Eleven

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A L I

„Ich finde, wir sollten heute was unternehmen!"

„Was?" perplex sah ich Liv an.
Ich hatte ihr mal wieder nicht zugehört.

„Ich finde, wir sollten heute irgendwas machen. Ins Kino gehen oder so." schlug sie vor und ging mit mir zu unserer nächsten Stunde.

„Ich weiß nicht." sagte ich zweifelnd. In letzter Zeit war so viel mit Leo und so weiter los, dass ich wirklich nicht wusste, ob ich mich nicht lieber um ihn kümmern sollte.

„Komm schon! Das wird witzig!" versicherte Liv mir und sah mich flehend an.

Eigentlich hatte sie ja recht.
Ich hatte mich schon viel zu lang bei mir Zuhause verkrochen.

„Okay. Was wollen wir machen?" fragte ich Liv schließlich als wir uns in unseren Chemie Kurs setzten.

Daraufhin durfte ich mir eine halbe Stunde lang Liv's grandiose Planungen für unseren Tag anhören.
Dass wir deswegen fast aus dem Unterricht geworfen wurden schien sie dabei überhaupt nicht zu stören.

Neunzig Minuten und drei Abmahnungen später riss Liv mich mit auf den Parkplatz.

„Was machst du? Wir haben noch vier Stunden." versuchte ich sie davon abzuhalten, mich zum Schwänzen zu bewegen, doch leider ohne jeglichen Erfolg.

„Ach komm schon, du willst doch nicht wirklich alten, einsamen Menschen zuhören wie sie bei dem Versuch uns etwas beizubringen, kläglich scheitern."

Bei ihrer Formulierung musste ich lachen und ehe ich mich versah hatte sie mich in ihr Auto geschleppt.

„Liv, was ist mit dem Auto? Oder Leo?" fast schon panisch sah ich ihr dabei zu, wie sie von dem Schulparkplatz fuhr.

„Dein Bruder kann ruhig auch mal mit dem Bus fahren, oder? Und das Auto kannst du auch noch heute Abend abholen."
Ich hatte keine Chance.
Wenn Liv etwas wollte, dann bekam sie das auch.

Zwanzig Minuten später waren wir in der Innenstadt angekommen und Liv suchte bestimmt eine weitere halbe Stunde fluchend einen Parkplatz.

„So, wir sind da!" freudig hüpfte Liv aus dem Auto und musste mich förmlich raus zerren.

„Also, du darfst entscheiden: Kino oder Shoppen?" fragte sie mich und ihre Augen glitzerten erwartend, während wir auf die Einkaufsmeile zuliefen.

Angesichts meiner leeren Brieftasche und dass Liv immer nur in Filme ging, in denen zu 99% mindestens ein gutaussehender Schauspieler mitspielte, antwortete ich:,,Definitiv Kino!"

Fünfzehn Minuten später saßen wir in einer der ersten Reihen.
Während des Films hatte ich ein paar mal sorge, dass Liv an ihrem Lachen oder an Popcorn ersticken würde, doch nachdem sie zum bestimmt zehnten mal röchelte, hörte ich es schon gar nicht mehr.

Der Film war wirklich gut.
Und meine Theorie mit den gutaussehenden Schauspielern bestätigte sich nur noch mehr.

Nach dem Film fuhr Liv mit zu mir und wir entschieden uns, in meinem Zimmer noch einen Film auf Netflix zu schauen.

Doch eine Frage brannte mir den ganzen Tag schon auf der Zunge.
Ich wollte sie eigentlich nicht stellen, doch ich bekam sie einfach nicht aus meinem Kopf.

„Woher wusstest du wirklich, von dem ganzen zwischen Hunter und mir?"
Liv's Miene veränderte sich schlagartig.

„Hab ich doch schon gesagt, ich hab geraten." stotterte sie und wollte den Film weiterschauen, doch ich pausierte ihn und sah sie drängend an.

„Das glaub ich dir nicht."

Sie sah mich einige Sekunden an, bis sie schließlich einknickte und sagte:,,Na schön. Sei aber nicht Sauer, ja?"

Ich ahnte Böses.

„Ich hab euch zusammen nach oben gehen sehen."

„Und da hast du mich nicht aufgehalten?" ungläubig sah ich sie an.
Ich war nicht sauer, nur überrascht.

„Um ehrlich zu sein, dachte ich es tut dir vielleicht mal ganz gut, ein bisschen mit einem Typen rumzumachen. Du bist sonst immer so verklemmt."

Als ich Liv skeptisch ansah fügte sie noch hinzu:„Ich meine das ja auch gar nicht böse. Es ist nur so, normalerweise trinkst du nicht und schläfst nicht mit.."
„Ja okay. Vielleicht hast du recht." ich unterbrach sie, bevor sie weiterreden konnte.
„Aber erwarte ja nicht, dass ich mich jetzt bei dir bedanke oder so."

Daraufhin lachte Liv nur und wir schauten den Film weiter.

Ich war der Meinung, niemand wüsste, dass ich mit Hunter geschlafen hab. Doch wenn Liv es wusste, konnten es andere auch wissen.
Mir wurde ganz flau im Magen.

Eine halbe Stunde später pausierte Liv den Film schon wieder und sagte:,,Hör zu, es ist mir eigentlich echt unangenehm zu fragen, aber..." ihre Stimme klang auf einmal ganz Dünn.

„Was ist los?" normalerweise war sie nie so unsicher.
Es musste sich wirklich um eine Sache handeln, die ich absolut verabscheute.
Sonst würde sie niemals im Leben so fragen.

„Am Wochenende schmeißt Luke wieder ne Party und ich dachte mir..."

„Kommt überhaupt nicht infrage!" unterbrach ich sie aufgebracht, als ich merkte worauf sie hinauswollte.

„Bitte, Ali!"

„Niemals! Liv, die letzte war die absolute Hölle für mich!"
Ich wäre mehr als nur dumm, wenn ich zu noch einer dieser Partys gehen würde.

„Nur als meine Begleitung. Du könntest gehen wann immer du wolltest."

„Das hast du schon einmal gesagt." erinnerte ich sie an das letzte mal, als sie mich zu einer Party überredet hatte.

„Aber..."

„Nein!"
Damit war die Diskussion für mich beendet.
Ich würde mich nicht noch einmal auf diesen Schwachsinn einlassen.

Niemals wieder.

Stay away from Drugs Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt