H U N T E R
Wut.
Alles was ich spürte, war Traurigkeit und eine gefährliche, unbändige Wut tief in mir.
Manchmal sollte man sich von Drogen lieber fern halten.
Der Satz hatte sich in meinen Kopf eintätowiert.
Ich wollte irgendwo gegen schlagen.Instinktiv schlug ich meine Faust gegen die Rehgips Wand vor mir und hinterließ ein kleines Loch in der Wand.
Den brennenden Schmerz meiner Fingerknöchel ignorierte ich dabei.
Es fühlte sich gut an.Deshalb entschied ich mich, ein weiteres Mal gegen die Wand zu schlagen.
Und noch einmal.
Und noch einmal.
Dies tat ich solange, bis ich Blutspuren meiner Hände auf der weißen Wand sehen konnte.„Fuck!"
Ich schrie so laut ich konnte und mir war egal, ob meine Mutter oder Zach mich hören konnten.
Selbst wenn es die ganze Stadt hören konnte.
Ich konnte diese Wut in mir nicht kontrollieren.Mit zittrigen Händen griff ich zu meiner Zigarettenschachtel in der Hoffnung, sie würde mir eine magische Lösung bringen.
Kurz funktionierte mein Feuerzeug nicht, doch nach mehrmaligem Fluchen spuckte es Feuer aus.
Ich blies den Rauch durch mein Zimmer und bemühte mich nicht mal, das Fenster zu öffnen.„Hunter, alles in Ordnung?"
Meine Mutter öffnete die Tür und betrachtete erst das inzwischen größere Loch in der Wand, dann meine blutverschmierte Hand und schließlich die glühende Zigarette in dieser.„Was zum Teufel ist-"
„Mom, lass es."
Sie sollte sich einfach nur noch verpissen.Kurz sagte sie nichts, sondern starrte mich einfach nur verständnislos an.
„Hunter, ich bin nicht damit einverstanden, dass du rauchst!"
Ich musste mich wirklich zurückhalten, nicht in schallendes Gelächter zu verfallen.
Doch ein kleines Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen.„Ist das dein Ernst, Mom? Ich rauche seit drei Jahren, und es ist dir erst jetzt aufgefallen? Oh man, haben die Typen von der Arbeit dir etwa so das Hirn aus dem Schädel gevögelt, dass du dich nicht mal mehr daran erinnerst?"
Sprachlos sah mich meine Mutter an.
Sie versuchte zu sprechen, doch keine Worte verließen ihren Mund.Ich schenkte ihr noch ein provokantes Lächeln, ehe ich ihr mit der Zigarette im Mund die Tür vor der Nase zuschlug.
Doch die Zigarette erfüllte ihren Zweck nicht.
Kein bisschen.
Außerdem war da immer noch dieser stechende Schmerz tief in meiner Brust jedesmal, wenn ich an Ali dachte.
Ich hab's verkackt.
Nein, ich würde keine Schuldgefühle bekommen.
Ich musste sie ein für alle mal vergessen.
Und ich kannte nur eine Person, die mir dabei helfen konnte.Ich nahm mir meine Jacke und ohne ein Wort zu sagen verschwand ich aus der Wohnung.
Draußen begann es bereits zu dämmern, hoffentlich würde ich die restliche Nacht dicht sein, sodass ich keinen Gedanken an Schlaf verschwenden konnte.Das reicht nicht.
Ali's Worte spulten sich in meinem Kopf vor und zurück ab.
Meine Liebe reichte ihr einfach nicht.
Es ist die Hölle auf Erden.
Als ich an dem Reichen Viertel unserer armseligen Kleinstadt angekommen war, hatte der Himmel sich bereits verdunkelt.
Ich klopfte so laut wie es nur ging an die Haustür. Ich würde sicherlich nicht auch noch Rücksicht auf dieses Arschloch nehmen.„Hunter, was machst du denn hier?" begrüßte Carter mich fröhlich und hielt mir die Tür auf.
Seine Eltern waren für ein paar Tage weg, keine Ahnung wohin aber er hatte es stolz überall herumerzählt.„Hast du was zum rauchen?" fragte ich ihn ohne Umschweife und ließ mich auf seinem Sündhaft teurem Sofa nieder. Auf dem verglasten Couchtisch stand bereits ein Pinnchen und eine Flasche Ouzo.
Carter hatte wohl bereits eine Party allein gefeiert.Kurze Zeit später kam er mit zwei Joints und einem weiteren Pinnchen zurück.
„Was verschafft mir die Ehre, dass du dich mit mir abschießen willst?" fragte er mich und setzte sich neben mich.
„Immerhin wissen wir beide, dass du mich nicht sonderlich gut leiden kannst." fügte Carter hinzu, als er uns beiden etwas einschüttete und mir mein Glas reichte.„Du hast immer was da." sagte ich Schulterzuckend und kippte die Spirituose meinen Rachen herunter.
Ich genoss das brennen in meiner Kehle.
„Noch einen." wies ich Carter an.Zur selben Zeit, zu der Carter uns beiden noch etwas einschüttete, nahm ich mir einen Joint und zündete diesen an.
Kurz hatte ich Ali's Gesicht vor Augen, welches mich warnend ansah.
Ich sollte das hier nicht tun.Ach, Fuck it.
Mir war alles egal.
Ich wollte nur noch vergessen.Ich kippte den nächsten Shot runter.
Scheiße, ich hatte vergessen wie Stark Ouzo war.
Dennoch trank ich noch einen dritten.
Irgendwann verlor ich dann mein gesamtes Zeitgefühl und registrierte nur noch einen Automatismus.Trinken.
Einen Zug nehmen.
Trinken.
Einen Zug nehmen.Ich weiß nicht, wie lang Carter und ich dieses Spiel trieben, doch es erfüllte seinen Zweck.
Ali war nichts weiter als eine unbedeutende Staubwolke in meinem Kopf.
Sie bedeutete mir nichts mehr.
Und ich wollte dass dieses Gefühl ewig andauern würde.Doch ehe ich mich versah, dachte ich an all die Momente, die ich mit ihr geteilt hatte.
Ob ich es wollte oder nicht, Ali hatte mich verändert.
Ich spürte, wie eine Träne meine Wange herablief.Scheiße!
Ich wollte keiner von den Typen sein, die depressiv wurden wenn sie bekifft waren.„Carter, gib mir noch einen Shot!" Ich knallte das Pinnchen so heftig auf den Tisch, dass ich Sorge hatte, die Glasplatte würde zerspringen.
Carter goss mir unbeeindruckt etwas ein und nahm noch einen Zug von seinem Joint.„Hunter, warum schießt du dich ab?" nuschelte Carter.
Der wollte sich jetzt nicht auch noch ernsthaft mit mir unterhalten oder?
„Und was ist mit deiner Hand passiert?"„Nichts."
Und dieses kleine Wort, war meine Antwort auf alles, was sich in meinem Kopf abspielte.Nichts ergab mehr einen Sinn.
Einfach auf alles Scheißen.
Vermutlich war es besser, dass Ali mich nun hasste.So konnte ich sie wenigstens nicht mehr Enttäuschen.
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Stay away from Drugs
Roman pour Adolescents„Heroin." Perplex sah er mich an, während er mir durch meine Haare streichelte. „Du bist wie Heroin. Du zerstörst mich innerlich, machst mich kaputt. Dennoch bin ich süchtig nach dir und kann einfach nicht ohne dich Leben." Dann küsste ich ihn...