46. Kapitel

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"Willst du jetzt mit zu mir kommen?" fragte Levi mich, während er sich ein frisches schwarzes T-Shirt über den Kopf zog.

Ich war froh gewesen, als er sich bereits im Bad eine Boxershorts angezogen hatte, denn ich wusste nicht, wie lange ich mich noch beherrschen konnte, wenn ein nackter Levi ständig vor mir herumlief.

"Gerne." antwortete ich auf seine Frage. Wir lächelten uns gegenseitig an und ich verlor mich fast in Levis Augen. Dann zog er sich noch eine kurze Hose an von Nike.

Ich sah ihm dabei zu, wie er einige Sachen in seine Sporttasche packte. Seine Armmuskeln spannten sich dabei immer wieder an.

"Wieso ist eigentlich keiner von deiner Familie heute hier gewesen?" platzte es mir raus.

"Meine Mom ist auf einer Fortbildung. Sie interessiert sich nicht wirklich für das Thaiboxen. Selbst als ich noch klein war, hat sie mich kaum auf einen Wettkampf begleitet oder mir beim Training zugesehen und irgendwann wollte ich ihre Unterstützung auch gar nicht mehr." er stockte kurz. "Und meine Großeltern sagen immer, dass ich lieber für die Schule lernen sollte, als mir beim Boxen den Schädel einschlagen zu lassen."

Er schulterte die Tasche und drehte sich zu mir. Ich realisierte wieder einmal, dass Levi nicht viele Leute in seinem Leben hatte, die für ihn da waren. Die einzigen, die ihn unterstützten, schienen seine Trainer zu sein. Eine Welle der Trauer überkam mich.

Schnell schloss ich die Lücke zwischen uns und stellte mich leicht auf die Zehenspitzen, um ihm einen Kuss zu geben.

"Ich bin sehr stolz auf dich, weil du heute gewonnen hast. Ich werde immer für dich da sein, wenn du mich brauchst, Levi." flüsterte ich und legte meine Stirn an seine. Er hatte seine Augen geschlossen und atmete tief ein.

Ich schlang meine Arme um seinen Bauch und drückte ihn. Er stöhnte schmerzerfüllt auf und ich ließ sofort wieder von ihm ab.

"Hab ich dir sehr wehgetan?" ich erinnerte mich wieder an den Tritt, den er in den Bauch bekommen hatte.

"Nein, ist schon okay." er versuchte zu lächeln, aber sein Gesicht verzog sich zu einer schmerzerfüllten Grimasse.

"Tut mir leid." sagte ich und gab ihm noch einen Kuss, um es wieder gut zu machen.

"Werde ich ab jetzt immer so von dir behandelt, wenn mir mal etwas ein wenig wehtut?" fragte er.

"Vielleicht."

"Daran könnte ich mich gewöhnen." er grinste frech. Ich lachte.

. . .

Wir fuhren mit der Straßenbahn zu ihm und ich war so abgelenkt von Levi, dass ich völlig vergaß mir ein Ticket zu kaufen, da ich mein Monatsticket vergessen hatte. Das alles fiel mir aber erst auf, als die Fahrkartenkontrolleure schon fast bei uns angekommen waren.

"Fahrkarten, bitte." forderte ein älterer Herr. Levi hielt ihm sofort sein Ticket an.

Ich pisste mir fast in die Hosen, als der Kontrolleur sich an mich richtete.

"Entschuldigen Sie bitte. Ich habe sonst immer mein Ticket dabei, aber heute muss ich es wohl vergessen haben." sagte ich, nachdem ich mein Portemonnaie zur Tarnung ein paar Sekunden durchsucht hatte.

Levi zog die Augenbrauen hoch und sah amüsiert zu mir. Er saß gegenüber von mir auf dem Viererplatz. Ich merkte wie meine Wangen rot wurden, als mich der Kontrolleur ungeduldig musterte.

"Tja junge Frau das macht dann wohl 60 Euro."

Levi stützte seinen Kopf mit einer Hand ab, während er sich das Lachen verkneifen musste.

"Können Sie nicht bitte dieses eine Mal eine Ausnahme machen. Ich werde mir auch sofort ein Ticket kaufen." flehte ich. "Ich kann ihnen auch noch meinen Schülerausweis zeigen."

Ich zog die genannte Karte aus meiner Tasche und hielt sie ihm vor die Nase.

"Bitte. Ich habe diesen Monat kein Taschengeld mehr und meine Eltern werden total sauer auf mich sein."

Ich wusste, dass die Kontrolleure der Straßenbahn normalerweise sehr streng waren und einen nicht einfach so davonkommen ließen, aber ich versuchte trotzdem mich aus der Sache rauszureden.

"Vergiss es. Gib mir jetzt deine Anschrift und deinen Namen."

Ich seufzte ergeben und gab ihm meine persönlichen Daten, während Levi mich kopfschüttelnd beobachtete. Meine Eltern würden sich nicht darüber freuen, dass sie der RSAG 60 Euro schuldig waren.

Kurz nachdem der Typ uns endlich in Ruhe ließ und sich den anderen Fahrtgästen widmete, mussten Levi und ich aussteigen. Sobald wir die Straßenbahn verlassen hatten, konnte Levi es nicht mehr länger aushalten. Er fing laut an zu lachen. Ich boxte ihm leicht gegen den Arm.

"Heyy, das ist nicht witzig!"

"Man war der ein Arschloch." sagte er, nachdem sein Lachen abgeklungen war. "Also ich hätte es dir durchgehen lassen." er zwinkerte mir zu.

Ich holte mit der flachen Hand aus und gab ihm einen Klaps auf den Po, weil er so frech zu mir. Er drehte sich daraufhin abrupt zu mir um.

"Na, warte." er leckte sich, wie ein Raubtier über die Lippen, als ich kreischend und lachend vor ihm weglief.

Schon nach ein paar Schritten schlang er beide Arme von hinten um mich und wirbelte mich zu sich herum. Dann kniff er mir mit der Hand in meine rechte Pobacke und ich quickte auf. Sein melodisches Lachen hallte in meinen Ohren, als er mich küsste.



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