27. Kapitel

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„Gibt es bei euch eigentlich auch so einen Stress wegen dem Abimotto? Bei uns wird man sich nicht einig und unser Schulleiter verbietet uns immer die ganzen coolen Mottos." Ida stocherte lieblos in ihrem Döner rum.

Ich hatte bis jetzt noch nie jemanden gesehen, der seinen Döner mit Messer und Gabel aß, außer ihr.

„Ne, also unsere Schuldirektorin mischt sich da kaum ein und die aus dem Abikomittee wurden sich da auch schnell einig." antwortete Alex mit vollem Mund.

„Was ist euer Motto?" fragte Ella nun und wischte sich dabei etwas Soße vom linken Mundwinkel.

„CannABIs - Wir haben's durchgezogen." Alex lächelte stolz. Ich biss von meinem Döner ab.

Mich langweilte das Gespräch. Ich wollte einfach nur ein paar Minuten mit Ida allein sein damit ich mit ihr reden konnte.

„Eure Schulleiterin muss ja ziemlich gechillt drauf sein. Unser Rektor würde uns sowas nie erlauben." Ida stimmte Ella nickend zu.

„Das dumme an der Sache ist, dass wir das Motto bald ausgewählt haben müssen." Ida seufzte.

Zwischen ihren Augenbrauen bildete sich eine winzige Falte, als sie diese nachdenklich zusammenzog. Am liebsten hätte ich die Hand über den Tisch ausgestreckt und sie glattgestrichen.

„Ihr schafft das schon." versuchte Alex die beiden etwas aufzumuntern.

Dann fragte Alex Ella und Ida, wie es mit der Planung für den Abiball bei ihnen voranginge. Ich aß während die drei sich unterhielten nur still meinen Döner und war deswegen auch als erster fertig.

Ida saß genau gegenüber von mir an dem kleinen viereckigen Tisch. Sie würdigte mich jedoch keines Blickes, während ich sie die ganze Zeit beobachtete und ich war mir sicher, dass sie meinen Blick bemerkte, denn hin und wieder rutschte sie unruhig auf ihrem Stuhl hin und her. Außerdem fing sie an auf ihrer Lippe rumzukauen und ich wusste mittlerweile, dass sie das tat, wenn sie nervös wurde.

Bald waren auch die anderen drei mit dem Essen fertig, wobei Idas Freundin noch den halben Döner auf dem Teller hatte.

Ida stand vom Tisch auf und wollte die Teller von uns allen wegbringen. Da sah ich meine Chance, stand ebenfalls auf, um ihr zu helfen und gleichzeitig mit ihr zu reden. Ellas warnender Blick lag auf mir, als ich mich Ida näherte. Was war bloß ihr Problem mit mir? Wir kannten uns nicht mal.

Wie immer zuckte Ida zusammen, als ich sie von hinten an der Schulter antippte. Sie drehte sich langsam zu mir um.

„Hey, hast du vielleicht nachher noch kurz Zeit mit mir zu reden?" mein Herz pochte schnell in meiner Brust, als ich gespannt auf ihre Antwort wartete.

„Wir haben nichts zu bereden." die Kälte in ihrer Stimme verletzte mich, aber ich fing mich schnell wieder. Ich stand ihr im Weg, sodass sie sich kaum vom Fleck bewegen konnte.

„Bitte, gib mir nur zehn Minuten. Danach kannst du von mir aus machen was du willst und ich werde dich nicht mehr nerven."

Als ich sah, wie sie überlegte, fuhr ich sanft mit meinem Daumen über ihre schmalen, langen Finger. Sie gab sich der Berührung kurz hin, dann entzog sie sich ihr.

Die steinharten Wände, die Ida um sich erbaut hatte, schienen manchmal so undurchdringlich, aber ich wusste das sich dahinter etwas wundervolles verbarg. Seitdem wir uns geküsst hatten, konnte ich einfach nicht mehr damit aufhören mehr von ihr zu wollen.

„Hör auf damit, Levi." zum zweiten Mal stach sie mir mit diesem einfachen Satz ins Herz.

„Womit denn?" ich lächelte sie überheblich an. Vielleicht würde ich sie überreden, wenn ich anfing zu nerven.

Aber Ida blieb standhaft. Sie rollte mit den Augen und verschränkte die Arme vor der Brust, wie ein bockiges Kind. Ihre Lippen blieben verschlossen.

„Komm schon, Ida. Gib mir wenigstens eine Chance. Ich habe heute eh nicht ewig Zeit. Ich muss nachher noch zum Training." diese Worte lösten etwas in ihr aus.

„Na dann will ich dich nicht länger stören." sagte sie zickig und versuchte sich an mir vorbeizudrängeln.

„Jetzt sei doch nicht so. Lass uns darüber reden." ich lächelte sie an.

„Bitte." flehte ich, wobei wir uns zum ersten Mal heute richtig in die Augen sahen.

Fast hätte ich alle Hoffnung aufgegeben, als sie anfing zu seufzen.

„Na gut. Du kannst mich ein kurzes Stück nach Hause begleiten und dann können wir reden."

Ich fing an breit zu lächeln. Freude und ein gewisser Triumph breiteten sich in mir aus.

„Aber hör auf so zu grinsen oder ich überlege es mir nochmal anders." warnte sie mich streng.

Ich nickte und zog meine Unterlippe zwischen die Zähne, um mein Lächeln zu verbergen, denn ich konnte gar nicht mehr damit aufhören.

„Ida ich muss jetzt langsam mal los. Kommst du?" fragte Ella abwartend.

Alex und sie waren ein paar Schritte auf uns zugegangen. Vermutlich hatten sie unser Gespräch mitverfolgt.

„Ähm, ich muss noch etwas mit Levi besprechen. Er wird mich ein Stück nach Hause begleiten." antwortete Ida nervös.

Mir gefiel es nicht, dass sie vor ihrer Freundin das Bedürfnis verspürte sich zu rechtfertigen. Ich konnte genau sehen, wie Ella sie missbilligend ansah. Dadurch verabscheute ich sie noch mehr.

„Deine Entscheidung. Ich hoffe du hast dir das gut überlegt." Ella sprach mit Ida, wie mit einem fünfjährigen Kind, das sie belehrte.

Am liebsten hätte ich etwas zu ihr gesagt, aber ich presste nur meinen Mund zu einer schmalen Linie und knirschte mit den Zähnen. Es war immerhin Idas Freundin. Also hielt ich mich zurück.

„Ja." Ida nickte zur Bestätigung.

Sie und Ella umarmten sich zum Abschied.

„Vermassel das nicht, man." Alex sah mich eindringlich an, während er mit mir sprach. „Ida ist etwas Besonderes und sie verdient nur das Beste."

Zum Abschied klopfte er mir freundschaftlich auf die Schulter und umarmte danach Ida zum Abschied.

„War nett dich kennenzulernen." wandte sich Ella nun an mich.

Sie kam dichter zu mir.

„Wenn du ihr wehtust, werde ich dir denselben Schmerz zufügen." flüsterte sie mir zischend ins Ohr.

Ich erwiderte daraufhin nichts, woraufhin Alex und sie sich von Ida und mir entfernten. Sie ließen uns allein in der Einkaufspassage zurück.

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