„Lauf bitte nicht gleich vor mir weg." sagte Levi mit rauer Stimme. Wir kannten uns kaum, aber er konnte jetzt schon nachvollziehen, was ich dachte, denn als ich merkte, dass er vor mir stand, war ich wirklich im Begriff gewesen wegzugehen.
„Hatte ich nicht vor." log ich ihn an und er lachte. Es hörte sich tief und melodisch an. Trotzdem versuchte ich mich unauffällig nach Ella und Alex umzusehen oder nach anderen Leuten, die ich kannte.
„Also Ida," er betonte meinen Namen extra, wodurch sich sämtliche Nackenhaare bei mir aufstellten, „Was ist dein Problem mit mir? Ich meine, du antwortest mir nicht auf Instagram und du folgst mir auch nicht zurück. Warum?" ein Stirnrunzeln machte sich auf seinem Gesicht breit, während er mich fragend anblickte.
„Ich, äh, habe kein Problem mit dir. Ich folge nur keinen Leuten auf Instagram, die ich nicht kenne." rechtfertigte ich mich, obwohl ich das gar nicht mehr tun wollte. Es ließ mich schwach wirken und ich hasste es, wenn ich mich rechtfertigte, obwohl ich das gar nicht nötig hatte.
„Okay, aber auf meine Nachricht hast du auch nicht geantwortet." bohrte er weiter. Wieder wusste ich nicht, ob er es ernst meinte oder ob er mich nur verarschte. Nach Ellas Erzählungen war Levi ein Mädchenschwarm, warum verbrachte er also lieber seine Zeit damit mich zu nerven, anstatt mit irgendeinem Mädchen zu reden, dass ihn toll fand.
„Und?" ich wollte mich nicht mehr vor ihm rechtfertigen. Nochmals schaute ich mich nach Ella um, aber ich konnte sie nicht sehen.
„Okay, gut. Du willst nicht drüber reden. Ich höre schon auf dich zu nerven. Aber ich dachte, dass wir vielleicht Freunde werden können, weil du Alex anscheinend sehr am Herzen liegst und ich wollte ehrlich gesagt nur nett sein." sprudelten die Worte aus ihm raus, wobei er immer noch recht langsam und entspannt redete. Er wuschelte sich durch die dunkelbraunen Haare und wartete wohl auf eine Antwort von mir. Dann wollte ich gerade meinen Mund aufmachen, als ein Mädchen mit langen schwarzen Haaren an uns vorbeiging. Sofort schien Levi hellwach. Er beachtete mich kaum noch und ging ihr hinterher, ließ mich einfach stehen.
Wut stieg in mir hoch, als ich realisierte, was gerade passiert war. Levi hatte mich stehen gelassen für Mai, obwohl er vorher unbedingt von mir wissen wollte, ob ich ein Problem mit ihm hatte. Er hatte unser Gespräch angefangen und es dann abrupt abgebrochen. Wow.
Ich war zwar etwas verbittert darüber, dass er mich stehen gelassen hatte, aber jetzt wusste ich wenigstens, dass er wirklich nur mit mir befreundet sein wollte und Mai immer noch hinterher trauerte. Diese Erkenntnis machte ihn in meinen Augen sympathisch. Trotzdem schmerzte etwas in mir und ich begriff lange Zeit nicht warum.
Immer mehr Leute trafen ein und irgendwann entdeckte ich auch Ella und Tim wieder. Ich gesellte mich auf eine Bank zu den beiden. Ellas blonder Freund und ich unterhielten uns für eine Weile, bevor sich alle ins Zelt zu uns begaben. Dann fing die Party richtig an. Wir stießen alle an auf Alex, während er begann seine Geschenke vor den Augen aller Anwesenden zu öffnen.
Auf den Tischen befand sich ein Obstsalat, ein Nudelsalat, sowie ein Kartoffelsalat, ein paar Brezen und Würstchen. Ich füllte mir etwas essen auf einen Pappteller. Als wir dann mit dem Essen fertig waren, wurde es schon langsam dunkel. Eine große Musikbox wurde aufgestellt und die Party begann richtig. Ella und ich tanzten gemeinsam für ein paar Songs bis ein langsamer Song gespielt wurde und sie mit Tim tanzen wollte, dessen blaue Augen funkelten, während er Ella in den Armen hielt. Die beiden waren schon süß zusammen, aber auch nervig.
Irgendwann fing ich wieder an zu trinken. Ich sollte wirklich die Finger von dem Zeug lassen. Die Mischen hatten es in sich und ich war bereits nach drei Gläsern angetrunken. Es wurde bald etwas Rap gespielt und ich fing an zu den Migos zu tanzen. Meine Hüften bewegten sich zum Takt und ein paar Jungs starrten mich an, was mich dazu bewegte noch mehr zu trinken. Doch dann schlangen sich zwei Arme von hinten um meine Taille. Mein Körper gefror. Ruckartig drehte ich mich um und stieß den Jungen mit zitternden Fingern von mir. Es war der Typ von der Strandparty, der mich dort schon mit seinen Blicken begehrt hatte. Mir wurde schlecht. Ich hätte fast auf seine Converse gewürgt, aber höflich wie ich war, lief ich zum nächsten Busch und übergab mich dort.
Danach wischte ich mir mit dem Handrücken über den Mund. Meine Hände zitterten noch immer, eine salzige Träne tropfte meine Wange hinunter und ich schluckte schwer. Dann machte ich mich mit wackligen Beinen auf den Weg in die Gartenlaube. Auf dem Weg dorthin rief ich nach Alex. Ich sehnte mich jetzt nach einer Umarmung von ihm. Sobald ich in das kleine Häuschen trat, stieß ich in einen breiten, muskulären Rücken.
„Ida." stieß Levi erschrocken meinen Namen hervor, nachdem er sich zu mir umgedreht hatte.
„Ich suche Alex." drängte ich und sah mich verzweifelt in der Gartenlaube um, aber Alex war nirgends zu sehen. Ich sah nur in unbekannte Gesichter, die vor meinen Augen verschwammen.
„Der ist nicht hier. Geht's dir gut?" ertönte Levis Stimme wieder.
„Ja, ja. Ich möchte nur zu ihm." innerlich schlug ich mich dafür, dass ich so weinerlich und verzweifelt klang.
„Okay, soll ich dir helfen ihn zu suchen? Vielleicht ist er draußen?" bot Levi an. Er hatte wohl Mitleid mit mir.
Ich konnte gerade noch Nicken, bevor der Raum sich zu drehen begann und ich kurz in mich zusammensank. Levi reagierte schnell, stützte mich ab. Die ganze Zeit sah er mich besorgt mit seinen schönen grünen Augen an.
„Soll ich dich nach Hause fahren, Ida?" ich mochte es, wie er mir nicht sagte, dass ich schlecht aussah, sondern einfach seine Hilfe anbot und ich mochte es, wie er mich in seinen Armen hielt, aber das war wohl der Alkohol in mir, der da sprach.
„Mhm." murmelte ich, denn mein Hals fühlte sich plötzlich ganz trocken an.
Auf dem Weg zu Levis Auto stützte er mich weiter mit einem Arm ab. Er merkte, dass ich Mühe hatte, einen Schritt vor den anderen zu setzen, weil meine Knie so sehr zitterten. Als wir durch den Garten gingen, sah ich auf den Rasen, um nicht den blauen Augen zu begegnen, die meine Panikattacke ausgelöst hatten.
Hätte ich nicht schon etwas getrunken, wäre ich wohl nicht so einfach in Levis VW Golf gestiegen, aber so ließ ich mich sogar von ihm anschnallen. Ich bemerkte, wie dumm es von mir war mit einem fremden Jungen ins Auto zu steigen aber aus irgendeinem Grund wusste ich, dass ich Levi vertrauen konnte.
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About Love
RomanceIda hat lange versucht die Liebe zu finden, doch nachdem sie wieder scheitert, gibt sie es endgültig auf. Sie beginnt ihr Herz vor der Welt zu verschließen. Jedoch trifft sie dann auf Levi. Er scheint selbstsicher, ehrlich und ein absoluter Mädchens...