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»Also«, begann er und richtete anschließend seinen Blick auf mich. Ich sah auf. »Wie gefällt's dir so hier bisher?« Mit vollem Mund meinte ich, dass es gar nicht mal so schlecht hier war bisher, wobei ich das letzte Wort besonders betonte. Dazu teilte ich ihm auch mit, dass ich schon Veränderungen zu meinen alten Schulen sowie Klassen erkannte. Er nickte stumm und nahm dann auch sein Frühstück zur Hand, was aus einer einfachen Stulle wie meiner und einem Schokoriegel bestand.

Stumm packte er den Riegel aus und blickte auf den Fußboden, der vor uns lag. Das zerknüllte Papier behielt er in seiner Hand und drückte es immer wieder zusammen. Ich hinterfragte das nicht und aß meine Stulle einfach auf. Meine Arme hingen über meine Knie und ich legte meinen Kopf in den Nacken, starrte die Decke an.

»Alles klar bei dir?« Aus dem Augenwinkel merkte ich, wie Zeldris mich mit hochgezogener Augenbraue beäugte. »Alles bestens«, antwortete ich knapp und starrte weiter die Decke an. In einer nicht sonderbar leserlichen Handschrift wurde da oben Du bist Naiv ran geschrieben und in mir kam die Frage auf wie man da oben so einfach ran kam. Die Lehrer würden sowas doch bemerken oder etwa nicht? Ich weiß nicht, was hier so abging, war ja gerade mal mein erster Tag hier. Der erste Tag und ich hatte jetzt schon keine Lust mehr, geschweige denn den Glauben, dieses Schuljahr mit einem guten Abschnitt zu absolvieren.

»Scheint mir aber nicht so.« Aus seiner Stimmung konnte ich Misstrauen entnehmen und seufzte unwirklich auf. »Warum belässt du es nicht einfach dabei?« Ich schenkte ihm meine volle Aufmerksamkeit und mein Blick blieb neutral. Dies schien er nicht wirklich von mir zu erwarten, weshalb ich kurze Verwunderung in seinem Blick erkennen konnte. »Um ehrlich zu sein, weiß ich es selbst nicht.« Kaum wollte ich eine Antwort geben, kam Meliodas zu uns an. Begeisterung konnte man das nicht nennen, was sich in Zeldris Gesicht abzeichnet. Kichernd hielt ich mir die Hand vorm Mund und wartete auf eine nächste Handlung, welche von dem Blondchen ausgeführt wurde. Er quetschte sich zwischen uns und lehnte sich gegen die Treppe.

»Und Lou; Meinung zu dieser Schule?«, fragte er nach einer Zeit Stille. Ich seufzte. Gab es kein anderes Gesprächsthema, was man nutzen konnte? Es war doch schon immer so. Meist wurde immer das Thema meine Meinung bezüglich der Schule genutzt. Es würde doch wohl kreativere Fragen geben als das! Selbst mir würde spontan was einfallen, auch wenn es das Gespräch nicht lange am Leben erhalten würde. Aber immerhin etwas. Man sollte klein anfangen, dann kann erst was großes drauß werden, wie ich pflegte zu sagen. Das Sprichwort hatte ich von meinem Opa, was er oft zu mir sagte. Sowie andere Weisheiten, aber noch lange nicht konnte ich sie mir alle merken. Wahrscheinlich konnte er das selbst nicht mal, wenn er schon vergaß, ob er mal arbeiten war oder nicht. Und er war sehr tätig, auch in unserem Heimatland, welches wir oft besucht hatten, bekannt. Zwar nicht ganz so weit, aber es wussten viele von ihm und mochten ihn eigentlich auch.

Ich war wohl viel zu lange in meinen Gedanken versunken, dass ich gar nicht mitbekam, wie Meliodas auf mich ein redete. Erst Zeldris holte mich wieder zurück in die Realität, mit einem Räuspern. Ich schüttelte meinen Kopf, um meine Gedanken besser ordnen zu können. Wobei das kaum was gebracht hatte. »Was ist los?«, fragte ich nach und Meliodas schob beleidigt seine Unterlippe vor. Zeldris grinste für einen kurzen Augenblick, bevor er wieder ernst wurde. »Ich habe dir eine Frage gestellt.« »Echt?«, fragte ich verblüfft nach. Wie tief war ich in meinen Gedanken drin? Eindringlich sah er mich an und wartete wahrscheinlich auf eine Antwort. Wohl möglich dachte er, ich hätte seine Frage nicht überhört und überlegte nur, was ich antworten wollte.

»Kannst.. Kannst du die Frage bitte nochmal wiederholen?« »Gar nicht mehr so taff heute, was?«, lachte Meliodas und erntete einen bösen Blick von Zeldris. »Was soll das denn heißen?«, fuhr ich ihn an und sprang von der Treppe ab, um mich vor ihm aufzubauen. »Taff bin ich wie zuvor noch!« Stolz hob ich meine Nase und entlockte den beiden Brüdern ein Kichern, was mich selbst zum Lächeln brachte. Vielleicht waren sie anstrengend, aber ich sah eine innige Freundschaft vor mir. Jedenfalls mit Meliodas. Mit Zeldris erhoffte ich mir mehr. Wir sollten nicht nur beste Freunde sein, sondern aller beste Freunde. Okay nein Spaß. Er sollte an meiner Seite sein als mein Partner. Nicht weniger. Mehr würde mich natürlich noch mehr freuen.

»Zurück zu der Frage«, lenkte Zeldris die Aufmerksamkeit auf sich. Er setzte gerade an, weiter zu reden, als Elizabeth sich zu uns gesellte – direkt neben Meliodas. Sie rückte nah zu ihm ran und ich verdrehte innerlich die Augen. »Egal, ich frag dich später einfach nochmal.« Kaum eine Minute später erhob er sich, wie ein Alter Mann, was auch äußerst amüsant aussah. Er meinte noch, dass wir uns ja gleich wieder sehen würden und ging schon mal vor.

»Hey, warte doch mal!«, rief ich ihm nach und schnappte meinen noch offenen Rucksack, bevor ich los rannte. Mittem im Rennen zog ich den Reißverschluss von der einen Seite auf die andere, womit der Rucksack auch schon zu war und nichts mehr raus fallen konnte. Perfekt. Nicht ganz so elegant schulterte ich ihn und packte mich fast dabei, konnte aber gerade noch so mein Gewicht halten. Glück gehabt. Doch auch selbst meine Bitte brachte Zeldris nicht zum Stehen. Stur marschierte er weiter und schon erklang die Schulklingel, worauf die Gänge mit einem mal richtig befüllt wurden.

In der großen Menschenmenge verlor ich Zeldris aus den Augen und schimpfte vor mich hin. Mehrmals rämpelte ich andere Schüler an, von denen immer sowas wie »Pass doch auf!« kam. Ich zuckte bloß die Schulter und passierte grinsend weiter meinen Weg zu Zeldris und meiner Klasse. Auf zweiteres freute mich dann aber doch weniger. Obwohl ich sagen muss, dass es schon nette Mädchen dabei gab. Beispielsweise Elizabeth, wobei sie mich doch manchmal ein wenig nrvte. Okay einmal bisher, das lass ich durchgehen.

✧ 𝐋𝐈𝐄𝐁𝐄𝐒 𝐂𝐇𝐀𝐎𝐒; zeldris ( √ )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt