16. Kapitel

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Schweiß rann meinen Nacken hinab, als ich mich mit beiden Armen an der Stange hochzog und einen Klimmzug vollendete. Insgesamt hatte ich schon drei von den sechs vollendet, die wir laut Levis Anweisung machen sollten. Zuvor hatte er uns demonstriert, wie wir die Übung durchzuführen hatten. Dabei war mir vom Anblick seiner angespannten Rückenmuskulatur ganz heiß geworden und meine Haut hatte angefangen zu kribbeln.

Heute waren wir nur sehr wenige im Kurs. Gerade mal fünf weitere Frauen und das Mädchen, welches Levi beim letzten Mal so angehimmelt hatte, waren gekommen. Ich hasste es, wie sie ihn ansah, als ob sie ihn gleich an Ort und Stelle vor allen anderen vernaschen wollte.

"Gut so, Ida. Mach weiter!" spornte mich Levi an. Auch er schwitzte, wodurch ihm seine nassen Haare an der Stirn klebten.

Mühselig stemmte ich mich immer wieder hoch, wobei sich meine Arme schon wie Pudding anfühlten. Morgen würde ich den schlimmsten Muskelkater aller Zeiten haben. Den letzten Klimmzug schaffte ich gerade noch so, bevor ich mich ächzend zu Boden fallen ließ. Der Raum wies zwei Stangen für Klimmzüge auf & wir waren heute nur zu fünft mit mir. Ich war mit Ute die letzte gewesen, weshalb ich jetzt nicht mal mehr Zeit hatte mich etwas auszuruhen, bevor wir weitermachten.

Wir sollten uns in zweier Teams aufteilen. Das ging nicht auf. Am Ende blieb das Mädchen, noch eine weitere Frau und ich übrig.

"Katy du machst die Übung bitte mit Anja." wies Levi das Mädchen, also Katy an. Sie lächelte ihm nickend zu, aber als sie ihm den Rücken zuwandte, verzog sie das kindliche Gesicht zu einer verärgerten Grimasse und sah mich an.

Levi kam zu mir herüber, er demonstrierte die erste Übung mit mir.

"Wenn jemand euch von hinten umarmt." er redete und tat es dann an mir. Beide Hände wurden von hinten um mich geschlungen. Seine Nähe machte mich nervös. Ich rief mir ins Gedächtnis, dass es nur Levi war und begann seinen sanften Klammergriff zu dulden.

"Dann stemmt ihr das rechte oder linke Bein nach vorne, je nach dem welches euer stärkeres ist und dreht euch ein wenig zu dem Angreifer um, sodass ihr nicht sein Gesicht, aber seinen Oberarm sehen könnt." Levi bat mich das zu tun. Nachdem ich seiner Anweisung gefolgt war, fuhr er fort. "Dann hebt ihr euren Ellbogen zu seinem Gesicht und versucht damit sein Kinn, den Kiefer oder die Wangenknochen zu schlagen."

Ich bewegte meinen Ellbogen bis kurz vor sein Kinn, dabei sollte ich meinen Körper weiter umdrehen mit der Bewegung des Ellbogens mit, sodass ich Levi jetzt in die Augen sehen konnte.

"Sobald ihr das getan habt, schlagt ihr weiter auf sein Gesicht ein mit eurem Handballen bis er euch loslässt. Dann könnt ihr im nochmal mit dem Knie in seinen Genitialbereich treten oder sofort losrennen."

Nachdem wir das ganze nochmal vor gemacht hatten, sollten wir es immer weiter üben. Levi lobte mich dabei fiel, aber er blieb dabei immer der ernste Trainer, der kaum grinste oder sich über etwas freute. Ich fühlte mich richtig stark, als ich mich immer wieder aus Levi's Griff befreite und so tat, als würde ich ihn hauen. Nach 30 Minuten Übungszeit waren wir mit der Technik für heute erstmal fertig. Dann sollten wir noch unsere Schläge am Dummy üben. Er beobachtete uns dabei genau mit seinen grünen Augen und berichtigte uns, wenn wir etwas falsch ausführten. Dabei war er sehr geduldig, obwohl er sich wohl innerlich darüber ärgerte, dass manche es nicht gleich begriffen.

"Letzte Technik für heute, meine Damen und Mädels." er klatschte in die Hände. Wir versammelten uns um ihn.

"Ida komm bitte nochmal her."

Ich ging zu ihm rüber. In der ersten Stunde hatte ich mich noch für meinen Schweiß vor Levi geschämt, aber jetzt war ich stolz darauf, denn er war Zeugnis meiner harten Arbeit, auch wenn ich den Geruch von Schweiß verabscheute.

"Wenn euch jemand gegen eine Wand drückt von hinten." Er hielt seine Hand gegen meinen Kopf, übte aber keinen Druck aus, wodurch es mir leichter fiel ruhig zu bleiben. "Stemmt ihr eure Hände gegen die Wand mit den Fingerspitzen zur Decke zeigend. Dann macht ihr eine feste Faust, wobei ihr die eine Hand vorher von der Wand nehmt und schlagt euren Angreifer mit der Faust wieder ins Gesicht. Dabei müsst ihr all eure Kraft in den Schlag legen."

Levi bedeutete mir mich hinter ihn zu stellen,
sodass ich nun der Aggressor war. Dann demonstrierte er, wie man es tun sollte, dabei glitt seine zur Faust geballten Hand an meinem Gesicht vorbei. Er wiederholte diese Demonstration noch einmal, dann sollten wir es die letzten paar Minuten des Kurses noch üben.

Jedes Mal, wenn er seine Hand gegen meinen Kopf drückte erschrak ich und musste mich daran erinnern, dass es nur Levi war, damit ich nicht in Panik verfiel.

"So das war's für heute. Nächste Woche ist Monica dann wieder für euch da. Ich hoffe ihr habt heute hilfreiche Techniken gelernt und ich wünsche allen ein schönes Wochenende."

Alle nickten und wünschten ihm dasselbe, dann gingen einige in die Umkleide, andere blieben noch kurz und erzählten ihm, wie toll er den Kurs geleitet hatte. Ich wartete bis keiner mehr da war. Was länger dauerte, als ich erwartet hatte, da Katy sich wie schon beim letzten Mal kaum von Levi losreißen konnte. Ihr Anblick war schon fast erbärmlich, wie sie ihn anhimmelte und er sie kaum beachtete. Ich fragte mich, wie viele solche Verehrerinnen er hatte, dass er so desinteressiert reagierte.

Nachdem sie sich endlich von ihm verabschiedet hatte und den Raum verließ, trat ich zu ihm. Er fing an ein paar Springseile ordentlich aufzurollen, als er mich bemerkte, hörte er auf.

"Hey, Ida, was gibt's?" er hatte die ernste Trainerrolle noch nicht abgelegt, aber vielleicht tat er das in diesem Gebäude auch nie, immerhin wurde von ihm hier drinnen Professionalität und Disziplin verlangt.

"Ich habe deinen Hoodie mitgenommen und wollte ihn dir noch geben. Er ist sogar gewaschen."

Seine ernste Maske flog ab und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.

"Du hättest ihn nicht waschen brauchen." sagte er. Ich zuckte nur mit den Schultern.

"Dann, äh, gehe ich mich jetzt schnell umziehen und wir treffen uns draußen, Okay?" schlug er vor, wobei er sich den Nacken kratzte.

Ich nickte, ging zur Umkleide und sah mich kurz vor der offenen Tür nach Levi um. Ich ertappte ihn dabei, wie er mich anschaute. Sobald unsere Blicke sich trafen, drehte er sich schnell um und begann wieder die Springseile wegzuräumen.

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