Wir setzten uns an einen Viererplatz, dann fuhr die Bahn los. Levi saß mir gegenüber, Emma neben mir auf der Fensterseite. Wir beide saßen in Fahrtrichtung.
„Wo müsst ihr raus?" fragte Levi uns. Er trug immer noch nur sein T-Shirt und seine Nike Shorts, die ihm bis kurz vors Knie reichten. Ob er auch gefroren hatte am Strand? Ich hoffte nicht, sonst würde ich mich schlecht fühlen, weil ich ihm seinen Hoodie weggenommen hatte.
„Ich muss zum Hauptbahnhof und Ida zum Holbeinplatz." antwortete das rothaarige Mädchen wieder für uns beide, wie vorhin. Ihre Mähne wirkte durch das Licht der S-Bahn erdbeerrot, was ihre blasse Haut besonders hervorstechen ließ.
"Wieso steigst du da aus?" fragte Levi an Emma gewandt.
"Ich übernachte bei Hannes." antwortete sie.
"Ach so. Na, dann richte ihm bitte Grüße von mir aus und sag ihm, dass er seinen faulen Hintern mal wieder zum Training bewegen soll." er grinste.
Emma nickte und verzog keine Miene.
"Wer ist Hannes?" fragte ich. Meine Neugier würde irgendwann nochmal Unheil über mich bringen.
"Emmas Freund."
"Stimmt gar nicht." stritt das rothaarige Mädchen es ab, aber sie wandte dabei den Blick von uns ab.
Levi lachte, dann sah er mich fürsorglich an.
„Soll ich dich dann noch vom Holbeinplatz nach Hause begleiten?"
„Nein, ich kann meinem Vater Bescheid sagen, dass er mich holen soll. Er ist sowieso noch wach." lehnte ich ab. Ich wollte nicht, dass Levi mich schon wieder nach Hause bringen musste. Er hatte es in der kurzen Zeit, die wir uns jetzt kannten, schon viel zu oft getan.
„Okay. Dann steige ich in Evershagen aus." er lehnte sich mit dem Kopf gegen seinen Sitz, sah nachdenklich aus dem Fenster. Dabei drehte er seine linke Gesichtshälfte zu mir. Vorher hatte ich die kleine, errötete Einkerbung unter seinem Auge, auf dem Wangenknochen sitzende Narbe, nie wahrgenommen. Jetzt in dem grellen Licht der Bahn tat ich es. Es war die einzige Imperfektion, die Levi in seinem vollkommenen Gesicht aufwies.
"Was ist?" fragte er. Ich zuckte zusammen. Ohne sich zu mir zu drehen, hatte er durch die Spiegelung im Fenster gesehen, dass ich ihn beobachtet hatte.
"Nichts." seufzend wendete ich den Blick von ihm ab und hoffte, dass er nicht sah, wie rot meine Wangen geworden waren.
Ich nahm mein IPhone aus meinem Rucksack und begann meinem Vater eine Nachricht auf WhatsApp zu schreiben. Er antwortete sofort auf meine Frage mit einem einzigen Emoji, dem Daumen hoch. Oft schrieb er nur mit Emojis, sein Schreibstil auf WhatsApp war merkwürdig, aber ich verstand ihn trotzdem, weil ich mich schon daran gewöhnt hatte.
"Ich muss aussteigen." sagte Levi nach einer Weile, während der keiner von uns etwas gesagt hatte und nahm seinen Rucksack von dem freien Sitz neben ihm auf den er ihn gelegt hatte. Er fuhr sich durch das braune Haar, stand dann auf.
Emma breitete die Arme aus. "Nun gib uns schon eine Umarmung zum Abschied." forderte sie ihn auf. Er seufzte, beugte sich aber zu ihr runter.
Dann überrumpelte er mich, indem er sanft seine beiden Arme um mich legte. Ich erstarrte und bewegte mich kaum. Bevor mein Körper irgendwie reagieren konnte, ließ er mich schon wieder los.
"Kommt beide gut nach Hause." wir nickten ihm zu. Die fast menschenleere Bahn hielt an. Levi winkte uns noch kurz zu, dann ging er zur Tür und verschwand nach draußen.
DU LIEST GERADE
About Love
RomanceIda hat lange versucht die Liebe zu finden, doch nachdem sie wieder scheitert, gibt sie es endgültig auf. Sie beginnt ihr Herz vor der Welt zu verschließen. Jedoch trifft sie dann auf Levi. Er scheint selbstsicher, ehrlich und ein absoluter Mädchens...