Sixteen

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A L I

Der Sonntag war schrecklich.

Die ganze Zeit versuchte ich nicht an Freitag Nacht zu denken.
Leider war es da ziemlich unvorteilhaft, dass mein Netflix Account zu Fünfundneunzig Prozent aus Liebesfilmen bestand.

Selbst Liv schaffte es nicht, mich in irgendeiner Weise aufzuheitern, als sie mich am Abend anrief.

„Komm schon, jetzt lass den Kopf nicht hängen." obwohl sie nicht mal ansatzweise über die Katastrophe in meinem Kopf Bescheid wusste, versuchte sie alles um diese zu beseitigen.
„Wenigstens hast du diesmal nicht mit Hunter geschlafen." lachte sie.
Wenn sie wüsste.

Aber noch schlimmer als der Sonntag, würde der heutige Tag werden.
Montag.

In der Schule schlenderte ich unmotiviert durch die Gänge, und hörte Liv nur auf einem Ohr zu.
Dabei ergab es nicht mal einen wirklichen Sinn, wieso ich so zerstreut war.
Hunter bedeutete mir nicht.
Ich kannte ihn ja nicht einmal richtig.

Es war einfach dieses unwohle Gefühl, dass sich in mir breit machte.
Er hatte mich schon wieder ins Bett gekriegt.
Und das ärgerte mich unglaublich.

Doch als ich mich auf meinen Platz in Biologie setzte, war von Hunter keine Spur.
Verwirrt sah ich auf die Uhr.
Hunter war schon zehn Minuten zu spät.
Bald waren es zwanzig.
Vierzig.

Als ich einsah, dass er nicht mehr kommen würde, atmete ich erleichtert aus.
Wer weiß, wer sonst noch wen angeschrien hätte.
Fünfzig Minuten später erlöste die Schulglocke mich von meinem Elend.

Auf dem Nachhauseweg machte Leo es mir nicht gerade einfacher,meine Wut gegenüber  Hunter zu unterdrücken, denn er redete die ganze Zeit nur von einem Witz, den Adam und Luke in der Pause gerissen hatten.

Den restlichen Tag versuchte ich mich so gut wie nur möglich, von ihm abzulenken.
Ich erledigte sogar meine Hausaufgaben rechtzeitig, bloß um etwas zu tun.

Jedoch gingen meine Gedanken immer wieder zurück zu Hunter.
Ich fühlte mich bloß wie ein weiteres seiner zig tausend Betthäschen.

Zu meinem Glück klingelte im selben Moment mein Handy, und Liv's Name leuchtete groß auf dem Display auf.

„Ali! Wir beide gehen heute aus!" verkündete sie mir freudig, sobald ich abnahm.

Lachend verdrehte ich die Augen.
„Ja, klar."

„Doch wirklich. Einer aus meinem Mathe Kurs hat mir davon erzählt."

„Aber, Das geht nicht Liv. Es ist mitten in der Woche, außerdem schreiben wir bald Klausuren und..."

„Jetzt hör schon auf, Ali!" unterbrach Liv schroff meinen Protest.
„Der gesamte Jahrgang kommt hin. Sag deiner Mutter einfach, dass das so etwas wie ein Jahrgangstreffen wird und wir morgen frei haben oder so."

Ich brauchte dringend eine Ablenkung.
Und die Ausrede von Liv, schien mir auch gut genug zu sein, um sie meiner Mom aufzutischen.

„Na gut, okay." sagte ich schließlich, woraufhin Liv einen kleinen Freudenschrei ausstieß.

„Okay, Ich hol dich dann heute Abend um neun ab."
Dann legte Liv auf.

Tatsächlich glaubte meine Mutter mir die Lüge mit dem Jahrgangstreffen, sie schenkte mir zwar einen mehr als skeptischen Blick, stellte jedoch keine Fragen.

Als Liv mich schließlich um neun Uhr abholte, hatte sich meine anfängliche Nervosität in Unsicherheit umgewandelt.
Liv sagte, der ganze Jahrgang würde kommen.
Das bedeutete, auch Leute die vielleicht noch schlimmer waren als Hunter.
Auch wenn ich stark bezweifelte, dass so etwas überhaupt möglich war.

„So, da sind wir." sagte Ethan schließlich.
Es war schon zur Angewohnheit geworden, dass immer wenn Liv sagte ich hol dich ab sie eigentlich Ethan meinte.
Er kutschierte uns nun schon seit fast zwei Jahren herum.
Und jedes Mal benahm er sich ein kleines bisschen wie der Vater von Liv.

„Danke, Brüderchen." sagte Liv und drückte ihrem Bruder einen Kuss auf die Wange und wollte gerade aussteigen, als er sie aufhielt.

„Kein Alkohol, Keine Zigaretten und garantiert keinen Sex, verstanden?"
Wie ich es bereits sagte.
Er war wie Liv's zweiter Vater.

„Ja, Papa." sagte Liv genervt.

„Und du passt auf sie auf." Ethan sah mich scharf im Rückspiegel an.

„Tu ich das nicht immer?" fragte ich ihn, woraufhin er leise lachen musste.

„Die Bude ist ja noch größer, als die von Luke." sagte Liv als wir auf das beige Haus zuliefen.
„Von wem ist das eigentlich das Haus?"
Es war mir etwas unangenehm, auf eine Party zu gehen und nicht mal zu wissen, wer dort eigentlich wohnte.

„Keine Ahnung, von so nem Mädchen aus meinem Physik Kurs glaub ich."
Liv drückte die Haustür auf und sofort überfiel uns die Laute Musik.

Ich rannte Liv wie ein Küken seiner Mutter hinterher, bloß um sie nicht in der riesigen Menge an Menschen zu verlieren.
Seit wann war unser Jahrgang eigentlich so groß?

„Ich wusste gar nicht, dass wir so viele Menschen in unserem Jahrgang haben?" sagte ich überrascht zu Liv, als wir uns an die Bar setzten, die im Wohnzimmer stand.

Das Mädel hatte ne fucking eigene Bar im Haus?!

Liv bediente sich selbst und holte uns eine Flasche Tequila unter dem Tresen hervor, bevor sie sich wieder zu mir setzte.

„So, wir feiern jetzt!"

Sie nahm sich noch zwei Shot Gläser und goss uns beiden ein.

„Der hier ist für das Mädchen, dem diese bescheidene Bude hier gehört." sagte Liv und kippte den Shot herunter.

„Der ist für Ethan, der mir Alkohol verboten hat." sagte Liv und kippte meinen Shot noch hinterher, ehe sie uns nachgoss.

„Wofür ist deiner?" fragte sie mich nun und sah mich abwartend an.

„Der hier ist für..." Ich stockte.
„Dafür, dass ich mich ordentlich abschieße." sagte ich schließlich und kippte das Getränk herunter.
Es brannte mal wieder höllisch, doch dieses brennen machte mich süchtig nach mehr.

Daher war es auch kein Wunder, dass Liv und ich die meiste Zeit an der Bar, anstatt auf der Tanzfläche verbrachten.

„Mal ehrlich..." angetrunken sah ich Liv an.
„Wo kommen die ganzen Leute her?"

„Ich glaub, Michelle hat noch welche vom College ihres Bruders eingeladen oder so." nachdem sie den Satz ausgesprochen hatte, sah sie mich an, als hätte sie gerade eben einen wissenschaftlichen Durchbruch gehabt.
„Ich hab's! Das Mädel heißt Michelle! Ihr gehört diese Bude hier!" sie freute sich dermaßen, dass sie fast von ihrem Barhocker fiel.

„Darauf noch einen." sagte ich und stieß mit ihr auf meinem Ich-hab-aufgehört-zu-zählen Shot an.

„Ladies, wollt ihr mal ziehen?"
Plötzlich sprach uns ein ziemlich gut aussehender Typ an.

„Man soll ja nichts von fremden Leuten annehmen." sprang Liv sofort auf den Typen an, nahm ihm jedoch den Joint aus der Hand und zog einmal dran.

„Denk an das, was Ethan gesagt hat." Maßregelte ich sie, doch musste gleichzeitig lachen.

„Er hat gesagt keine Zigaretten, nicht dass ich keine Joints darf." zwinkerte sie und bot mir ebenfalls was an.

Es war eine Party.
Ich war sowieso schon betrunken.
Also wieso nicht?

Es war ungewohnt, dennoch gefiel es mir.
Sofort machte sich ein ungewohntes, jedoch angenehmes Gefühl in mir breit.

„Ist Ethan dein Freund?" fragte der Fremde Liv interessiert.
„Ne, aber mein Bruder." sagte Liv und klimperte mit ihren Wimpern.
Sie war auf den kompletten Flirtmodus umgeschaltet.

Dennoch nickte der Typ nur, und wendete sich mir zu.

„Und was ist mit dir, hast du einen Freund?"

Stay away from Drugs Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt