28. Alte Wunden

215 12 3
                                    

Es dauerte geschlagene zehn Minuten bis zu den Quartieren der OP-Teilnehmer. Der Wagen hielt vor einem riesigen Gebäude, das bestimmt modernste Gebäude von ganz Sotchi. Und wenn ich nur das Äußere beurteilen müsste, würde ich sagen, dass das schon ziemlich viel gekostet hat.

Ich holte mein Handy heraus und machte ein Bild davon, welches ich natürlich sofort auf Twitter stellte und schrieb darunter:

OMG :o Der reinste Traum hier in Sotchi! #OlympischeSpiele2014

Schon zwei Sekunden später hatte ich fünf Likes. Und ihr dürft raten von wem sie waren.

Sind die eigentlich nur daueronline oder kommt es mir so vor? Ich hab nämlich das Gefühl, dass sie alle nachher zu internetsüchtigen Handy- oder Computerfreaks werden, meinte meine innere Stimme und runzelte ihre nicht existierende Stirn.

Ich weiß es nicht, aber die Jungs hängen wirklich oft an ihren Handys rum, erwiderte ich.

Haley nahm meine Hand und zog mich an Jam und Jessie vorbei ins Gebäude.

Dann blieb uns beiden erst einmal der Mund offen.

Das hier war der Hammer.

Wirklich der Hammer.

Was hatten die eigentlich noch spannendes zu bieten? Wenn die noch einen Pool oder so haben, dann fress ich wahrlich einen Besen und das meine ich ernst.

Guck mal nach links, da ist so ein Plakat..., wies mir meine innere Stimme an. Automatisch drehte ich meinen Kopf.

Schwimmbad im 1. Kellergeschoss

Hat hier zufällig jemand einen Besen?

Meine innere Stimme lachte sich kaputt. Ich ignorierte sie einfach, Haley war genauso verblüfft wie ich.

„Kannst du mich mal kneifen? Aber bitte nicht wie beim Konzert!!!"

*

Niall gab mir noch einen Kuss auf die Wange und verschwand dann im Umstylingraum. Haley zappelte neben mir wie eine Verrückte.

„Layla, kannst du mich mal kneifen?"

Gesagt, getan. Diese schrie dann ein wenig auf und rieb sich an der roten Stelle am Arm.

„Das war ironisch gemeint! Nächster blauer Fleck", murmelte diese.

*

Ich lachte und zwickte sie kurz in den Arm. Sie machte ein leises „Aua" und rieb sich an der Stelle auf ihrem Arm. Es war nur ein leicht roter Fleck zu sehen.

„Kommt ihr Mädels?", riss uns Jam aus unseren Gedanken. Wir nickten und folgten ihm, Sean und Jessie zum Aufzug. Zwei Typen begleiteten uns, langsam kam ich mir vor als wären wir hier irgendwelche Promis.

In einer gewissen Art und Weise bist du das ja. Du hast einen prominenten Vater und Freund. Zudem bist du noch „reich" und bist bekannt unter den Eisläufern.

Und ich hatte eine bekannte Mutter...

Und da waren wir schon wieder beim Thema Mom angekommen. In mir wurde wieder diese Traurigkeit geweckt, die ich auch damals gespürt hatte als Mom beerdigt worden war. Ich hatte ununterbrochen geweint, sogar bei meiner Grabrede, an der ich zwei Tage lang gesessen hatte.

*

Eine weitere Träne rann meine Wange hinab. Mein Make Up war schon längst wieder verschmiert, aber das störte mich herzlich wenig. Hier sahen alle so aus. Meine Tante, meine Cousine, mein Dad - auch wenn er kein Make Up trug - und der ganze Rest.

Little LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt