23. Ähm, ein Wort: Wow.

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Ich starrte noch eine ganze Weile die Tür an. Es waren gefühlte zwei Stunden für mich, doch in Wirklichkeit waren es nur ein paar Minuten gewesen, um genau zu sein waren es vier Minuten gewesen.

„Layla, das musst du sehen!!!", hörte ich Haley vom hinteren Abteil des Zuges kreischen und jubeln.

Ich runzelte fragend die Stirn, dann wandte ich mich von der geschlossene Tür ab und machte mich auf den Weg zur kreischenden Haley.

Auf dem Weg dorthin bemerkte ich, dass es hier im Inneren des Zuges doch echt ... edel aussah. Ziemlich edel sogar. Der ähnelt sogar in großen Teilen dem Zug aus Die Tribute von Panem, die fahren ja auch mit so einem Zug.

Ich trat in einen Gang, von dem mehrere Türen abgingen. Eine der Türen stand offen, ich erkannte Haley's blonde Haare durch den offenen Türspalt.

Just in diesem Moment drehte sie ihren Kopf zu mir, ihre blauen Augen strahlten förmlich. Sie quiekte einmal kurz auf und deutete dann auf, dem Anschein nach, ihr Zimmer.

Ich hatte nicht einmal einen Schritt hineingewagt, da war ich schon wie versteinert mitten in der Bewegung stehen geblieben. Meine Augen öffneten sich immer weiter und weiter, mein Mund klappte soweit auf, dass man hätte meinen können, er würde den Boden berühren.

Ähm, ein Wort: Wow.

Krass, Mann!!

Wieso sah das so geil aus?!

„Geil, was?", sprach Haley lachend meine Gedanken aus, immer noch überwältigt nicke ich und starrte durch das Zimmer.

Das. sah. so. geil. aus.

Bitte Gott, lass mich auch so ein megahammerabgefahrengeiles Zimmer haben.

Und jetzt kommt's: Du musst in der Küche schlafen! Meine innere Stimme lachte über ihren eigenen Fail-Witz, der jedoch überhaupt nicht so witzig war wie sie ihn fand. Er war eigentlich gar nicht witzig.

Boah, jetzt sei mal nicht so eine Spaßbremse! Ist ja nicht auszuhalten mit dir.

Ich komme trotzdem sehr gut mit mir klar, mein liebes zweites Ich. Jeder hat Kanten und Mäkel. Nobody's perfect, meine Liebe., sagte ich.

Und ich bin Nobody.

Dann bin ich auch Nobody, weil du ja schließlich nur in MEINEM Kopf existierst, entgegnete ich und wollte lachen. Nur käme das ein wenig gruselig rüber, wenn ich jetzt auf einmal ohne wirklichen Grund lachen würde.

Wo du Recht hast, hast du Recht.

Danke deinerseits. Ich weiß deine Hilfe wirklich zu schätzen., erwiderte ich ironisch und schob sie aus meinen Gedanken, dafür widmete ich mich wieder meiner abgedrehten besten Freundin.

„Dieses Zimmer ist ein Traum", seufzte sie und schmiss sich mit Schwung auf ihr Bett, was zur Folge hatte, dass sie einmal eine Vorwärtsrolle und Bekanntschaft mit dem Boden machte.

Ich lachte schallend los.

Das sah einfach so göttlich aus!

Haley lag auf der anderen Seite des Bettes auf dem Boden und fing genauso wie ich schallend an zu lachen. Wir lachten solange bis uns irgendwann die Tränen kamen und wir mit Muskelkater im Bauch nebeneinander auf dem Boden lagen und an die Decke des Zuges starrten.

„Ich freu mich schon so."

„Meinst du, ich mich nicht?", erwiderte ich und lachte kurz auf.

„Na klar, es war schließlich schon immer unser Traum bei den Olympischen Spielen teilzunehmen. Und jetzt ist er endlich in Erfüllung gegangen... Ich kann's immer noch nicht fassen. Nur Schade, dass ich wegen dieser bescheuerten Kuh nicht auch teilnehmen kann."

Kennt ihr noch diese bescheuerte Kuh?

Die, die damals beim Wettkampf in London für Haley's und Sean's Unfall schuld gewesen war, indem sie genau an der Stelle im Eis, über die die beiden fahren mussten, eine Kuhle gemacht hatte?

Genau diese bescheuerte Kuh?

Der ich eine gescheuert hatte, und die dann auf mich losgehen wollte?

Sean's Ex?

Irina?

Ich hoffe, ihr kennt sie alle noch. Wenn nicht, auch nicht schlimm. Sie ist es nicht wert, im Gehirn eingespeichert zu sein. Zu überflüssig, diese ... (ihr dürft jetzt selber ein Wort für sie einsetzten.)

Sie war seit jenem Tag nicht mehr in die Eishalle zurückgekehrt, geschweige denn hatte sie jemals eine betreten, denn ihr war es bis auf weiteres verboten eine Eishalle zu betreten. Ich hatte sie ein paar Mal in der Stadt mit ihren Barbie-Freunden gesehen, jedoch bekam ich, immer wenn ich sie sah, Augenkrebs von ihr und musste woanders hinschauen.

...Okay, nein. Ich hab nicht wirklich Augenkrebs bekommen.

Aber ich wollte es schon immer sagen.

Genug über diese Möchtegern-Tussi gedacht. Jetzt Platz machen für wertvollere Gedanken. Und zwar...

WO ist jetzt MEIN Zimmer?!

„Hay, hast du eine Ahnung, wo ich schlafen werde?"

„Jap, genau neben mir. Ich zeig's dir", sagte sie zu meiner Erleichterung und rappelte sich auf. Ich tat es ebenfalls und folgte ihr aus ihrem Zimmer in meins.

Es sah genauso aus wie ihres.

Einfach abgefahrenmegahammergeil.

Ich fand dafür einfach keine Wörter mehr.

Atemberaubend, echt.

„Okay, ich geh jetzt mal, damit du in Ruhe deine Sachen auspacken kannst. Komm nachher aber zur Besprechung, okay? Der Konferenzraum befindet sich am anderen Ende des Zuges."

„Sag mal, wie oft bist du schon durch den Zug gerannt?"

Haley kicherte und verschwand ohne mir eine Antwort zu geben aus dem Zimmer.

Ich seufzte.

Soll ich dir helfen beim Koffer auspacken?

Wie willst du das denn schaffen? Du existierst doch nur in meinem Kopf, schon vergessen?

Ich könnte dich anfeuern oder dir mentale Unterstützung geben. Das ist doch das Mindeste, was ich für dich tun kann.

Ähm, nein danke. Ich glaub, dass schaffe ich auch gerade noch so ohne deine mentale Unterstützung.

Seufz.

Manchmal war sie echt anstrengend.

Hey, das hab ich gehört!

Jajaja, und ich bin Barak Obama.

Erneutes seufz.

Bitte, Gott, kannst du sie nicht endlich aus meinem Kopf bekommen, damit ich endlich in Frieden leben kann? Was habe ich dir getan, dass du mir so einen Fluch auflegen musst?

Keine Ahnung, aber ich mag deinen Kopf.

Okay...

Crazy.

Du sagst es.

Little LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt