41. Kapitel

217 7 6
                                    

Manchmal konnte ich gar nicht begreifen, wie schnell die Zeit verging. Ich hatte mich lange auf diesen Tag gefreut und jetzt war er endlich hier. Mein achtzehnter Geburtstag. Zu meinem Glück war dieser auf einen Samstag gefallen. Ella hatte schon seit Wochen etwas für mich geplant, aber sie wollte natürlich nicht sagen, was es war.

Als sie mir dann gestern noch gesagt hatte, dass wir uns heute Nachmittag in der alten Fabrik treffen würden, wusste ich sofort was los war. Das Gebäude konnte man für Veranstaltungen mieten und ich war mir ziemlich sicher, dass Ella eine Überraschungsparty für mich organisiert hatte.

Sie bombardierte mich schon eine ganze Weile lang mit Textnachrichten und wollte das ich mich beeilte. Aber ich war immer noch dabei meinen halblangen Haaren mit einem Lockenstab Wellen zu verpassen und mich zu schminken. Dafür hatte ich bereits mein rotes geblümtes Kleid an, das Spaghettiträger besaß und einen herzförmigen Ausschnitt hatte.

Meine Eltern hatten mir bereits am Morgen meine Geschenke überreicht und mir alles Gute gewünscht. Morgen würde auch noch meine Schwester vorbeikommen und meine Großeltern. Anscheinend wussten meine Eltern auch über die Party Bescheid, denn sie lächelten mich freudig an, als ich das Haus verließ und wünschten mir viel Spaß.

Zum ersten Mal bereute ich es, dass ich noch nicht mit meinem Führerschein angefangen hatte, denn die Straßenbahn fuhr mir heute viel zu langsam. Außerdem hätte ich heute vielleicht ein Auto von meinen Eltern bekommen, anstatt einem neuen IPhone, wenn ich bereits mit meinen Fahrstunden durch gewesen wäre.

Vor der Fabrik wartete bereits eine strahlende Ella auf mich. Sie machte der Sonne Konkurrenz mit ihrem gelben Kleid.

"Hallo Geburtstagskind." sie schlang ihre gebräunten Arme um mich und drückte mich fest an sich. Ich konnte froh sein, eine so gute Freundin zu haben, wie Ella. Sie war immer für mich da.

"Lass uns reingehen." sagte sie ungeduldig und zog mich an der Hand hinter sich her.

Die große Halle drinnen war zuerst dunkel, bis irgendwer den Schalter anknipste und wir vor ein paar jubelnden Leuten standen. Ella hatte fast unsere gesamte Klassenstufe eingeladen und noch ein paar andere Leute. Alex und Levi waren auch da, sowie Emma und ein paar andere mir bekannte Gesichter von ihrer Schule. Sie alle grinsten mich an. Luftballons mit der Zahl 18 drauf schwebten an der Decke. Alles war bunt dekoriert.

Die nächste Stunde verbrachte ich damit Geschenke anzunehmen und Leute zu begrüßen. Ella hatte einen großen Kuchen für mich organisiert auf dem ich dann die Kerzen ausblasen sollte und wir alle ein Stück davon aßen. Danach beruhigte sich alles ein wenig.

Es wurde Musik angemacht und die Leute fingen an sich zu betrinken und zu tanzen. Ich beobachtete das alles aus einiger Entfernung und wartete darauf, dass Levi zu mir kam. Doch statt ihm trat Alex aus der tanzenden Menge heraus. Er kam zu mir rüber.

"Wie fühlst du dich jetzt, als voller Erwachsener?" wir mussten beide lachen.

"Ziemlich gut." sagte ich.

"Warum stehst du dann so gelangweilt hier in der Ecke rum, das ist doch dein Geburtstag?" fragte er.

"Weil es mir Freude bereitet anderen dabei zuzusehen, wie sie Spaß haben." ich klang ernst und vielleicht sogar etwas traurig.

"Hey, nicht so traurig bitte." er stieß mich mit der Schulter an. Ich lachte.

Ich merkte, wie er mich nachdenklich von der Seite beobachtete und mir näherkam. Unbehaglichkeit überkam mich, als er mich völlig überrumpelte und mir seine Lippen aufdrückte. Sofort war ich wie gelähmt, weil mein Hirn gar nicht richtig begriff, was da gerade geschah. Ich hatte meine Augen weit aufgerissen und sah wie Alex seine leidenschaftlich geschlossen hatte. Ich rührte mich solange nicht, bis er endlich von allein von mir abließ.

"Was soll der Scheiß?"

Ich begriff erst zu wem die wütende Stimme gehörte, als ich meinen Kopf in ihre Richtung drehte und in Levis grüne mit Zorn gefüllten Augen sah.

Ich wollte etwas sagen, aber die Worte kamen nicht aus meinem Mund. Mir wurde schlecht, als Levi sich kopfschüttelnd umdrehte und ging.

"Ida." Alex nahm meine Hand, aber ich entriss sie ihm sofort.

"Du hast alles kaputt gemacht." zischte ich ihn an, bevor ich Levi hinterherlief.

Tausend Gedanken rasten mir durch den Kopf und plötzlich machte alles Sinn. Ich verstand endlich, warum Alex und Ella am Anfang nicht wollten, dass ich mich Levi annäherte. Warum Ella immer davon gesprochen hatte, dass ich wen besseres verdiente. Damit hatte sie Alex gemeint. Gott, ich war so dumm. Ich hatte mich nie gefragt, warum Alex sich immer so sehr für mich interessierte. Ich hatte immer angenommen, dass ihm unsere Freundschaft sehr wichtig war. Dabei hatte ich nie daran gedacht, dass vielleicht auch etwas anderes dahinterstecken könnte.

Levi hatte die alte Fabrik bereits verlassen, als ich ihn endlich einholte. Er blieb nicht stehen. Selbst als ich mich vor ihn stellte, wich er mir aus und stapfte weiter.

"Levi, bitte. Bleib stehen. Ich will es dir erklären." sagte ich, obwohl ich selbst nicht ganz wusste, was ich ihm erklären sollte. Ich konnte mich ja nicht einmal richtig gegen den Kuss wehren.

Levi war in letzter Zeit schon oft auf Alex eifersüchtig gewesen, weil er der Meinung war, dass dieser viel mehr über mich wusste, als er selbst und ihm gefiel es nicht, dass ich mit Alex ständig über unsere Beziehung redete.

"Lass gut sein, Ida. Ich glaube ich habe es endlich verstanden." Tränen traten mir in die Augen. Meine Lippe fing an zu beben.

"Bitte lass mich jetzt nicht einfach wieder allein." meine Stimme zitterte. Er fuhr zu mir herum.

"Du weißt ganz genau, dass das mein wunder Punkt ist Ida, weil mein Vater damals meine Mutter betrogen hat. Du hast mich mal gefragt, wovor ich am meisten Angst habe und ich habe dir geantwortet, dass meine größte Angst ist von jemandem hintergangen und betrogen zu werden, so wie meine Mutter." sein Kiefer zuckte unaufhörlich. Er biss die Zähne fest aufeinander.

"I-Ich..." meine Kehle war trocken und ich schluckte schwer, denn er hatte Recht.

"Ich glaube wir sollten erstmal nichts mehr miteinander zu tun haben." sagte er noch, bevor er mich endgültig verzweifelt in der Dunkelheit stehen ließ.




About Love Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt