11. Kapitel

255 8 1
                                    

Ich fuhr mit der S-Bahn nach Warnemünde, die ziemlich voll war, was nervte. Glücklicherweise trug ich nur eine Jeansshorts und ein olivengrünes Tanktop, denn wie so häufig funktionierte die Klimaanlage nicht und deswegen war es ziemlich warm in der Bahn, obwohl ein paar Fenster geöffnet waren.

Ich war durchaus froh, als wir an der Endhaltestelle ankamen und ich endlich wieder frische Luft atmen konnte. Dann trug ich unauffällig noch etwas Deo und Parfum auf. Ich wollte nicht nach Schweiß riechen, sondern nach Blumen oder Vanille, wenn ich die anderen traf.

Von der Haltestelle bis zum Strand brauchte ich nicht lange. Dort angekommen sah ich nur Levi, Alex und Emma. Sie waren gerade dabei das Feuer im Einweggrill zu entzünden, dabei diskutierten Levi und Alex miteinander, während Emma die beiden lächelnd beobachtete.

„Du musst die Kohlen erst noch richtig hinlegen, bevor du sie anzündest." hörte ich Levi.

„Quatsch, das geht auch so." antwortete Alex darauf.

„Aber die anderen kommen erst in einer halben Stunde. Warum willst du den Grill jetzt schon anmachen?"

„Weil ich Hunger habe und wenn die anderen sich verspäten ist das nicht mein Problem. Außerdem müssen die Kohlen erstmal ein wenig durchbrennen, bevor wir überhaupt Essen drauflegen können."

„Wie du meinst, aber ich würde noch warten." Levi zuckte mit den Schultern, dann drehte er sich zufällig um und entdeckte mich. Er winkte mir grinsend zu. Alex guckte auch kurz zu mir, drehte sich dann aber schnell wieder um zum Feuer.

„Hey, Ida." zur Begrüßung bekam ich von Emma eine Umarmung. „Schön, dass du kommen konntest."

„Finde ich auch." ich lächelte sie an.

„Kriege ich auch eine Umarmung?" ertönte eine männliche Stimme neben mir.

„Nein." um meine Antwort zu unterstreichen streckte ich Levi die Zunge raus.

„Du bist ziemlich frech zu deinem Coach. Vergiss nicht das Monica Donnerstag immer noch fehlt und ich euch noch unterrichten werde." er zwinkerte mir zu, woraufhin meine Haut anfing zu kribbeln.

„Du machst jetzt bei diesem Verteidigungskurs mit?" Emma band ihre roten Haare zu einem Pferdeschwanz, während sie mich das fragte.

„Ja, genau."

„Da war ich früher auch mal. Die Trainerin dort ist supernett und entspannt, im Gegensatz zu dem hier." sie knuffte Levi sanft in die Seite, wodurch er anfing zu Lachen und sich seine Grübchen wieder mal zeigten.

Ich nutzte diesen Zeitpunkt, um kurz zu Alex rüber zuschauen. Er hatte den Grill angemacht und stocherte gerade mit einem Stock in der Kohle rum. Bevor die anderen auch noch kamen, entschied ich mich jetzt zu Alex zu gehen und ihn zu fragen, was sein Problem mit mir war.

„Hey." begrüßte ich ihn, als er daraufhin nichts erwiderte, redete ich weiter, „Warum benimmst du dich mir gegenüber so und ignorierst mich?"

Er sah mich lange mit seinen blauen Augen an, bevor er seinen Mund öffnete und mir antwortete.

„Ich ignoriere dich nicht. Ich habe einfach gerade nichts zu dir zu sagen."

„Wow, du hast ja richtig schlechte Laune und außerdem ist das dasselbe."

„Geh wieder zu Levi." diese Aussage brachte mich endgültig zum Explodieren. Es war mir nun egal, ob uns die anderen zuhörten.

„Was ist denn los mit dir, verdammt!? Du benimmst dich wie ein kleines Kind, dass eifersüchtig ist, weil seine Mutter dem Geschwisterkind ein größeres Eis gekauft hat! Ich verstehe das nicht. Levi hat mich nur nach Hause gefahren, weil es mir nicht so gut ging und du nicht da warst. Mehr ist da nicht und selbst wenn, was interessiert dich das?"

„Es war aber mein Geburtstag, Ida. Du hast mich auf meiner Geburtstagsparty einfach alleingelassen, ohne mir Bescheid zu sagen, dass du gehst oder wohin du gehst." er atmete hörbar aus, auch ihn schien die Situation zu ärgern. „Und außerdem geht mich das schon was an, weil Ella und ich immer diejenigen sind, die dich in den Arm nehmen müssen, wenn wieder irgendein Typ dein Herz bricht."

Mir stockte der Atem bei den letzten Worten und es verletzte mich, aber ich ließ mir nichts anmerken.

„Okay, fein. Es tut mir leid, dass ich euch allein gelassen habe und euch nicht gesagt habe, dass ich gehe. Ich weiß auch, dass es anstrengend ist, wenn ich gefühlt alle zwei Monate heulend bei euch in den Armen liege, weil ich mich wieder auf irgendeinen dummen Jungen eingelassen habe, aber damit ist jetzt Schluss und das weißt du, Alex. Ich habe dir und Ella gesagt, dass ich erstmal nichts mit der Liebe zu tun haben möchte, aber ich werde jawohl trotzdem noch mit Jungs befreundet sein dürfen?" ich war sehr laut und mit Sicherheit konnten Emma und Levi hören was ich sagte, obwohl ich einige Meter von ihnen entfernt stand.

„Gut. Entschuldigung angenommen." sagte er mit zusammengepressten Lippen. Er war immer noch sauer, dass wusste ich. Aber das war mir egal, denn es reichte schon das ich mich für etwas entschuldigen musste, was in meinen Augen ziemlich unnötig war, aber da ich es nicht mochte mich zu streiten, gab ich so schnell nach und tat es einfach.

„Wirklich?" fragte ich, wobei ich auf meiner Unterlippe kaute.

„Ja." flüsterte er.

„Dann gib mir eine Umarmung." forderte ich.

Er breitete seine Arme seufzend aus und ich musste mich auf die Zehenspitzen stellen, um ihn halbwegs normal umarmen zu können, weil er so viel größer war als ich. Die ganze Zeit spürte ich einen Blick in meinem Rücken, aber ich drehte mich nicht um, obwohl ich gerne gewusst hätte, ob Emma oder Levi uns beobachtete.

Während ich Alex umarmte fragte ich mich, wie es wohl wäre Levi zu umarmen, denn er war etwas kleiner als Alex und somit wäre eine Umarmung von ihm wohl um einiges angenehmer und leichter für mich. Ich lächelte in mich hinein, wegen meinen absurden Gedanken. Levi und ich waren doch nur Freunde, wie ich Alex eben erklärt hatte oder waren wir das überhaupt?

„Eigentlich wollte ich gar nicht so lange auf dich sauer sein, aber - "

„Aber du bist eifersüchtig auf Levi. Warum auch immer." unterbrach ich ihn grinsend, obwohl ich das eigentlich gar nicht lustig fand, denn wenn das stimmte, würde ich in Zukunft ein Problem haben.

„Bin ich nicht." stritt er es sofort ab, wobei er seine buschigen Augenbrauen zusammenzog und sein Gesicht dadurch verärgert wirkte. Und obwohl er das sagte, wusste ein winziger Teil von mir das er log, aber ich schob diesen Gedanken beiseite, denn ich wollte ihn nicht wahrhaben.

About Love Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt