39. Kapitel

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Levi war sauer, dass hatte ich schon gewusst, als ich den verletzten Blick in seinen Augen gesehen hatte.

Ich habe die ganze Woche lang versucht ihn zu erreichen. Auf Snapchat, WhatsApp, Instagram, aber er antwortete mir nirgends. Sogar meine Anrufe werden von ihm weggedrückt oder ignoriert.

Zuerst hatte ich Verständnis für seine Reaktion, aber je mehr Zeit vergangen war, desto weniger verstand ich warum er aus so einer Kleinigkeit eine so große Sache machte. Wieso gab er mir nicht wenigstens eine Chance, um mit ihm darüber zu reden?

Ich hatte von Alex erfahren, wann er trainierte und dann kurzerhand beschlossen ihn persönlich zu konfrontieren.

Ich platzierte mich unter einem Baum in der Nähe des Eingangs der Trainingshalle. So konnte mich die Sonne nicht allzu sehr quälen.

Es dauerte knappe 20 Minuten bis endlich ein paar Jungs aus dem Gebäude kamen. Zu meiner Enttäuschung war Levi noch nicht dabei.

Ich wartete weiter, doch es regte sich nichts mehr, also stand ich auf und ging selbst hinein. Irgendwie würde ich ihn schon finden.

Es war leichter das zu tun, als ich gedacht hatte, denn ich brauchte nur einige Meter durch den langen Flur gehen, bis mir eine geöffnete Tür ins Auge fiel. Ich spähte in den eher kleinen Raum hinein und entdeckte Levi auf einer Bank sitzend. Zu meinem Glück war er auch noch allein.

"Was willst du hier?" fragte er, ohne mich dabei anzusehen. Er schien immer zu wissen, was um ihn herum passierte.

"Mit dir reden." antwortete ich ehrlich und verschränkte die Arme vor meiner Brust. Sein Verhalten nervte mich allmählich.

Er erhob sich von der Holzbank und sah mich endlich an. Seine grünen Augen wirkten ausdruckslos.

"Ich dachte du hättest kapiert, dass du mich in Ruhe lassen sollst." mir gegenüber war er noch nie so abweisend gewesen wie jetzt. Sonst hatte ich diesen Part immer übernommen und ihn von mir gestoßen.

"Warum verhältst du dich so lächerlich?" ich merkte, wie ich wieder wütend wurde.

"Lass gut sein, Ida. Ich habe keine Lust mehr dieses Spiel mit dir zu spielen." er seufzte matt, drehte mir seinen Rücken zu und fing an irgendwelche Sachen in eine Tasche zu stopfen.

"Ich spiele überhaupt nicht mit dir!" rief ich aus und warf meine Arme in die Luft.

Er drehte sich kurz zu mir um und schüttelte lachend den Kopf.

"Hör auf dich über mich lustig zu machen und sag mir endlich was dein verdammtes Problem ist." meine Stimme klang schrill.

Levis Rückenmuskeln begannen sich unter seinem enganliegenden T-Shirt anzuspannen.

"Mein verdammtes Problem ist, dass du erst bei mir übernachtest und in meinen Armen einschläfst und mich dann von dir stößt, wenn deine Freundin dabei ist." zischte er unter zusammengebissenen Zähnen. Sein Kiefer zuckte.

"Was hast du denn von mir erwartet? Das ich dir freudig um den Hals fallen würde? Nur weil wir uns etwas nähergekommen sind, heißt das nicht, dass wir gleich automatisch zusammen sind." ich fuchtelte mit den Händen in der Luft rum, um meine Worte zu unterstreichen.

"Das ist mir schon klar, aber ich hätte auch nicht gedacht, dass ich dir vor Ella peinlich bin."

Mir stand der Mund kurz offen und ich sah ihn ungläubig an.

"Du bist mir vor niemandem peinlich." sagte ich mit einer etwas sanfteren Stimme.

"Und warum hast du mich dann komplett ignoriert und mich von dir weggeschubst?" er wich meinem Blick aus, sodass ich die Traurigkeit in seinen Augen nur erahnen konnte.

Ich trat einen Schritt auf ihn zu.

"Levi es fällt mir einfach noch ein wenig schwer dir zu vertrauen und ich möchte deswegen nichts überstürzen, also dachte ich, dass es erstmal besser wäre andere Leute aus unseren Angelegenheiten rauszuhalten."

"Und da steckt nicht noch was anderes dahinter?" er hob die Augenbrauen und sah mich wieder an.

"Nein, natürlich nicht. Du bist mir nicht peinlich vor meinen Freunden, warum auch?"

Er zuckte mit den Schultern.

"Keine Ahnung."

"Na siehst du. Ich möchte es langsam angehen und anderen erstmal nichts von uns erzählen, weil ich mir selber noch nicht genau sicher bin, was das zwischen uns werden könnte. Ich weiß nur, dass ich dich mittlerweile sehr gerne habe." der letzte Teil war nicht mehr als ein Flüstern von mir. Es fiel mir schwer ihm meine Gefühle zu offenbaren und mich ihm gegenüber dadurch verletzlich zu zeigen.

Die Traurigkeit wich einem anderen Ausdruck. Ein zaghaftes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.

"Das hättest du mir schon eher sagen sollen."

"Ich weiß." ich ging noch weiter auf ihn zu und schlang meine Arme um seinen durchtrainierten Oberkörper. "Tut mir leid, aber bitte ignorier mich das nächste Mal nicht gleich für eine ganze Woche, wenn du wieder sauer auf mich bist."

"Ja das war etwas übertrieben von mir. Normalerweise wirft mich auch nichts so schnell aus der Bahn, aber mit dir ist es irgendwie anders und ich hatte Angst, dass du mich wieder abweisen würdest." gestand er mir.

"Vielleicht hast du auch Angst von Menschen, die dir viel bedeuten verlassen zu werden." murmelte ich.

"Kann schon sein."

Ich musste an seine Schwester und seinen Vater denken und verspürte ein schmerzendes Ziehen in meiner Brust.



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