Idas POV
Obwohl Levi nun meine Nummer besaß, hatte er mir gestern nichts mehr geschrieben und ich musste mich ein paar Mal davon abhalten ihm nichts auf WhatsApp zu schicken. Auch jetzt schaute ich wieder nach, ob er mir nicht vielleicht doch etwas geschrieben hatte. Als ich sah, dass ich keine neue Nachricht hatte, packte ich mein Handy wütend in meine Handtasche, dann betrat ich den Buchladen Hugendubel. Diese Buchhandlung gefiel mir schon immer besser als Thalia, von dem wir zwei in der Stadt hatten.
Da ich heute nicht viel zu tun hatte und Ella noch nicht wieder zurück war aus Spanien, war
ich kurzerhand in die Stadt gefahren, um mir ein paar neue Bücher zu besorgen.Da es Freitagnachmittag war und die meisten Bundesländer schon Sommerferien hatten, so wie wir, tummelten sich die Menschen in der Einkaufsmeile am Kröpi. Im Hugendubel war es auch voll, aber die meisten Leute hielten sich in der Souvenirs Ecke auf bei den Karten, sodass ich weiter hinten im Laden ungestört nach neuen Liebesromanen stöbern konnte.
Sofort fiel mir eine neue Ausgabe von Jane Austens Stolz und Vorurteil auf. Das Buch im Taschenformat war mit roten Blumen verziert und hatte einen dunklen Hintergrund. Es war schlicht, aber dennoch schön. Ich nahm es aus dem Regal und packte es in den kleinen Korb, den ich mir beim Reingehen genommen hatte.
Ich war ein Fan von alten Romanen, wie Sturmhöhe, Jane Eyre, Anna Karenina, Verstand und Gefühl, sowie der große Gatsby. Von all diesen Büchern stand eine Ausgabe in dem Regal in meinem Zimmer.
Dann ging ich weiter zur 'Erotik' Ecke. Manchmal verstand ich nicht ganz, was diese Aufteilung sollte, denn es standen auch Bücher in diesem Abteil, in denen die Hauptprotagonisten lediglich einmal miteinander schliefen. Aber ich verstand sowieso oft nicht nach welchen Kriterien jemand ein Buch oder einen Song einem Genre zuordnete. Bei manchen Sachen verschwammen die Grenzen einfach zu sehr, um es einem bestimmten Genre zuordnen zu können.
Ein Buch mit dem Titel 'Save Me' erhaschte meine Aufmerksamkeit. Schon im Eingangsbereich, in dem die Bestseller des Jahres und Neuerscheinung ausgestellt waren, hatte ich es bemerkt. Das Cover gefiel mir, also las ich die Kurzbeschreibung. Sie machte mich noch neugieriger, also tat ich das, was ich immer tat, wenn mir ein Buch gefiel, ich las die letzte Seite, also das Ende. Viele meiner Freunde fanden das total merkwürdig, aber ich fand das ein gut geschriebenes Ende mehr über das gesamte Buch aussagte als der Anfang einer Geschichte. Sicherlich mussten die ersten paar Sätze den Leser auch in ihren Bann ziehen, aber an ein paar gut geschriebene letzte Worte würde man sich für immer erinnern.
Zufrieden legte ich das Buch in meinen Korb, als mir jemand mit dem Finger auf die Schulter tippte. Langsam drehte ich mich um und sah dann in zwei, mir bekannte, grüne Augen.
"Was machst du denn hier?" fragte ich sofort verblüfft. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass ich Levi einmal in einem Bücherladen treffen würde. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er gerne las in seiner Freizeit.
"Ich finds auch schön dich zu sehen, Ida." begrüßte er mich schmunzelnd. Als ich nichts sagte, beantworte er meine Frage. "Mein Opa hat bald Geburtstag und meine Mutter wollte das ich ihm dieses Buch von Rostock kaufe." er hielt mir besagtes vor die Nase.
"Okay." sagte ich, wobei ich das 'y' in die Länge zog.
"Gott, sag mir bitte nicht, dass du auch solche schrägen Liebesromane liest." er guckte die Bücher in meinem Korb leicht angewidert an.
"Klar, das macht doch jedes Mädchen, oder nicht?"
"Woher soll ich das wissen?" Kopfschüttelnd lächelte ich und schob mich an ihm vorbei. Für heute musste ich meine Suche nach neuen Büchern wohl aufgeben. Ich wusste, dass Levi mich jetzt nicht mehr in Ruhe lassen würde, dass tat er nie und etwas Respekt hatte ich dann doch noch vor mir, sodass ich nicht wollte, dass er erfuhr, was für Realitätsferne Liebesromane ich mir durch las.
"Hey, wo willst du jetzt hin? Ist dir das etwa peinlich, dass ich jetzt weiß auf was für Bücher du abfährst?" er schlängelte sich hinter mir an den Bücherregalen vorbei.
"Zur Kasse." bei der wir nun angekommen waren. Zu meinem Glück, stand keiner an und ich kam sofort dran. Von Weihnachten hatte ich noch einen Gutschein übrig, den ich jetzt einlöste. Levi bezahlte sein Buch gleich nach mir, wir gingen gemeinsam aus dem Laden.
"Hast du heute schon was zum Mittag gegessen?" fragte er draußen, während sich immer wieder ein paar Menschen an uns vorbeidrängelten.
"Nein." genau, als ich das Wort ausgesprochen hatte, grummelte mein Magen laut, was Levi laut Lachen ließ. Es war melodisch und tief, ein schöner klang, der zu seiner Stimme passte.
"Komm, dann gehen wir jetzt was zusammen essen." ich nahm sein Angebot an, da ich nichts Besseres zu tun hatte und ich Levis Gesellschaft mittlerweile genoss.
Während wir die lange Straße entlangliefen, versuchte ich meine Tüte, in der sich die neu gekauften Bücher befanden in meine Handtasche zu stecken.
"Soll ich dir helfen." bot Levi an.
Ich schüttelte den Kopf und dann gelang es mir endlich die Tüte einzustecken.
"Du bist heute nicht gerade redselig. Ist irgendwas passiert?" bemerkte er dann. Es überraschte mich, wie gut Levi mich anscheinend schon kannte.
"Nicht wirklich. Ich habe mich nur heute mit meiner Schwester gestritten. Ist aber nicht so wichtig." ich machte eine wegwischende Handbewegung, die in meiner Imagination all meine Probleme verschwinden ließ.
"Du willst also nicht darüber reden?"
"Vielleicht später."
"Okay."
Ich seufzte erleichtert. Schon öfter war mir aufgefallen, dass Levi mich zu nichts drängte. Er ließ mir meinen Freiraum und gab mir meine Zeit. Ich wünschte mir, dass alle Jungs so wären wie er. Dann hätte ich jetzt vielleicht auch keine Probleme dem männlichen Geschlecht zu vertrauen und mich ihm zu öffnen. Aber das war leider nur ein Wunsch und die Wirklichkeit sah anders aus.
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About Love
RomanceIda hat lange versucht die Liebe zu finden, doch nachdem sie wieder scheitert, gibt sie es endgültig auf. Sie beginnt ihr Herz vor der Welt zu verschließen. Jedoch trifft sie dann auf Levi. Er scheint selbstsicher, ehrlich und ein absoluter Mädchens...