Twenty-Seven

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H U N T E R

River.

River.

Mein Kopf spulte diesen Namen immer wieder in meinem Kopf ab.

River.

Ich wurde diesen verdammten Namen einfach nicht mehr los.
Das einzige, was ich über den Kerl wusste, war dass er auf irgendein College hier in der Nähe gehen musste und wirklich miserabel tanzen konnte.

Ich nahm einen weiteren Zug von meiner Zigarette und blies den Rauch langsam an meine Zimmerdecke.
Ich hoffte, das offene Fenster würde den Geruch zumindest ein bisschen mildern, doch er klebte in diesem Zimmer fest.

River.

Da war er wieder.

Scheiße. 

Ich konnte doch nicht den ganzen Tag auf meinem Bett liegen und über einen einzigen fucking Namen nachdenken!
Ali sollte niemals soviel Platz in meinen Gedanken einnehmen.

Dennoch, gehörte ihr bereits über die Hälfte meiner Gedanken.
Sie war das erste woran ich dachte, wenn ich aufstand.
Und auch das letzte woran ich dachte, wenn ich endlich meine Ruhe finden konnte.
Und tagsüber fanden meine Gedanken auch des Öfteren den Weg zu ihr.
Ich dachte so gut wie eigentlich immer an sie.

Und ich meinte jedes einzelne meiner Wörter aus der vergangenen Nacht todernst.
Natürlich war ich mehr als Betrunken, doch meine Gedanken blieben dieselben.
Nur mit dem Unterschied, dass ich sie im betrunkenen Zustand tatsächlich ausgesprochen hatte.

Doch letztendlich würde das wohl nichts zu Sache tun.
Sie hatte einen Freund.
Außerdem würde ich ihr sicherlich nicht hinterherlaufen.

„Hunter?" Zach lugte vorsichtig in mein Zimmer herein.
Er wusste wie ich es hasste, wenn man mein Zimmer auch nur ansah.
Vermutlich lag es daran, dass ich hier viel zu viel illegalen Scheiß aufbewahrte.

„Raus." meine Zigarette war fast abgebrannt, und nachdem ich sie auf meinem Fensterbrett ausgedrückt hatte nahm ich mir direkt die nächste.
Deine Lunge wird sich freuen.
Schrie meine innere Stimme mich an, doch wie immer verdrängte ich sie.

„Aber da ist jemand am Telefon für dich." er hielt mir das Haustelefon hin.
Was zum...
Niemand bis auf Lehrer riefen noch auf dem Haustelefon an, geschweige denn dass sie überhaupt diese Nummer hatten.

Ich nahm Zach den Hörer ab, und er sprintete aus meinem Zimmer.
Ich hatte ihn schon oft mit unschönen Methoden aus meinem Zimmer verscheuchen müssen, sodass er inzwischen von ganz allein ging.

„Hallo?" abwartend hielt ich den Hörer an mein Ohr.

„Hunter, mein lieber Freund!"

Ich hätte wirklich mit jedem gerechnet, doch nicht mit Carter.
Und gerade deswegen verschlechterte sich meine Laune noch um einiges mehr.

„Wieso zur Hölle rufst du..." Carter ließ mich meinen Satz nichtmal zu Ende bringen, da sagte er auch schon:,,Meine Alten haben mein Handy nach meinem Besuch bei der Polizei eingezogen. Hab ich dir das noch nicht erzählt?"
Heiliger.
Wenn er so am Haustelefon mit mir sprach, kam ich mir vor wie eines dieser Highschool-Mädels, die Stunden am Stück telefonierten und ihren Eltern nichts weiter als viel zu hohe Telefonrechnungen brachten.

„Spuck's aus, Carter. Was willst du?"
Ich spürte bereits, wie meine Nerven zu kochen begannen.

„Nur, um das vorher festzuhalten: Luke wollte, dass du das machst, nicht ich." sofort versteifte sich mein Körper.
Wenn Carter schon so redete, konnte es nichts gutes für mich bedeuten.

„Luke will, dass du diesmal Leo das neue Zeug bringst. In der Schule wäre es zu auffällig." sagte Carter in einem abschätzigen Ton.
Er hatte schon seit einer Weile ein Problem damit, dass Luke die Geschäfte leitete.

Doch schließlich war es auch Luke, welcher uns in der neunten auf die Idee brachte Drogen zu verticken und er war es auch, der uns die ersten Kunden verschafft hatte.

„Du willst mich gerade verarschen, richtig?" Meine Stimme schnitt scharf durch den Hörer.

„Hey, gib nicht mir die Schuld!" ich konnte mir Carter's Haltung gerade nur allzu gut vorstellen.
Wahrscheinlich hätte er sogar die Hände gehoben, bloß um seine Unschuld zu beweisen.

„Na schön." knurrte ich in den Hörer und legte auf.
Verdammte scheiße.

„Ich bin noch mal weg." rief ich Zach zu und war noch bevor er bis drei Zählen konnte, aus unserer Wohnung verschwunden.

Zuerst wusste ich nicht genau, wo ich mich mit Leo treffen sollte.
Denn zu ihm Nachhause würde ich sicherlich nicht noch einmal gehen.
Selbst wenn Ali schon längst bei ihrem Date mit River sein müsste.

River.

Fuck!

Schließlich schrieb ich Leo, dass wir uns im nahegelegenen Park treffen würden.
Die Sonne stand bereits jetzt schon sehr tief, und neigte sich dem Untergang zu.

Die ganze Autofahrt verbrachte ich hauptsächlich damit, über Ali nachzudenken.
Das war so etwas wie meine neue Tagesbeschäftigung geworden.

„Hey Hunter!" glücklich begrüßte Leo mich, sobald ich aus meinem Auto ausgestiegen war.
Natürlich hatte er bei den Parkplätzen auf mich gewartet.

„Gehen wir etwas weiter rein."
Ich hatte nicht vor, mehr Wörter als nötig mit ihm zu wechseln.

Wir liefen so um die Fünfhundert Meter, bevor wir vor einer kleinen Steinmauer ankamen, auf welche sich Leo sofort drauf setzen musste.

„Hier." zögernd reichte ich ihm das Gras.

„Ist das alles?" skeptisch blickte er mich an.

„Was? Willst du etwa noch was selbst rauchen oder wie?" daraufhin schüttelte er sofort mit seinem Kopf.
Rauchen. Gutes Stichwort.

Ich nahm mir meine Packung Zigaretten und steckte mir eine davon an. Der Rauch tat gut und lies mich für einen Moment vergessen, in welcher Scheiße ich eigentlich steckte.

„Kann ich auch eine?" Leo sah mich mit großen Augen an und deutete auf meine Zigaretten.

„Träum weiter." lachte ich und machte mich, ohne mich auch nur zu verabschieden, wieder auf den Weg zu meinem Auto.

Eigentlich war es mir egal, ob Leo nun rauchte oder nicht.
Aber Ali würde mir den Kopf abreißen, wenn sie herausfinden würde, dass er wegen mir eine Zigarette geraucht hatte.

Auch wenn das ganze mehr als nur Widersprüchlich war, da ich ihn ja schließlich auch für mich Dealen ließ.
Doch dass würde Ali niemals erfahren.

Ich war mir mehr als sicher, dass Leo mich nicht bei seiner Schwester verpetzen würde.
Wenn nicht aus Freundschaft, dann zumindest aus Angst.

Mit dieser Sicherheit startete ich den Motor und drehte das Radio auf die höchste Stufe.

Ali würde es nicht erfahren.

Höchstens über meine Leiche.

Stay away from Drugs Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt