Thirty-Two

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A L I

„Bitte Leo!"
Ich war erbärmlich.
Nichts weiter als bloß Erbärmlich.

Doch was sollte ich auch anderes tun?
Es war Samstagmorgen, und es hatte sich weder Liv, noch Hunter bei mir gemeldet.
Da konnte ich nichts weiter tun, als meinen kleinen Bruder anzuflehen, etwas mit mir zu unternehmen.
Bevor ich noch in meiner Langeweile und meinen Gedanken zu ersticken drohte.

„Nein. Ich hab heute schon was vor."
Leo stopfte gerade ein paar Dinge in seinen Rucksack und widmete mir nicht einmal einen kurzen Blick.
Pisser.

„Ich werde dich nicht vor Mom decken." drohte ich ihm noch, bevor ich wieder den Flur entlang in mein Zimmer schlenderte.

Heute war ein unglaublich heißer Tag.
Die Sonne schien in mein Zimmer und machte es mir unmöglich, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen.
Vielleicht sollte ich einfach Spazieren gehen?

In diesem Moment quietschte mein Fenster.
Und ich wusste bereits, wer es war.

„Hey süße."
Ich musste einen kleinen Freudenschrei unterdrücken, als Hunter mitten in meinem Zimmer stand.

„Hey."
Glücklich fiel ich ihm um den Hals und begrüßte ihn mit einem langen Kuss.
Er roch noch mehr nach Zigaretten als sonst.

„Was machst du denn hier?" fragte ich ihn lächelnd, und er festigte den Griff um meine Taille noch etwas.

„Ich wollte dich abholen. Wir haben heute was vor."
Sofort bedankte ich mich innerlich bei Leo, dass er mich nicht mit zu seinen Freunden genommen hatte.

Ich nickte und blickte kurz an mir herunter.
Eine kurze Shorts und ein Unterhemd. Ich sah nicht gerade begehrenswert aus.

„Ich zieh mich eben um."

„Von mir aus kannst du auch so bleiben." murmelte Hunter und ließ sich auf mein Bett fallen.
Man, er musste dieses Bett wirklich lieben.

Eine viertel Stunde später spazierte ich mit Hunter zur Haustür heraus, nachdem ich ihm zweimal versichern musste, dass niemand mehr im Hause war.

„Wo fahren wir eigentlich hin?" fragte ich ihn, als ich in sein Auto stieg.

Ich wusste, dass dieses Auto Hunters ganzer Stolz war und sündhaft teuer gewesen sein musste.

„Das wirst du noch herausfinden." sagte er vielsagend, und drehte die Musik auf volle Lautstärke.
Zugegeben, Hunter hatte einen wundervollen Musikgeschmack.
Es war eine bunte Mischung aus Ami Rap, Rock und ein klein wenig Indie Rock.
Und ich liebte es.

Ich sah ein paar leere Zigarettenschachteln auf der Rückbank liegen, sowie einen Fußball und einer Lederjacke.
Ich war mir sicher, dass er in dieser einfach nur göttlich aussehen würde.

Hunter ließ während der Fahrt das Fenster runter und fischte sich eine Zigarette aus einer Schachtel, welche in der Mittelkonsole lag. Daneben direkt eine Packung Kaugummi.

„Hilfst du mir mal?" ohne den Blick von der Fahrbahn zu nehmen, deutete Hunter auf ein Feuerzeug, welches ebenfalls in der Mittelkonsole lag.
So langsam kam mir seine Mittelkonsole wie eine Art Raucher-Set vor.

Ich zündete das Feuerzeug an und hielt es an den Glimmstängel, welchen Hunter sich schon zwischen die Lippen gesteckt hatte.

„Danke, Baby."
Ich liebte es, wenn er mir diese Kosenamen gab.

„Weißt du jetzt, wo wir sind?" fragte Hunter mich und nahm einen weiteren Zug von seiner Zigarette.

„Im Park. Aber was gibts hier besonderes?" verwirrt stieg ich mit ihm aus.

„Lass dich überraschen."

Dann nahm Hunter meine Hand und lief mit mir einen kleinen, etwas abgelegenen Weg entlang.
Es kam mehr als Unerwartet, dass Hunter auch hier in der Öffentlichkeit meine Hand hielt, da er vor ein paar Tagen noch zu mir meinte, unsere Zweisamkeit bräuchte gewisse Grenzen.
Jedoch kannte ich diese Grenzen bis jetzt noch kein bisschen.

Hunter drückte auf dem Weg seine Zigarette auf dem Boden aus.

„Hunter, du erwartest nicht ernsthaft, dass ich da durch gehe?" ungläubig zeigte ich auf ein dichtes Gebüsch, auf das Hunter zuging.

„Es wird sich lohnen."

Hunter ging vor und versuchte, mir den Weg ein wenig freizuhalten, dennoch bekam ich mehr als nur ein paar Äste ins Gesicht.
Ich hörte immer mehr ein Rauschen. Ich vermutete, es war das Rauschen von Wasser.
Was für mich überhaupt keinen Sinn ergab, weil es in diesem Park keinen einzigen Tropfen Wasser gab.

Doch anscheinend hatte ich mich geirrt, denn sobald wir uns aus diesem Busch gekämpft hatten, erstreckte sich eine grüne Wiese und ein Bach vor mir.

„Hunter, wie...wie hast du das hier entdeckt?" fragte ich ihn überrumpelt.

„Ich komme seit ich zehn bin immer wieder hier her." sagte er und setzte sich ins Gras.
Immer noch staunend setzte ich mich neben ihn, doch es dauerte nicht lang und wir lagen beide in dem grünen Gras.

Ich hörte kurz etwas Rascheln.
Hunter hatte sich wieder eine Zigarette genommen.

„Warum rauchst du heute so viel?"

Abwesend senkte Hunter seinen Kopf und sah mir in die Augen.
„Nur so, ich bin nur etwas gestresst."

„Krieg ich auch eine?" fragte ich ihn schließlich.

Hunter nahm das tödliche Ding aus seinem Mund und blies den Rauch in die entgegengesetzte Richtung.

„Ne Zigarette? Niemals." er nahm einen weiteren Zug.

„Wieso nicht?"
Hunter lehnte sich wieder zurück ins Gras und ich stützte meinen Kopf auf seinem Brustkorb ab, sodass ich ihn weiterhin ansehen konnte.

„Ich hab dich schon zum trinken gebracht, ich werd dich sicherlich nicht noch zur Raucherin machen." lachte er und sah mich an.

„Wusstest du, dass sich mit jeder Zigarette deine Lebenszeit um Fünf Minuten verkürzt?" stachelte ich ihn weiter an.

Hunter seufzte laut auf, doch drückte die halb aufgetauchte Zigarette schließlich im Gras aus.

„Zufrieden?"

„Du ahnst gar nicht, wie sehr."

So lagen wir eine ganze Weile da.

Hunter zündete sich noch viele Zigaretten an diesem Tag an, doch mit der Zeit fiel es mir nicht mal mehr auf.

Und während ich da so auf Hunters Brust lag, war ich nichts anderes als Glücklich.
Ich wollte, dass dieser Tag niemals endete.

Dann schoss mir ein unwiderruflicher Gedanke in den Kopf.

„Heroin."

Perplex sah er mich an, während er mir durch meine Haare streichelte.

„Du bist wie Heroin. Du zerstörst mich innerlich, machst mich kaputt. Dennoch bin ich süchtig nach dir und kann einfach nicht ohne dich Leben."

Dann küsste ich ihn. 

Hunter erwiderte den Kuss sofort, und der starke Geschmack von Zigaretten war nicht zu ignorieren.
Doch gerade das liebte ich an ihm.
Verdammt, Ich liebte einfach alles an ihm.

„Ali." Hunter flüsterte meinen Namen und lehnte seine Stirn sanft an meine.
„Du machst mich verrückt."
Ich musste durch seine Aussage lächeln und schon spürte ich wieder seine Lippen auf meinen.

Und das erste Mal seit Monaten hatte ich das Gefühl, nicht mehr verloren zu sein.

Stay away from Drugs Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt