22. Kapitel

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Chicago, Illinois

„Was tun wir hier, Klaus?",fragte ich misstrauisch, als wir aus dem Auto stiegen und ich mich in der Lagehalle umblickte.

Anstatt zu antworten, öffnete der Mann die großen Tore der Lagerhalle und gab uns somit freie Sicht auf die atemberaubende Skyline Chicagos.

„Ich weiß, wie sehr es dir hier gefallen hat, Stefan.",began der Hybrid zu reden. „Kommen da die alten Ripper-Tage wieder hoch?"

Mein Bruder zuckte mit seinen Schultern:„Hab das meiste verdrängt. Viel Blut, viele Partys. Die Details sind verschwommen."

„Das ist zu schade.",grinste Klaus. „Die Details machen es legendär."

Ich hörte interessiert zu, als Klaus vom Ripper von Monterey erzählte und mir ging ein Licht auf.

Natürlich, ich hatte von ein paar Kontakten aus Chicago damals in den 20er erfahren, dass Stefan sich in der Stadt befand und eine Spur von Leichen hinter sich ließ.

Ich erschauderte, als ich daran dachte, dass er wirklich so grausam und kaltherzig in seiner Vergangenheit war.

Wir folgten Klaus in einen Hinterraum, in dem Särge standen, in denen höchstwahrscheinlich seine Geschwister lagen.

„Chicago war magisch.",flüsterte der Ur-Hybrid leise, klatschte aber plötzlich in die Hände. „Aber jetzt ist Schluss mit dem Schwelgen in der Vergangenheit. Kommen wir zur Sache."

„Weißt du, was ich nicht verstehe, Klaus?",fragte ich rhetorisch. „Wieso sind wir immer noch mit dir unterwegs? Ich mein, wir hatten unseren Spaß, deine Hybriden stellten sich als Vollkatastrophe heraus, Ende der Geschichte."

„Oh nein, meine liebe Victoria.",erwiderte der Blonde teuflisch grinsend. „Die Geschichte hat gerade erst angefangen."

Ich sah ihn unverständlich an.

„Wir werden meiner Lieblingshexe einen Besuch abstatten.",antwortete Klaus auf meine unausgesprochene Frage. „Wenn mir jemand mit meinem Hybriden-Problem weiterhelfen kann, dann sie."

Seufzend liefen Stefan und ich dem Mann hinterher, als er sich auf den Weg zum Auto machte und einstieg.


Misstrauisch blickte ich mich in der spärlich beleuchteten Bar um.

Die Dielen knarzten, als ich mich langsam in die Mitte des Raums begab.

„Das kommt dir bekannt vor, oder?",fragte Klaus meinen Bruder, während sich dieser interessiert umsah.

„Ich kann nicht glauben, dass es diese Bar noch gibt.",erwiderte Stefan erstaunt.

Ich lehnte mich gegen eine der Tische, erschrak aber, als eine Stimme plötzlich ertönte:„Das ist doch wohl ein Witz."

„Kommt ein Hybrid in eine Bar, sagt der Barkeeper-."

„Stopp! Du bist zwar unbesiegbar, das macht dich aber lange noch nicht witzig.",unterbrach die Stimme Klaus.

Ich drehte mich um und analysierte die Gestalt etwas genauer.

Eine Frau, vielleicht Ende ihrer 40er mit kurzgeschorenen, weißen Haaren kam aus dem Schatten auf uns zu.

„Ich erinnere mich an Sie.",sprach sie an meinen Bruder gewandt.

„Ja.",murmelte mein Bruder nachdenklich. „Sie sind Gloria. Müssten Sie nicht-."

„Alt und tot sein?",schmunzelte die Frau. „Nur, wenn ich sterbe, wer kümmert sich dann um den Laden hier, hm?"

„Gloria ist eine überaus mächtige Hexe.",sprach Klaus und schmunzelte schief.

„Ich kann das Altern ein bisschen verlangsamen.",erklärte uns die Hexe. „Mit Kräutern und Zaubersprüchen. Aber keine Sorge, irgendwann holt es selbst mich ein."

Ich sah die Frau etwas misstrauisch an.
Irgendetwas kam mir komisch an ihr vor.

„Victoria, Stefan, wieso geht ihr nicht und mixt uns etwas an der Bar zusammen, hm?",schlug Klaus mit einem gewissen Unterton vor, der einem zu verstehen gab, dass er nicht nett fragte.

Mein Bruder zuckte mit seinen Schultern:„Ja, wieso nicht."

Gloria schenkte uns einen komischen Seitenblick, der mir ein wenig auf die Nerven ging und wandte sich anschließend an den Hybriden vor ihm.

Leise grummelte ich vor mich hin, verkniff mir aber irgendwelche Beleidigungen und trat zur Bar.

Ich strich mir ganz nebenbei eine Haarsträhne hinters Ohr und fing an dem Gespräch von Klaus und Gloria zu lauschen.

Ich hab schon von deinem Problem gehört.",began die Hexe zu sprechen. „Ein Hybrid, der keine weiteren Hybriden erschaffen kann."

Was mache ich falsch?",hakte der Mann drängend nach. „Ich habe den Fluch gebrochen."

Aber offensichtlich hast du etwas falsch gemacht.",erwiderte die Hexe schlicht. „Jeder Zauber hat irgendein Schlupfloch, aber bei so einem alten Fluch, da müssen wir die Hexe kontaktieren, die ihn erschaffen hat."

Mein Atem stockte.

Wenn Klaus wirklich herausfinden würde, wieso er keine Hybriden erschaffen konnte, wäre Elena so gut wie tot und alles wäre umsonst gewesen.

Das wäre dann die Ur-Hexe und die ist leider ziemlich tot.",hörte ich den Hybriden sarkastisch antworten.

Ich hatte mittlerweile aufgehört an der Bar rumzuhantieren und hörte der Unterhaltung interessiert zu.
Dabei bemerkte ich nicht wie Stefan seine Flasche hastig abgestellt hatte und irgendwas von der Wand nahm.

Genau, und damit ich mit ihr in Kontakt treten kann, brauche ich Hilfe. Bring mir Rebekah.",antwortete die Frau eindringlich.

Rebekah.",murmelte der Blonde nachdenklich. „Rebekah ist bedauerliche Weise nicht verfügbar."

Verwirrt zog ich meine Augenbrauen zusammen.
Wer zum Teufel war Rebekah?

Sie hat, was ich brauche.",erklärte Gloria. „Bring sie zu mir."

In meiner ganzen Beziehung hatte Klaus niemals ein Wort über eine Frau namens Rebekah verloren.

Was hatte sie, das so wertvoll für ihn sein könnte?

„Was ist das hier?",fragte auf einmal Stefan, der ein Blatt Papier in seiner Hand hielt.
Bei näherem Hinsehen erkannte ich, dass es ein Foto war.

Mein Atem stockte, als ich erkannte welche Personen dort auf dem Bild zu erkennen waren.

Klaus und Stefan, wie sie in einer brüderlichen Umarmung standen.

„Ich sagte ja, Stefan, Chicago ist ein magischer Ort."

Forgotten Salvatore Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt