12. Kapitel

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Nach unserer ‚Aussprache' gingen wir zu Emma und Levi, wobei ich bemerkte, dass ich immer noch meinen Rucksack aufhatte, also fragte ich Emma, wo ich das Essen hin packen sollte.

„Pack es neben den Grill oder unsere Rucksäcke." sagte sie und ich tat letzteres.

„Kommen die anderen auch bald?" fragte ich in unsere kleine Runde.

„Keine Ahnung. Eigentlich sollten sie schon längst da sein." Levi seufzte und fuhr sich durch sein dichtes Haar.

„Wen habt ihr denn noch alles eingeladen?" ich war neugierig und wollte die schlechte Stimmung mit meinem Gerede etwas auflockern.

Alex stand dicht neben mir. Plötzlich spürte ich wie er seinen Arm um meine Schulter legte. Verwirrt sah ich ihn an und schüttelte seine Geste ab. Warum tat er das. Er benahm sich so seltsam, seitdem ich seine Freunde kennengelernt hatte. Wollte er sich vor ihnen etwas beweisen? Ich war dankbar, als er seine Arme verschränkte, anstatt mich wieder halb zu umarmen. 

Levi hatte uns die ganze Zeit angesehen mit einer hochgezogenen Augenbraue. Ich sah mit geröteten Wangen zu Boden und schämte mich, wofür wusste ich allerdings nicht.

„Mai, Luisa und Martin, Tom und Steven wollten noch kommen. Melissa hatten wir auch eingeladen, aber sie hat gestern kurzfristig abgesagt." erzählte mir Emma.

„Okay. Ich kann mich nur noch an Mai erinnern."

„Bei der ersten Party warst du ja auch zu besoffen, um den Rest kennenzulernen." Alex vorwurfsvolle Worte bohrten sich schmerzend in mein Herz. Wir hatten uns doch gerade vertragen. Warum war er jetzt wieder so gemein zu mir, fragte ich mich.

„Hey, sei nicht so gemein zu ihr." verteidigte Levi mich, als wäre ich gar nicht da, was mich auch irgendwie nervte, obwohl er es wohl nur nett meinte.

„Was auch immer. Ich lege jetzt ein paar Würstchen auf den Grill." Alex angepisste Laune gefiel mir gar nicht, wenn er jetzt immer so war in meiner Nähe, würde ich bald gar nichts mehr mit ihm unternehmen.

Während Alex sich dem Grillen widmete, kamen die anderen. Ich musterte sofort Mai. Sie sah fantastisch aus. Genauso wie ich sie in Erinnerung hatte. Erst umarmte sie Emma und dann mich, wahrscheinlich weil sie sich dazu gezwungen sah, denn es nicht zu tun, wäre unhöflich gewesen.

Die anderen stellten sich mir vor. Sie schienen alle sehr nett, aber das wunderte mich nicht, denn Emma und Levi waren es auch.

Mittlerweile war es schon fast sieben. Mein Magen grummelte immer wieder, weil ich heute nur gefrühstückt hatte und eine Banane zum Mittag gegessen hatte, weil ich unbedingt abends noch Hunger haben wollte.

Ich beschloss mich in den Sand nahe den Dünen zu setzen und dem Meeresrauschen zuzuhören. Tom und Steven waren gerade dabei ihre Shirts auszuziehen, um dann mit nur einer Badehose bekleidet in die kalte Ostsee zu springen. Ich bekam schon Gänsehaut, als ich sie nur beobachtete, weil das Wasser sicherlich noch viel zu kalt war. Wir hatten bis jetzt nur knapp zwei Wochen schönes Wetter gehabt und zwischendurch hatte es auch noch geregnet. Aber die beiden plantschten in dem Binnenmeer, als wäre es ein beheizter Pool.

Jungs, denen war auch nie kalt.

„Hey, kann ich mich zu dir setzen?" Emma lächelte mich an, als ich in ihr noch kindliches Gesicht sah. Durch ihre runden Wangen wirkte sie jung.

„Klar. Ich habe mich nur weiter vom Grill weggesetzt, weil ich so einen Riesen Hunger habe und der Geruch von frisch gegrillten Essen mich verrückt gemacht hat." das brachte sie zum Lachen. Sie setzte sich dicht neben mich und umarmte ihre angewinkelten Beine mit ihren Armen.

„Ja, ich habe auch schon Hunger, aber Alex ist bestimmt bald fertig, wenn Martin und Luisa ihm weiter so fleißig helfen."

Ich schaute zu den dreien rüber. Die Blondine schnitt gerade ein paar Brötchen auf und Martin goss Saft in ein paar Pappbecher ein. Alex hatte einen konzentrierten Blick, während er das Fleisch und Gemüse mit der Grillzange wendete.

„Ja, die machen das echt toll." da die Sonne mich blendete, hielt ich meine Hand vor mein Gesicht, um Schatten zu kreieren, sodass ich Emma besser angucken konnte.

„Sag mal hast du eigentlich einen Freund?"

Die Frage traf mich unerwartet. Ich verschluckte mich fast an meiner eigenen Spucke.

„Nein, aber ich habe gerade erst eine Trennung hinter mir."

„Du bist also nicht auf der Suche, oder so?"

Ihre Fragen überraschten mich.

„Nein. Wieso?" ich nahm meine Unterlippe zwischen meine Zähne, als ich ihre Antwort abwartete.

„Ach keine Ahnung. Als ich dich kennengelernt habe, dachte ich das vielleicht was aus dir und Alex werden würde, weil er auch immer so oft über dich geredet hat, aber jetzt habe ich auch geschnallt, dass ihr einfach nur gute Freunde seid." sie machte eine kurze Pause, „Aber mittlerweile frage ich mich, ob du nicht vielleicht Levi gut findest."

„Wie kommst du darauf?" ich fühlte mich angegriffen.

„Sorry, das war dumm von mir. Ich kenne dich ja kaum. Aber es ist nun einmal so, dass Levi echt attraktiv ist und fast jedes Mädchen aus unserem Jahrgang schon auf ihn stand. Ich war sogar mal in ihn verliebt, das war in der 8. Klasse und echt peinlich. Zum Glück hat er nie was davon erfahren." ein nervöses Lachen entfuhr ihr und sie fing an mit ihren Haarspitzen zu spielen.

„Er ist schon süß, aber im Moment möchte ich echt keine Beziehung oder irgendwas anderes."

„Ist wohl auch besser so."

Mit gerunzelter Stirn sah ich sie an und fragte: „Wieso?" die Neugier in mir war geweckt. Das war sie schon damals, als mir Ella von Levi berichtete. Ich wollte mehr Wissen über den Jungen, der seit seinem 6. Lebensjahr boxte. Gleichzeitig wunderte ich mich, warum mich jeder vor Levi warnte und niemand wollte, dass wir mehr wurden als Freunde. 

„Die Mädchen stehen zwar alle auf ihn, aber Levi hat das noch nie ausgenutzt, auch wenn das einige Leute behaupten. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob er noch was von Mai will, deswegen verstehe ich auch nicht ganz, warum er so ein Interesse an dir zeigt und dich nach Hause fährt und so was. Ist schon komisch."

Es brannte in meiner Brust. Ich kannte das Gefühl. Ich hatte es schon oft erlebt, aber ich wollte es nicht mehr fühlen.

„Ich glaube Levi will einfach nur mit mir befreundet sein." ich war mir da nicht mal selbst sicher, ob das stimmte, aber ich sagte es einfach zu Emma und lächelte sie dabei gezwungen an.

Sie erwiderte es, dabei spiegelte sich Mitleid in ihren Augen. Ich wollte ihr sagen, dass sie sich nicht um mich sorgen sollte, weil ich mich gut selbst beschützen konnte und meine Gefühle gut im Griff hatte. Außerdem war es meine Angelegenheit und nicht ihre. Stattdessen schwieg ich jedoch und sah zu Levi und Mai hinüber.

Levi sagte gerade etwas zu ihr und ihr Gesicht erhellte sich, sie fing an zu Lachen, dabei wehte ihr seidiges Haar im leichten Wind, der omnipräsent war am Meer. Ich hörte die Wellen rauschen. Ich musste meinen Blick von den beiden abwenden, weil das Stechen in meiner Brust größer wurde bei dem Anblick der beiden. Sie sahen glücklich zusammen aus.

„Gut, falls sich das trotzdem mal ändern sollte, bin ich immer da, falls du mal jemanden zum Reden brauchst." murmelte Emma.

„Danke. Das Angebot nehme ich gerne an." mir wurde wieder warm ums Herz, als ich Emmas breites Grinsen sah, dann umarmten wir uns.

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