A L I
Mit zitternden Händen krallte ich mich in die Schere in meiner Hand.
Unsicher sah ich in den Badezimmerspiegel.Ich fuhr durch meine langen Haare und erinnerte mich ein letztes Mal daran, wie Hunter durch diese streichelte.
Dann schnitt ich.Ich schnitt nicht viel von meinen Haaren ab, jedoch gerade genug um jede Erinnerung von Hunter mit ihnen im Waschbecken versinken zu lassen.
Blonde Strähnen fielen auf den gefliesten Boden und ehe ich mich versah, brach ich in ein bitterliches Schluchzen aus.
Ich stützte meine Hände auf dem Waschbeckenrand ab und versuchte, ruhig zu atmen.Genau der Waschbeckenrand, auf dem ich letztens noch saß und Hunter küsste.
Frustriert warf ich die Schere in die nächste Ecke des Badezimmers.
Ich hatte eine Strähne abgeschnitten.
Zu mehr war ich einfach nicht in der Lage.Müde trottete ich zurück in mein Zimmer.
Ich war seit Tagen nur noch Müde.
Meine Mutter befürchtete, dass ich mir eine schlimme Erkältung zugezogen hatte. Dabei litt ich einfach nur an Liebeskummer.An einem stechenden, brennenden Liebeskummer.
Ich litt an einem Liebeskummer, welcher mich früher oder später vernichten würde.Immer wieder sah ich Hunters Gesicht vor mir, wie wir zusammen in meinem Bett lagen oder wie er mich im Arm hielt.
Doch dann erinnerte ich mich wieder daran, was er getan hat.
Und sofort wollte ich ihn schlagen, anschreien und für das ganze Leid auf der Welt verantwortlich machen.„Du verdammtes Arschloch!" rief ich und warf meinen Collegeblock gegen mein Fenster.
Wütend raufte ich mir durch meine Haare und ließ mich auf mein Bett sinken. Schwere Tränen tropften von meinem Gesicht auf meine hellblaue Jeans.
Ich wusste nicht, was ich noch tun sollte.Seit Tagen versuchte ich Hunter aus meinem Kopf zu bekommen, ihn zu auzulöschen, doch es schmerzte genau so wie am ersten Tag.
In dieser Nacht hatte ich nicht einmal meine Augen geschlossen.Mein Handy ließ mich aufschrecken.
Es war Liv.„Ali, was ist los? Warum bist du noch nicht in der Schule?" sofort bombardierte mich Liv's hohe Stimme mit tausend fragen.
„Es geht mir nicht besonders gut."
Meine Mutter hatte mich heute Zuhause gelassen, doch morgen würde ich mich der Realität stellen müssen.„Oh nein, hast du etwa ne Erkältung?"
Nein, schlimmer.
Viel schlimmer.„Ja, aber es geht schon wieder."
„Soll ich vorbeikommen?" Fragte Liv mich fürsorglich, und ich hörte Vogelgezwitscher im Hintergrund.
Es klang nicht gerade so, als wäre sie selber überhaupt in der Schule.„Nein, Quatsch. Ich komme ja morgen schon wieder in die Schule." wimmelte ich sie ab.
„Na gut, pass auf dich auf süße." dann legte Liv auf.
Süße.
So hatte Hunter mich auch mal genannt.Ich trottete die Treppe zur Küche herunter, meine Mutter stand bereits dort in ihrem Bademantel und machte Kaffee.
„Guten Morgen Ali." ich setzte mich an einen unserer Barhocker welche an der Küchentheke standen und beobachtete sie, wie sie zwei Tassen Kaffee machte.
Als sie mir meine Tasse reichte, fiel ihr plötzlich das Lächeln aus dem Gesicht.„Ali, was ist denn mit deinen Haaren passiert?"
Verdammt.
„Es ist nur eine Strähne, Mom." versuchte ich sie zu beruhigen und sah auf die Uhr.
Neun Uhr.
Sie hatte keine Zeit mehr mit mir darüber zu diskutieren, denn sie musste in einer halben Stunde auf dem Revier sein.„Darüber reden wir noch, Fräulein." sagte sie warnend, füllte ihren Kaffee in einen Kaffeebecher und ging nach oben um sich ihre Uniform anzuziehen.
Ich dagegen genoss den starken Geschmack des Kaffees und hoffte, das dass Koffein so schnell wie möglich seine Wirkung entfaltete und in meinen Blutkreislauf gelangen würde.
Ich hatte seit Nächten nicht geschlafen.Leo kam kurze Zeit später ebenfalls in die Küche. Mit ihm hatte ich bisher kein Wort gewechselt.
Viel zu groß war meine Enttäuschung.„Was hast du heute vor Ali?" fragte er mich und stellte sich mir gegenüber an die Küchentheke.
„Nichts." murmelte ich und rührte in meinem Kaffee etwas herum.
„Ich dachte mir, vielleicht könnten wir ja heute was machen? Ins Kino oder so."
Ich sah in die blauen Augen meines Bruders. In ihnen steckte so viel Ehrlichkeit und Vertrautheit, dass ich ihm nicht lange böse sein konnte.Ich seufzte.
„Leo, gib mir einfach noch ein bisschen Zeit ja?"
Und ich meinte es auch so.
Leo war mein Bruder und ich liebte ihn. Ich würde alles für ihn tun.Dennoch benötigte ich einfach ein bisschen Zeit, um erstmal mit allem einigermaßen klar zukommen.
„Klar, das ist kein Problem." sagte mein Bruder und schenkte mir ein warmes Lächeln.
„Leo?" hielt ich ihn auf, als er aus der Küche gehen wollte.
Er hätte eigentlich auch heute Schule, doch er spielte unserer Mutter ebenfalls das kranke Kind vor.„Beeil dich morgen mal ein bisschen, sonst fahr ich dich in in Zukunft nicht mehr zur Schule."
Augenblicklich bildete sich ein breites Lächeln auf Leo's Gesicht aus, genau wie auf meinem.„Schon klar, Monster."
Könnte ich Hunter doch bloß auch so einfach vergeben.
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Stay away from Drugs
Teen Fiction„Heroin." Perplex sah er mich an, während er mir durch meine Haare streichelte. „Du bist wie Heroin. Du zerstörst mich innerlich, machst mich kaputt. Dennoch bin ich süchtig nach dir und kann einfach nicht ohne dich Leben." Dann küsste ich ihn...