02. Kapitel

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Draußen regnete es in Strömen. Es war Sonntag und der Tag nach der Party, weswegen ich immer noch meinem dunkelgrünen Pyjama aus Satin anhatte. Nachdem ich bis mittags geschlafen hatte, schleppte ich mich mit meinem brummenden Schädel ins Badezimmer und putzte erstmal meine Zähne. Dabei sah ich meine Reflexion im Spiegel, was mich erschrecken ließ. Ich hatte dunkle Augenringe und sehr blasse Haut. Gestern war ich von so hübschen Mädchen umgeben gewesen, besonders Mai war wunderschön. Sie hatte seidiges schwarzes Haar, das ihr bis zum Po reichte, dazu einen schönen gebräunten Teint und eine süße Stupsnase. Vorsichtig fuhr ich mit den Fingern über den leichten Buckel, den meine Nase aufwies. Nichts hasste ich mehr an meinem Gesicht. Inständig hoffte ich, dass ich gestern nicht auch schon so blass ausgesehen hatte.

Bei dem Gedanken daran wurden meine Kopfschmerzen nur noch schlimmer. Ich brauchte unbedingt ein Aspirin. Schnell spritzte ich mir eiskaltes Gesicht ins Gesicht, um meine Poren etwas zu minimieren und trug dann meinen Reinigungsschaum, sowie meinen Toner auf, dann noch Feuchtigkeitscreme und ich fühlte mich schon viel frischer.

„Ida? Bist du endlich wach?" schrie meine Mutter von unten, wodurch mein Schädel fast explodierte.

„Ja!" rief ich zurück. Dann lief ich zurück ins Schlafzimmer meiner Eltern, um mir ein Aspirin zu holen. Nachdem ich sie mit etwas Wasser runterspülte, ging ich die Holztreppe nach unten.

Meine Mutter wühlte gerade in ihrer Lederhandtasche. Als sie mich erblickte, lächelte sie kopfschüttelnd. Ich ging nicht oft feiern, aber wenn ich es mal tat und noch dazu Alkohol trank, sah ich meistens aus wie ein Obdachloser den nächsten Tag. Heute war es besonders schlimm.

„Wir wollen gleich noch zu deiner Schwester fahren. Möchtest du mitkommen?" fragte meine Mutter. Sie trug ihre blond gefärbten Haare in einem lockeren Pferdeschwanz und sah dadurch 10 Jahre jünger aus. Ich wünschte mir immer, dass ich später auch so elegant altern würde, wie sie.

„Warum fragst du überhaupt noch? Sehe ich aus, als würde ich heute noch gerne irgendwohin fahren?" daraufhin lachte meine Mutter nur.

Meine Schwester war 11 Jahre älter als ich und hatte bereits ein dreijähriges Kind, meinen Neffen, sowie einen Ehemann. Ich liebte es zwar meinen Neffen Emil zu besuchen, aber heute würde mein Kopf das wohl nicht mitmachen, außerdem war ich mir sicher, dass ich ihn diese Woche sowieso wieder irgendwann sehen würde, denn es kam nicht selten vor, dass ich ihn vom Kindergarten abholen musste. Gerade jetzt, da ich Sommerferien hatte.

„Gut, dann bis später und ruh dich schön aus." sie wollte mich auf meine zerzausten Haare küssen, aber ich verzog das Gesicht zu einer angewiderten Grimasse und sie ließ grinsend ab von mir. Ich liebte meine Mom, aber ich war schließlich keine 10 mehr, sondern 17 und in 3 Monaten würde ich endlich 18 werden.

Wie immer war mein Vater am Telefonieren, als er durch den Hauswirtschaftsraum in die Küche kam. Der untere Teil unseres Hauses war sozusagen komplett offen und es gab keine Wände zwischen Küche, Wohnzimmer und Esszimmer, wodurch unser Haus manchmal riesig wirkte. Er bemerkte mich kaum und wurde von meiner Mutter wieder zurück in den kleinen Raum gezerrt, in dem die Waschmaschine, der Trockner, der Drucker und weitere wichtige Utensilien sich befanden. Ich musste kurz über die beiden lachen. Oft stritten sie sich, besonders weil sie beide durch die Arbeit kaum Zeit füreinander hatten aber tief im Innern liebten sie sich wohl so stark, dass nichts ihre Beziehung erschüttern konnte.

Nachdem unsere Haustür ins Schloss fiel, überlegte ich krampfhaft, was ich mir zu essen machen konnte, denn mein Magen knurrte schon aggressiv. Ich entschied mich für Bandnudeln mit Broccoli und einer Käse Sahne Soße. Fleisch aß ich so gut wie nie, ich war zwar kein Vegetarier mehr, aber ich vermied es trotzdem, so gut es ging.

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