Fourty-One

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A L I

Zwei Wochen.

In dieser Zeit konnte ein Kreuzfahrtschiff durch die Karibik fahren.

Zwei Wochen.

In dieser Zeit konnte es aber auch eine einzige Person schaffen, mich komplett in den Wahnsinn zu treiben.

Zwei Wochen.

Hunter war seit Zwei Wochen nicht mehr in die Schule gekommen.

In den ersten Tagen hatte ich den Gedanken, er würde den Unterricht schwänzen, doch nach der ersten Woche war ich mir fast schon sicher, dass ihm etwas ernstes passiert sein musste.

Das ganze Wochenende über verfolgte mich eine Paranoia welche mich zwang, stundenlang das Internet nach diversen Zug, Bus oder Autounglücken abzusuchen.
Zum Glück Erfolglos.

Die Zweite Woche war allerdings nicht einfacher.
Zwar hatte ich nun nicht mehr den Gedanken, dass Hunter etwas zugestoßen sei, dennoch machte ich mir wahnsinnige Sorgen um ihn.
Dabei wollte ich eigentlich die Gefühle für ihn auslöschen.

Ich ertappte mich mehrmals am Tag dabei, wie ich mich suchend in den Gängen umsah, oder in unseren Gemeinsamen Kursen die ganze Zeit auf die Tür starrte in der Hoffnung, er würde hereinstürmen.

Heute brach die dritte Woche an.
Die Hoffnungslose Woche.
Ich hatte die Hoffnung nun endgültig aufgegeben, dass Hunter auch diese Woche zur Schule kommen würde.
Vermutlich würde er dann gar nicht erst zu seinem Abschluss kommen.

So langsam füllte sich der Biologie Kurs, und ich starrte gelangweilt auf die Tafel.
Dabei hatte der Unterricht nicht mal begonnen.

Als ich meinen Blick eine Weile zur anderen Seite wendete, spürte ich plötzlich, wie sich jemand neben mich setzte.

„Sorry da sitzt schon jemand." sagte ich und drehte mich genervt um.
Mir fielen fast die Augen aus dem Kopf.

„Hast du mich etwa schon ersetzt?" lächelte Hunter und lehnte sich bequem in seinem Stuhl zurück.
Ich konnte nicht glauben, dass er tatsächlich wieder da war.
Für die letzten Zwei Wochen Schule.
Ernsthaft jetzt?

„Wo warst du?" fragte ich ihn beinahe Atemlos.

Doch Hunter zuckte bloß mit den Schultern.
„Hier und da."
Dann kramte er sein Biologie Buch aus seinem Rucksack.
Wieder mal fiel mir die Zigarettenschachtel in seiner Hosentasche auf.

Ich erinnerte mich zurück an den Tag, als Hunter und ich nebeneinander gesetzt wurden.
Damals hatte ich ihn für die Zigarettenschachtel verurteilt, inzwischen jedoch kannte ich ihn nur mit dieser.

„Wie, Hier und da?"
Verwirrt sah ich Hunter an.

„Ich war halt nicht bloß an einem Ort."
Sagte er unbekümmert.

„Also warst du nicht Zuhause?" bohrte ich weiter nach und konnte bereits deutlich spüren, dass ich Hunter gehörig auf die Nerven ging.

„Zum Teil, ja." sagte er genervt.

„Und den anderen Teil?"
Ich konnte es einfach nicht lassen.
Ich musste wissen, wo er war.
Ich musste einfach wissen, ob ich mir grundlos die letzten Zwei Wochen zur Hölle gemacht hatte.

„Ich musste nachdenken."
Mehr beantwortete Hunter nicht.

Ich sprach ihn für ein paar Minuten nicht mehr an, bis er mich ansah und fragte:„Wie gehts dir?"
Hunters Augen fixierten mich.

Es war eigentlich eine allgemeine Frage, auf die jeder Mensch eine Antwort wusste.
Ich leider nicht.

„Gut." log ich und sah ihm tief in die Augen.
Vermutlich wusste er genau, dass ich log. Er kannte mich einfach zu gut.

„Und dir?" fragte ich ihn schüchtern, als unserer Biologie Lehrerin den Raum betrat.

„Ziemlich beschissen." redete Hunter unbekümmert weiter und fuhr sich wieder durch die Haare.
Sofort fühlte ich mich schlecht wegen meiner Antwort.

Hunter konnte zugeben, wenn es ihm schlecht ging.
Wieso konnte ich das nicht?

„Um ehrlich zu sein." sagte ich, nachdem unsere Lehrerin eine kurze Ansprache zum Thema der heutigen Stunde gehalten hatte.
„Gehts mir auch nicht so gut."

Sofort lag Hunters Blick auf mir.
„Ich weiß."

Den Rest der Stunde verbrachten wir schweigend.
Doch leider konnten meine Gedanken nicht Schweigen.

Seine Haare waren zerzaust und in seinem Blick lag gespielte Interesse.
Sein kleines Muttermal über der Augenbraue sah unglaublich verführerisch aus.

Sollte ich nicht eigentlich Sauer auf ihn sein?
Stattdessen saß ich hier und dachte darüber nach, wie gut er aussah.
Doch ich konnte nichts dagegen tun.
Ich hatte ihn einfach viel zu sehr vermisst.

Betend, dass es bald Schellen würde sah ich auf die Uhr.
Doch leider hatte das Glück mich verlassen.
Ich hatte noch Fünfundachtzig harte Minuten vor mir.
Und diese Minuten waren die reinste Hölle.

Nicht nur die Tatsache, dass unsere Lehrerin uns uninteressante Fakten über giftige Pflanzen in den Wäldern Amerikas erzählte.
Hunters Blick brannte auch noch auf mir.

Ich versuchte die ganze restliche Stunde, nicht zur Seite zu schauen.

Sonst würde ich nämlich in ein Eisblaues Augenpaar starren und das könnte Tödlich für mich enden.

Stay away from Drugs Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt