20. Kapitel

1.1K 35 2
                                    

Memphis, Tennessee

Geschockt blickten Stefan und ich auf all die toten Hybriden, die getrocknetes Blut auf ihren Wangen hatten, so als hätten sie dies geweint.

Klaus saß auf einem Baumstamm, sein Gesichtsausdruck emotionslos und sein Körper blutbesudelt.

Ächzend ließ Stefan Rays toten Körper vor Klaus auf den Boden fallen.
Ich schmiss sein Herz daneben.

„Sie sind tollwütig geworden.",murmelte Klaus. „Einige von ihnen musste ich töten, die anderen sind einfach verblutet."

Der Blonde erhob sich von dem Baumstamm und lief langsam auf mich und meinen Bruder zu:„Letzten Endes...sind alle tot."

Wie aus dem Nichts warf der Hybrid die Flasche, die er in seiner Hand hielt, in die Luft und brüllte vor Wut laut auf.

Stumm beobachteten Stefan und ich seinen Wutanfall.

„ICH HABE ALLES GETAN, WAS MAN MIR GESAGT HAT.",rief Klaus nun laut aus, sein Gesicht rot vor Zorn. „Ich hätte fähig sein müssen sie zu verwandeln. Ich habe den Fluch gebrochen, ich habe einen Werwolf getötet, ich habe einen Vampir getötet, ich habe den Doppelgänger getötet."

Bei der Erwähnung des Doppelgängers riskierte ich einen kleinen Blick zu Stefan, welcher versuchte seine Mimik neutral zu halten und nicht zu zeigen wie nah der Hybrid eigentlich an des Rätsels Lösung war.

Auf einmal, wie als hätte der Hybrid unsere Anwesenheit erst jetzt bemerkt, sah er auf.

Sein Blick, seine Emotionen, alles war wieder so verschlossen wie immer, als hätte es diesen Anfall gerade überhaupt nicht gegeben.

„Du siehst fürchterlich aus.",sprach er trocken zu Stefan.

Zitternd atmete der Braunhaarige aus:„Soweit ich weiß sterbe ich...und du willst mich nicht heilen."

Klaus blickte erst zu Stefan's Wunde und anschließend zu Ray's Körper, der regungslos auf dem Boden lag.

„Ich musste ihn umbringen. Er hätte Stefan sonst womöglich getötet.",sprach ich hastig und kam somit meinem Bruder zu vor, der gerade anfangen wollte sich zu erklären.

Stumm blickte Klaus mir in die Augen.

„Ich hab dich enttäuscht...Das tut mir leid...",fing jetzt mein Zwilling an zu sprechen und trat näher an Klaus heran. „Tu was du tun musst."

„Es hätte funktionieren müssen.",behauptete Klaus immer noch stur und drehte sich anschließend um, nur um zu der Lagerstelle zu gehen und sich eine leere Bierflasche zu holen.

Erleichtert atmete ich aus, als er sich in seine Handfläche biss und das Blut in die Flasche fließ.

„Wohl bekomms.",mit einem undefinierbaren Ausdruck hielt er Stefan die Flasche hin, welcher sie vorsichtig annahm.

„Wir verschwinden.",teilte uns der Blonde uns danach kalt mit.

Ich nickte kaum merklich.

Ich beobachtete wie er ging ein paar Schritte ging, sich aber noch einmal umdrehte und seinen Blick mit einem traurigen Ausdruck über die toten Hybriden schweifen ließ.
Anschließend blickte er zu Stefan und mir:„Wie es scheint seid ihr die Einzigen, die noch hier sind."

Er schüttelte kaum merklich mit seinem Kopf, so als ob das, was er gesagt hatte lächerlich oder dumm wäre und lief anschließend vor.

Ich dachte nicht nach, als ich ihm hinterherrannte und ihn an seinem Arm zurückzog:„Es tut mir leid."

Das tat es eigentlich nicht, aber ihn zu fragen, wie es ihm ging, schien mir noch bescheuerter.

Er lachte bitter auf:„Mein ganzes Leben hab ich versucht diesen verdammten Fluch zu brechen, doch aufgrund irgendeines Fehlers, irgendeiner Kleinigkeit, die mir entgangen sein muss, ist alles schief gelaufen. Ich kann keine Hybriden erschaffen und ich werde herausfinden wieso!"

Ich musste schmunzeln:„Du hast alles, Klaus. Geld, Macht, Respekt. Jeder hat Angst vor dir. Wozu brauchst du diese Hybriden?"

„Geld und Macht...Auf Dauer macht es nicht glücklich, auch wenn es einen schönen Beigeschmack hat. Freunde wären manchmal auch nicht schlecht.",sprach Klaus mit einem Grinsen, welches jedoch nicht seine Augen erreichte.

Ich schnalzte mit meiner Zunge:„Ich muss mich nicht noch einmal wiederholen oder? Sie wären nicht deine Freunde."


Er lächelte keck:„Und genau das will ich."

Ich blickte ihn erst an:„Ach wirklich? Oder willst du sie doch nur, um dich nicht einsam zu fühlen?"

Er sah mich stumm an.
Sein Blick sagte mehr, als Worte es hätten tun können.
Ich hatte genau ins Schwarze getroffen.

„Du bist nicht alleine, Klaus.",sprach ich eindringlich.

Der Blonde schnaubte abfällig auf:„Und wenn habe ich denn?"

„Deine Familie, die dir verzeihen wird, wenn du sie aus diesen Särgen herauslässt."

Er verdrehte seine Augen:„Elijah wird mich hassen.
Der Rest meiner Familie wahrscheinlich auch. Ich habe niemanden mehr, Victoria. Es ist besser für mich, wenn ich alleine bleibe."

Ich lächelte ihn schwach an:„Ich habe dich noch nicht aufgegeben, Klaus."

Der Blonde musterte mich stumm, ehe er sich räusperte:„Wir fahren nach Chicago, komm hol deinen Bruder."

Bei seinem Befehlston verdrehte ich meine Augen, kehrte aber dann doch zu zurück, um Stefan Bescheid zu geben.

Schweigend gingen wir aus dem Wald heraus, Richtung Auto.

Als wir am Wagen ankamen, saß Klaus schon ungeduldig auf dem Fahrersitz und wartete auf uns.

Freiwillig setzte ich mich nach hinten auf die Rückbank und schloss erschöpft für einen kurzen Moment meine Augen.

Als ich sie wieder öffnete erkannte ich wie Klaus mich durch den Rückspiegel beobachtete, aber den Blick schnell abwandte, als ich ihn ertappte.
Brummend erwachte der Motor des Wagens.

Ab nach Chicago.

Forgotten Salvatore Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt