Ich fühlte mich, wie von einem Auto überrollt und so sah ich wohl auch aus, nachdem ich das erste Mal seit sechs Wochen um halb sieben aufgestanden war, um mich für die Schule fertig zu machen.
Mehr als froh war ich, als der erste Block endete und es zur Pause klingelte. Die ersten beiden Stunden hatten wir Geschichte gehabt mit unserer Tutorin, die uns nochmal ein paar Sachen für das kommende Schuljahr erklärt hatte.
Ella war seit Sonntagabend erst wieder in Deutschland. Wir hatten eine Menge zu bereden. Mehrmals hatten wir schon in während Geschichte versucht miteinander zu plaudern, aber Frau Hensel war schnell genervt von uns und ermahnte uns mehrmals.
„Okay soll ich zuerst alles erzählen oder du?" fragte Ella, während sie in ihr belegtes Brötchen biss. Wir standen draußen auf unserem kleinen Schulhof. Tim und seine Freunde waren auch dabei, aber sie befanden sich etwas abseits, sodass Ella und ich ungestört reden konnten.
„Fang du an." ermutigte ich sie. Sofort sprudelten die Worte nur so aus ihr heraus.
„Rosa und Elias haben sich endlich verlobt. Das Ganze war richtig romantisch. Er hat sie am Strand gefragt, während des Sonnenuntergangs. Ich wünschte du wärst dabei gewesen. Es war einfach wie im Film, total absurd."
„Freust du dich für Rosa?" schon lange hatten sich alle in Ellas Familie gewundert, wann die beiden sich endlich verloben würden.
„Ja, natürlich. Sie hat es echt verdient und ich weiß, dass Elias alles für sie tun würde. Ich habe nur Angst davor, wie es jetzt wird, wenn sie noch enger mit ihm verbunden ist. Ich denke, dass sie dann bald zu ihm nach Hamburg ziehen wird, denn die Fernbeziehung stresst die beiden sehr und sie wollte das schon seit längerem tun." eine Träne floss ihre Wange runter.
„Och El." es kam nicht oft vor, dass ich sie bei ihrem Spitznamen nannte, denn sie mochte ihn nicht besonders, aber jetzt hoffte ich es würde sie aufmuntern. Ich nahm sie in den Arm.
„Ist schon gut. Meine Schwester heiratet nur bald. Ist ja kein Weltuntergang." sagte sie traurig lächelnd und löste sich wieder von mir. Ella wischte sich kurz mit den Zeigefingern unter den Augen lang, um ihre Tränen zu beseitigen.
„Ich bin mir sicher, dass sie euch trotzdem noch regelmäßig besuchen kommen wird, auch wenn sie dann weiter weg wohnt und wenn nicht hast du ja immer noch mich." versuchte ich sie aufzuheitern. Sie schniefte und funkelte mich mit ihren blauen Augen an.
„Dich habe ich doch auch nur noch ein Jahr, dann gehst du doch weg." erinnerte sie mich.
„Du kannst ja mitkommen." schlug ich vor.
„Und was wird dann aus dem Deppen da?" sie zeigte auf Tim, der sich mit einem seiner Klassenkameraden unterhielt.
„Stimmt, den hatte ich schon ganz vergessen." wir lachten beide.
„Na gut, dann erzähl mir mal was du erlebt hast, während ich weg war. Alex hat mir schon etwas erzählt aber die Details hat er ausgelassen." sie wackelte mit den Augenbrauen und war jetzt wieder in einer besseren Stimmung.
„Naja... also... Levi und ich sind uns zufällig ein paar Mal über den Weg gelaufen. Freitag zum Beispiel auch." stammelte ich. Es fiel mir schwer Ella von Levi und mir zu erzählen. Ich war noch nicht richtig bereit ihr davon zu erzählen, aber ich wusste auch, dass sie nicht locker lassen würde bis sie alles wusste. So war Ella eben.
„Das soll alles sein?" sie gab mir einen strengen Blick von der Seite. Ich fing an auf meiner Lippe rum zu kauen. „Ida, ich weiß, dass ich dich vor ihm gewarnt habe und dass ich dir gesagt habe, dass ich nicht denke, dass er jetzt das Richtige für dich ist, aber du kannst mir trotzdem erzählen was los ist."
„Wir haben uns auf zwei Partys gesehen und am Anfang habe ich ihn einfach nur als einen Freund von Alex betrachtet. Du weißt doch, dass ich mit diesem Selbstverteidigungskurs angefangen habe, oder?" Ella nickte, ich fuhr fort. „Levi boxt in dem Verein und er ist die letzten beiden Wochen für unsere aufgefallene Trainerin eingesprungen. Dort haben wir uns dann also auch noch gesehen. Er war einfach in den letzten Wochen dauernd in meiner Nähe. Am Anfang habe ich versucht mich dagegen zu wehren und ihn zu ignorieren, aber ich kann einfach nicht leugnen, dass ich es genieße mit ihm zusammen zu sein. Levi ist einfach so ehrlich und lustig. Total unkompliziert."
Ella sah nicht gerade begeistert aus.
„Ach, Ida. Levi ist total der Mädchenschwarm. Das wird doch nicht gutgehen."
„Ich habe auch noch keine Gefühle für ihn entwickelt oder so. Ich mag es halt nur in seiner Nähe zu sein." sie sah mich skeptisch an. Ich zuckte mit den Schultern.
Mein Herz beleidigte mich lautstark als Lügner und sogar mein Verstand schüttelte bei meinen Worten mit dem Kopf, denn seit Freitag war nicht mehr zu leugnen, dass ich Levi schon irgendwie mochte, aber ob ich mir das je eingestehen würde, wusste ich nicht. Zu groß war das Risiko wieder verletzt zu werden.
„Letztendlich ist es deine Entscheidung, aber ich würde mich an deiner Stelle von ihm fernhalten. Du hast doch selbst gesagt, die Liebe sei nichts für dich." mit jedem Wort schnitt Ella mir ins Fleisch.
„Du hast recht." stimmte ich ihr zu. Dabei zwang ich mich zu lächeln.
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About Love
RomanceIda hat lange versucht die Liebe zu finden, doch nachdem sie wieder scheitert, gibt sie es endgültig auf. Sie beginnt ihr Herz vor der Welt zu verschließen. Jedoch trifft sie dann auf Levi. Er scheint selbstsicher, ehrlich und ein absoluter Mädchens...