H U N T E R
Ich könnte Luke umbringen.
Ich würde ihn erst eigenhändig erwürgen, bloß um seine Organe dann an irgendwelche Typen von der Russischen Mafia zu verscherbeln und seine Überreste dann an deutsche Kampfhunde zu verfüttern.
Okay, ich übertreibe.
Aber ich war Stinksauer.
Luke hatte mich soeben zu einem Deal gezwungen, was an sich keine große Hürde darstellte, wenn ich nicht gerade eben noch bei Ali gewesen wäre.
Dieses Mädchen bedeutete mir viel zu viel.Und dann gab es da ja noch dieses „Ding" zwischen uns.
Was eine bescheuerte Idee.Am liebsten würde ich vor der ganzen Schule stehen und schreien:,,Seht ihr das Mädchen da? Ganz genau, ihr Pisser! Dieses Mädchen da ist meine Freundin!"
Doch das ging nicht.Ich könnte es jetzt selbstlos nennen, weil ich sie damit von dem ganzen Drogenscheiß fern halten wollte, doch leider war es alles andere als das.
In meinem Leben gab es einfach keinen Platz für eine Freundin.Doch Egoistisch wie ich Nunmal war, konnte ich nicht gänzlich auf Ali verzichten.
Auch wenn ich wusste, dass ich sie damit womöglich verletzte.Und dann war da noch diese beknackte Sache mit ihrem Bruder.
Eins war Klar, er konnte nicht mehr für uns dealen.
Viel zu viel stand für mich auf dem Spiel.Langsam bog ich in das kleine Waldstückchen ein, wo der Deal stattfinden sollte.
Luke machte eindeutig bessere Treffpunkte aus, als Adam. Soviel war sicher.Bestimmt eine halbe Stunde und sechs Zigaretten später lehnte ich immer noch an meinem Auto, als sich eine dunkle Gestalt näherte.
Es dämmerte bereits, und die Flamme in meiner Hand leuchtete umso mehr auf, als ich mir meine siebte Zigarette anzündete.
Ich wurde noch zum Kettenraucher.„Bist du Carter?"
Die Gestalt näherte sich.
Als die Person näher sah konnte ich eine schwarze Kapuzenjacke ausmachen, welche das darunterlegende, dreckige T-Shirt verdecken sollte.
Der Typ sah mich mit glasigen Augen an. Grob geschätzt war er um die Neunundvierzig.
Sein langer Bart war mit weißen Strähnen durchzogen und sein Blick ging in die völlige Leere.
Verdammte Junkies.„Ja."
Es war egal, wer ich war. Hauptsache der Typ bekam seinen Stoff und ich mein Geld.Der Typ kramte in seiner Jackentasche herum und holte wenig später ein paar Scheine Geld heraus.
Scheiße, was zum fick vertickte ich hier gerade?Ich hatte mir bloß Carter's Rucksack bei Luke abgeholt und nicht nachgefragt, für wen oder was ich verkaufte.
Ich kramte etwas in Carter's Rucksack herum, bis ich ein paar Gramm Kokain ausmachen konnte.
Heiliger.„Krieg ich jetzt meinen Stoff?" fragte der zwielichtige Typ vor mir ungeduldig.
Ich könnte ihn ohne Umschweife ausknocken, allerdings war ich sicher, dass er ein Messer bei sich trug. Für alle Fälle.„Ich will erst mein Geld."
Daraufhin schnaubte der Typ verächtlich, doch streckte seine Hand aus und reichte mir die Scheine.„Wieviel Gramm kriegst du?"
Ich konnte selbst nicht glauben, dass ich an diesem Punkt angelangt war.
Gras verticken war für mich nie ein Thema gewesen, auch mit Ecstasy oder LSD kam ich noch einigermaßen klar, aber Kokain?
Verfickte Scheiße, das war eine ganz andere Sache.
Das war die fucking Oberliga.
Und sicherlich nicht im guten Sinne.Entgegen aller meiner Werte und Überzeugungen gab ich dem Typ schließlich seinen Stoff und wartete ab, bis er wieder in den Bäumen verschwand.
War das der etwa der Grund, wieso Leo jetzt auf einmal Ecstasy auf dem Schulhof verkaufen sollte?
Wollte Luke uns etwa vergrößern?Ich wollte keinen einzigen Gedanken daran verschwenden, wie das Ganze für uns ausgehen würde.
Doch ich hatte Breaking Bad gesehen.
Und das Ende war für beide Protagonisten der größte Kack.Ich würde sicher kein Jesse Pinkman sein, und Luke würde auch niemals Walter White werden, soviel stand fest.
Sobald ich wieder in meinem Wagen saß, griff ich eilig nach meinem Handy, während ich mir eine Weitere Zigarette anzündete.
Die Achte inzwischen.„Hunter?" verwundert nahm Luke ab.
Ich rief sonst nie jemanden an.„Ist was bei dem Deal schief gelaufen?"
„Wann zur Hölle wolltest du mir sagen, dass wir mit fucking Kokain dealen?" fuhr ich ihn aufgebracht an.
Mein Handy ließ ich auf den Beifahrersitz fallen und startete den Motor.„Nicht wir dealen mit Kokain, sondern Carter."
Allein für diese Aussage hätte ich ihn in die Fresse schlagen können.
„Und jetzt auch du."
Dafür hätte er eine weitere Schelle verdient.
Ich konnte sein Süffisantes Grinsen vor mir sehen und sofort fing ich an, nochmal über meine Idee mit den deutschen Kampfhunden nachzudenken.„Hast du mich jetzt nur deswegen angerufen? Das hättest du auch in der Schule mit mir besprechen können."
Klar, weil es ja auch normal war, in der Schule über Kokain zu sprechen.„Nein. Ich hab noch wegen was anderem Angerufen.", ich schloss entnervt meine Augen, ehe ich wieder auf die Fahrbahn sah.
„Der kleine muss da raus."„Du meinst Leo?"
„Nenn ihn von mir aus so wie du willst. Leo, Kleiner, von mir aus kannst du ihn auch Schatz nennen, aber ja, den mein ich."
Ich konnte Luke leise lachen hören.„Niemals Hunter, er ist mehr als ein Gewinn für uns."
„Luke, der Typ ist Fünfzehn, verdammte Scheiße! Was glaubst du wohl passiert mit dem, wenn der mit Kokain dealt?"
Die Unruhe machte sich immer mehr in mir breit.„Machst du dir etwa sorgen um den Scheißer?"
Die Belustigung in Luke's Stimme war kaum zu Überhören.Nein.
Das gewiss nicht.
Ich machte mir eher Sorgen um seine große Schwester.Wenn Ali auch nur ahnen würde, dass ich Leo zum dealen angestiftet hatte, dann würde sie mich in tausend kleine Stücke zerfetzen.
„Luke, er ist noch zu jung dafür."
Wenn Luke es eben nicht auf die eine Schiene wollte, musste halt die andere her.„Wir haben auch mit Fünfzehn angefangen." erinnerte Luke mich. Sein Ton war ruhig und gefasst. Vermutlich, weil er längst wusste, dass ich diese Diskussion nicht gewinnen würde.
Und ich wusste es bereits auch.„Und was hat es uns gebracht, Luke?"
Nichts.
Nichts, bis auf ein paar Scheine mehr im Portmonee und tausende, fucking Probleme.
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Stay away from Drugs
Teen Fiction„Heroin." Perplex sah er mich an, während er mir durch meine Haare streichelte. „Du bist wie Heroin. Du zerstörst mich innerlich, machst mich kaputt. Dennoch bin ich süchtig nach dir und kann einfach nicht ohne dich Leben." Dann küsste ich ihn...