften es auch nur gedämpft in meinen Gehörgang rein und ehe ich irgendwie reagieren konnte, merkte ich, wie ich am Fallen war. Scheinbar hatten sie mich geschubst — vermutlich sogar getreten. Das würde den plötzlichen Schmerz an meinem Rücken erklären. Da meine Hände zusammen gebunden waren, konnte ich mich nicht mal abfangen und kam unsanft am Boden auf. Als wenn das nicht gereicht hätte, trat noch einer zusätzlich auf meinen Rücken und bezweckte, mich dort unten zu behalten. Ich hatte keine Chance aufzustehen. 

»Sehr gut.« Seine Stimme ließ mich gleich unwohler fühlen und am liebsten hätte ich meine dummen Taten von vorhin rückgängig gemacht, da ich jetzt ordentlich büßen würde. Ich hätte die Schnelligkeit mit ein berechnen sollen. Dabei war ich fest überzeugt gewesen, mein Plan würde aufgehen. Wie dumm ich doch nur war. Ein dummes, kleines Mädchen und nichtsnutzig noch dazu.

Meine ursprünglich geplante Mission, die anderen hier irgendwie raus zu holen, war offiziell gescheitert und wir saßen hier zusammen fest. 

»Jetzt sie dich einer mal an, du hässliches Ding; wie du dort am Boden liegst. So schutzlos, machtlos und ängstlich.« Er lachte auf und man konnte sein dazu kommendes Grinsen schon erahnen, dass gerade dabei war, sich auf seine Lippen zu setzen. »Wo ist denn deine vorlaute Klappe hin, hm? Willst du mir etwa nicht wieder Steine gegen den Kopf werfen? Ach wie schade, kannst du ja jetzt gar nicht mehr.«

Ich hörte Schritte, die näher zu mir kamen. Vermutlich er. Plötzlich wurde mir das Tuch von den Augen gerissen und mein Kopf wurde unsanft zur Seite gedreht. Der Dreck seiner Stiefel fiel in mein Gesicht und ich kniff die Augen zusammen, damit er nicht als nächstes noch da drin landete. Er übte etwas Druck aus und drückte meinen Kopf weiter an den Boden, sodass es wirklich schon weh tat. Meine Atmung fing an sich zu beschleunigen und die Panik kroch in mir heran. Es war als hätte sie einen Alarmknopf gedrückt, sodass alles in mir drinnen außer sich war und die innerliche Ruhe  verschwand. So viele Gedanken rasten durch meinen Kopf.

Wäre das jetzt hier mein Ende?

Er bückte sich zusätzlich noch etwas vor und war so näher an meinem Gesicht dran. »Wenn ich mit dir fertig bin, wird keiner mehr erkennen, wer oder was du mal warst.« Sein breites Grinsen wurde immer größer, sodass es vermutlich schon weh tun musste. Erstaunlich das ihm der wohlmögliche Schmerz deswegen nichts auszumachen schien, denn er behielt es noch eine ganze Weile, in der ihr mir in die Augen starrte. Die Seelenspiegel, denen ich mit meinem Blick nicht ausweichen konnte, waren getränkt in Mordlust und es loderte ein gefährliches Feuer in ihnen, das mir einen unangenehmen Schauer über den Rücken jagte.

Warum war ich so unfassbar dumm?

Andererseits... Ich hatte immer noch die Hoffnung, die anderen könnten sich irgendwie befreien. Dann könnten sie zumindest sich retten. Aber ich war mir sicher, dass sie mich auch nicht einfach zurück lassen würden. Hoffentlich.

✧ 𝐋𝐈𝐄𝐁𝐄𝐒 𝐂𝐇𝐀𝐎𝐒; zeldris ( √ )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt