01. Kapitel

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Sanfter Wind kitzelte auf meiner Haut, als Alex und ich die gepflasterte Promenade entlangliefen. Für jeden seiner Schritte musste ich zwei machen, weshalb ich innerlich darüber fluchte, dass ich mit meinen 1,60m so klein war. Selbst wenn ich High Heels anzog, war ich nicht mit ihm auf derselben Augenhöhe. Ich versank in meinen Gedanken, wobei mir nicht auffiel, dass ich immer langsamer wurde.

"Jetzt komm schon, Ida. Wir sind gleich da." rief Alex mir aus einiger Entfernung zu. Er stand bereits vor dem Strandaufgang, an dem seine Freunde sich immer trafen. Schon oft hatte er mich diesen Sommer zu den Strandpartys eingeladen, aber ich hatte nie das Bedürfnis verspürt die Leute aus seiner neuen Schule kennenzulernen. Auch auf diese Party wollte ich eigentlich gar nicht, aber Alex hatte mich überredet.

"Ich beeile mich ja schon." antwortete ich genervt und schloss die paar Schritte zu ihm auf. Er schüttelte lächelnd den Kopf, sagte aber nichts weiter. Ich mochte es nicht besonders feiern zu gehen und das wusste Alex, weswegen er meine schlechte Laune einfach hinnahm.

Bereits von den Dünen konnte man die laute Musik und lachende Stimmen hören. Ich war introvertiert und wünschte mir jetzt nichts sehnlicher, als das ich zuhause in meinem Bett liegen und ein spannendes Buch lesen konnte, aber stattdessen lief ich brav hinter Alex her. Er steuerte sofort auf eine Gruppe von Jungs zu, die etwas abseits von ein paar tanzenden Mädchen stand. Sofort fing ich an mich mit diesen zu vergleichen. Viele von ihnen hatten lange Haare und ich überlegte kurz, ob ich meine dunkelblonden Haare auch wieder lang wachsen lassen sollte. Im Moment berührten sie nur meine Schultern mit den Spitzen. Es war eine schlechte Angewohnheit von mir mich ständig mit anderen weiblichen Wesen zu vergleichen, die in meinem Alter waren, ebenso wie das Kauen auf meiner Lippe, welches ich tat, wenn ich nervös wurde.

Die Jungs grölten schon von weitem, als sie Alex entdeckten. Er schien beliebt zu sein an seiner neuen Schule, was mich glücklich machte, denn auf der Privatschule, auf der er vorher gewesen war, hatte er nicht allzu viele Freunde gehabt. Dafür hatte er während dieser Zeit mich und die Mitspieler aus seiner Fußballmannschaft, jedoch gingen wir alle eben auf eine andere Schule als er. Ich kam mir neben Alex etwas unbeholfen vor, während er allen aus der Gruppe entweder einen Handschlag zur Begrüßung oder eine männliche Umarmung gab, bei welcher man sich gegenseitig auf den Rücken schlug mit der flachen Hand. Natürlich kannte ich auf der Party niemanden. Vor ein paar Tagen, als Alex mich überredet hatte mitzukommen, hörte sich das noch cool an, aber jetzt in der Realität war es nur peinlich und merkwürdig, weswegen ich mir nichts sehnlicher wünschte, als das meine Freundin Ella auch hier wäre.

"Das ist Ida." sagte Alex dann und schenkte mir ein breites Grinsen. Alle sieben Augenpaare richteten sich auf mich, was mich extrem nervös machte. Ich starrte auf meine schwarzen Vans und begann an meiner Backeninnenseite zu kauen, noch ein nervöser Tick meinerseits.

"Alex hat schon echt viel von dir erzählt. Manchmal nervt das ganz schön." ertönte eine relativ tiefe Stimme. Die Gruppe lachte, Alex und ich jedoch nicht. Als ich zu ihm rüber sah, waren seine Wangen gerötet. Wahrscheinlich war es ihm peinlich, dass einer seiner engsten Freunde ein Mädchen war. Für viele Menschen war es komisch, wenn zwei Leute des anderen Geschlechts so gut miteinander befreundet waren, ohne dass sie romantische Gefühle füreinander hegten. Für mich war diese Ansicht der Gesellschaft kompletter Müll, denn mir wurde schon schlecht, wenn ich daran dachte, wie es wäre Alex zu küssen. Und das nicht, weil er hässlich war, sondern einfach, weil ich ihn schon so lange kannte und er überhaupt nicht mein Typ war.

"Wo ist eigentlich Levi?" Fragte Alex in die Gruppe. Er wollte wohl von mir ablenken, denn er wusste wie zurückhaltend ich war, wenn ich neue Leute kennenlernte.

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