Twenty-Three

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H U N T E R

Ich lenkte meinen Wagen durch die Straßen.

Heilige Scheiße.
Was war da eben passiert?

Ich würde niemals ein Mädchen erst heiß machen, nur um sie dann mit irgendwelchem Gefasel stehen zu lassen.

Wer sagt, dass es mir nichts bedeutet hat?

Ich könnte mir diesen Satz um die Ohren klatschen.
Wieso sagte ich so was?
Doch was, wenn es kein Gefasel gewesen ist?
Ich meine, ein bisschen Gefühle sind beim Sex ja immer dabei.

Vermutlich hatte es mir etwas bedeutet, doch nicht auf diese Weise.
Ich schätze einfach, dass Ali gut im Bett ist.
Nein, Ali musste verdammt gut im Bett sein, wenn ich freiwillig zweimal mit ihr schlief und sie auf ein drittes Mal heiß machte.

Doch bei einer Sache war ich mir ganz sicher.
Es war nur Sex.
Denn ihren Charakter konnte ich überhaupt nicht ausstehen.
Sie war nervig, neugierig, Quengelig und zu allem Überfluss hatte sie ein unglaublich aufbrausendes Temperament.
Also praktisch alles, was ich an der Menschheit so verabscheute.

Wenige Minuten, nach dem ich den Entschluss gefasst hatte, dass Ali meinen Hass auf die Menschheit verkörperte, joggte ich die Treppen meines Hauses hoch.

Doch sobald ich die Tür aufgeschlossen hatte, wollte ich sie am liebsten sofort wieder zuziehen.

Meine Mutter stand gestresst in der Küche und schmiss irgendetwas unerklärliches in die Pfanne.
Meine Mutter in allen Ehren, aber sogar ich konnte besser kochen als sie.

„Zach, gib mir mal das Salz." wies sie meinen kleinen Bruder an, als sie mich bemerkte.

„Hunter! Womit haben wir deine Anwesenheit Zuhause verdient?" sagte sie gespielt freundlich, und fasste sich dramatisch an die Stirn.

„Jaja, lassen wir das." murmelte ich und verzog mich in mein Zimmer.
Das hasste ich.
Seit ich achtzehn geworden war, dachte meine Mutter ich wäre jetzt wohl so etwas wie Zach's neuer Erziehungsberechtigter oder so was.

„Hunter!" ihre Stimme glich der einer Krähe.

„Ja was ist?" fragte ich sie genervt und kam aus meinem Zimmer.
„Wo warst du schon wieder?"
Fragte sie, während ich mich in den Türrahmen der Küche stellte und ihr beim Kochen zusah.
Den Brei konnte man doch nicht essen.

„Nirgendwo. Draußen halt." sagte ich Schulterzuckend.

„Du wirst es mir nicht sagen, selbst wenn ich dich jetzt ausfrage oder?" während sie ihre Frage stellte, kostete sie vorsichtig das Essen.
Sie ekelte sich ja sogar selbst davor. 

„Wahrscheinlich." antwortete ich nur und ging ins Wohnzimmer.

Meine Mutter und ich hatten schon seit Jahren kein gutes Verhältnis mehr zueinander, was vermutlich daran lag, dass wir beide so gut wie nie zuhause waren.
Was an sich ja nicht sonderlich schlimm wäre, gäbe es da nicht noch Zach, um den sich nun mal jemand kümmern musste.
Doch dieser jemand würde sicherlich nicht ich sein.

„So, ich bin dann weg." verabschiedete sich meine Mutter ein paar Sekunden später, gab Zach noch einen Kuss auf die Stirn und machte sich auf den Weg zur Arbeit.

Mir warf sie noch einen warnenden Blick zu, wahrscheinlich dass ich auf Zach aufpassen sollte.
Dann schmiss sie die Haustür hinter sich zu.

Die nächste halbe Stunde verbrachte ich damit, den Brei den meine Mutter „gekocht" hatte, wegzuschmeißen und versuchte, diesen Gestank irgendwie aus der Wohnung zu kriegen.

Als plötzlich mein Handy klingelte.

„Hey, alter!" Luke's Stimme war mal wieder viel zu laut.
„Wir sind in fünf Minuten da."

„Was?" komplett überfordert stand ich von unserem Sofa auf.

„Carter und ich. Wir haben auch Bier mitgebracht."

Ich wollte ihnen widersprechen, doch im selben Moment klopfte es an der Haustür.
Die wollen mich doch verarschen, oder?

„Zach, verpiss dich in dein Zimmer."
Seinen Protest bekam ich nicht mehr mit, denn kaum dass ich die Haustür geöffnet hatte, stürmten Carter und Luke bewaffnet mit Bier und anderen Alkoholischen Getränken in mein Wohnzimmer.

Überrumpelt sah ich die beiden an.

„Sagt mir jetzt sofort was zur Hölle ihr hier wollt." forderte ich und die beiden sahen mich amüsiert an.

„Beruhig dich. Wir wollten ne Runde mit dir saufen." sagte Carter und stellte die Bierflaschen auf dem weißen Tisch ab.

Zach hatte sich anscheinend wirklich in sein Zimmer verzogen.

Genervt ließ ich mich neben Carter sinken, während Luke auf einem Sessel schräg gegenüber von mir Platz nahm.

„Wieso macht ihr so'n Scheiß nicht mit Adam?" Adam war für so etwas immer zu haben, während ich mir nichts anderes außer meine Ruhe wünschte.

„Adam kann heute nicht." Luke öffnete die erste Bierflasche und reichte sie mir.
„Außerdem wollte ich dich fragen, ob sich unser Leo-Problem geregelt hat?"
Das war also der Grund, wieso sie ausgerechnet zu mir gekommen sind.
Luke sah mich streng an, während er die zweite Bierflasche öffnete und Carter reichte.

„Ja, er hat's kapiert." ich versuchte, so kurz angebunden wie möglich zu sein, damit sowohl Carter, als auch Luke schnell wieder verschwanden.

„Was hat der Pisser eigentlich angestellt?" fragte Carter und nahm einen weiteren Schluck.

„Er hat mit nem Kunden Stress angefangen." klärte ich ihn auf.
Dabei war es noch viel schlimmer.

Nicht nur, dass Leo den Typen aus welchem Grund auch immer vermöbeln wollte, der Typ hatte auch angedroht, Leo an die Bullen zu verraten.

Was in erster Linie ja nicht sonderlich schlimm gewesen wäre, doch mir war klar, dass Leo uns ebenso in den Abgrund reißen würde.
Er könnte niemals die Klappe halten.

„Ja, so ungefähr." pflichtete Luke mir bei und öffnete eine weitere Flasche, jedoch war dies kein Bier.

Stunden später saßen wir immer noch in meinem Wohnzimmer.
Nur war es mittlerweile schon mitten in der Nacht und Luke und Carter waren besoffen.
Ich vermutlich auch.

Luke goss uns dreien gerade einen weiteren Shot in die Plastik Becher ein, welche ich unter unserer Spüle gefunden hatte.

Plötzlich machte sich ein komisches Gefühl in mir breit.
Und ich dachte wieder an Ali.
Ich wollte jetzt am liebsten ein weiteres Mal über ihre Haut fahren, oder hören wie sie meinen Namen sagt.
Ach fuck it.

Entschlossen erhob ich mich.

„Was machst du?" fragte Luke mich, als er von seiner hitzigen Diskussion mit Carter über Autos zu mir hochblickte.

„Ich muss weg." sagte ich und torkelte zur Haustür.

Luke und Carter schien das nicht weiter zu stören.

Doch kaum dass ich die untere Haustür geöffnet hatte, bereute ich mein Vorhaben augenblicklich.

Kalter Regen peitschte in mein Gesicht und machte es mir unmöglich, überhaupt etwas zu sehen.

Deswegen entschied ich mich auch gegen mein Auto und lief den ganzen Weg zu Ali zu Fuß.

Wie dumm mein Vorhaben war, begriff ich leider erst viel zu spät.

Nämlich erst, als ich vor ihrem Fenster stand und angeregt Kieselsteinchen gegen dieses warf.

Stay away from Drugs Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt