59. Die Ruhe vor dem Sturm

132 11 1
                                    

Zum Schluss war ich wirklich froh, dass irgendwann alles ein Ende hatte.

Ich spürte jedes Mal nach dem Training, dass der Muskelkater sofort einsetzte. Manchmal so stark, dass ich mich nicht mehr bewegen konnte.

Bei den Wettkämpfen räumte ich ab.

Sechs Goldmedaillen, drei Silber, eine Bronze.

Aber manchmal ging es auch knapp daneben.

Aber eine Niederlage war immer dabei, egal wie gut man war.

Ich würde mittlerweile sagen, dass Sotchi irgendwie meine dritte Heimat geworden ist.

Die vier Monate, die ich hier verbracht habe, waren die besten meines Lebens.

Auch wenn zwischendurch so viele Tiefen waren, aber das hat die Stimmung hier nicht untergehen lassen.

Das Beste an den ganzen Olympischen Spielen war die Abschlussfeier.

Eindeutig die Abschlussfeier.

Wir lachten, tranken, aßen. Es war die beste Feier, auf der ich war. Keine Ahnung, was das toppen sollte.

Eine Japanerin gab ihre besten Witze von sich, die natürlich niemand verstand, aber wir lachten trotzdem.

Amanda war sogar mit von der Partie. Und Haley hat sie die ganze Zeit mit tödlichen Blicken gestraft.

Ich wünschte, Niall wäre hier gewesen. Und Dad.

Ihnen hätte das sicher gefallen.

Da bin ich war ich mir ganz sicher.

Ich machte ein paar Fotos von den ganzen Leuten und stellte sie auf Twitter. Irgendwann hatte jemand die einfallsreichste Idee ever, mit mehr als 500 Leuten ein Selfie zu machen. Und zur Überraschung jedermann passte sogar jeder drauf. Und das Bild wurde auch auf Twitter gestellt. Innerhalb weniger Sekunden war es 1,2 Millionen Mal angeklickt worden.

Also, manchmal fragte ich mich wirklich, ob die alle ständig nur an ihren Handys hingen.

Besonders die Jungs, sie waren einer der Ersten, die das Bild angeklickt hatten.

So sind halt Handy-Junkies, Layla, das hab ich dir doch schon gesagt, erinnerte mich meine liebe Stimme daran.

Die Stimmung auf der Feier - oder sollte ich doch eher Party sagen? - war ausgelassen. Jeder amüsierte sich. Irgendwann tat das Haley auch. Zwar etwas verbissen, aber sie amüsierte sich.

„Kaum zu glauben, dass schon wieder vier Monate vergangen sind", seufzte Trish rechts von mir, während sie ihren Blick über die Menge schweifen ließ. „Erst ist man total aufgeregt, und dann zieht es an einem vorbei wie ein Zug am Bahnhof. Unglaublich."

Sie nahm einen Schluck von meinem warmen Punsch, da sie selber zu faul war, um sich einen zu holen.

Aber mich störte es eh nicht.

„Vielleicht ist es ja auch gut so. Ich glaube nicht, dass Layla noch eine weitere Goldmedaille überstanden hätte", grinste sie und ich gab ein empörtes „HEY!" von mir. „Waaaas? Ist doch so!"

„Da gebe ich Haley recht", unterstützte Trish meine beste Freundin kichernd.

„Ihr seid sooo gemein!"

Haley lachte und legte einen Arm um meine Schulter. „Ach, jetzt schmoll nicht. Wahrheit tut weh, das weißt du doch."

Ich strafte sie mit meinem besten Todesblick, bevor ich dann anfing zu lachen.

Ich konnte nie wirklich ernst bleiben. So ein Mist.

Trisha verdrehte belustigt die Augen.

„Ihr seid mir ein paar Hühner, wirklich", meinte sie und seufzte.

„Und du kannst unserem Hühner-Club beitreten", erwiderte Haley und legte auch ihr einen Arm um die Schulter. Ich prustete los, weil sich das einfach nur urkomisch anhörte.

Trisha runzelte nur die Stirn, nickte aber und lachte dann auch laut los.

Sie hat Recht, ihr seid wirklich ein beklopptes Pack Hühner.

Halt den Mund. Ich bin gerade am Feiern.

Mein Handy fing in meiner Tasche an zu vibrieren, das bemerkte ich erst, als der ungeduldige Anrufer mich zum fünften Mal anrief.

Als ich auf das Display sah, zauberte sich automatisch ein Lächeln in mein Gesicht.

„Ich bin mal kurz telefonieren", sagte ich zu den beiden Gackerhähnen und ging mit eiligen Schritten aus der großen Halle heraus auf den Vorplatz, bevor er mich noch ein weiteres Mal anrufen musste.

„Hey", begrüßte ich meinen lieben Freund überschwänglich und ließ mich auf die nächstgelegene Bank fallen. „Sorry, dass ich erst jetzt abnehme, hab das Handy nicht gehört."

Du meinst gefühlt", verbesserte er mich.

Normalerweise lachte er immer, wenn er mich verbessert hatte, aber jetzt tat er es nicht.

Okay.

Was war hier los?

Ein beklemmendes Gefühl machte sich in meiner Brust breit und langsam schlich mir eine böse Vorahnung in den Kopf.

„Ja, ich meine gefühlt", sagte ich und lachte. Es klang eher gezwungen als ehrlich. Und das gefiel mir nicht. „Was macht ihr gerade?", fragte ich beiläufig. Kann ja nicht sein, dass er mich anruft und alles, was man hört, nur dämliches Schweigen ist.

Am Flughafen sitzen und sich langweilen. Die Piloten streiken mal wieder, und Paul ist jetzt voller Hoffnung, dass er irgendeinen auftreiben kann. Wahrscheinlich müssen wir den dann bezahlen", erzählte er, im Hintergrund konnte ich Louis reden hören.

„Genug Geld habt ihr ja..."

Jap."

Und dann wieder Stille.

Schweigen.

Ruhe.

Whatever.

Hab ich schon erwähnt, dass mir das ganz und gar nicht gefiel? Nein? Jetzt wisst ihr es ja.

Weshalb ich anrufe..." Ich konnte mir jetzt gut vorstellen, wie er sich gestresst durch seine Haare fuhr. „Ich-"

NIALL ASHTON HAT WAS VON DEINEN SNICKERS GEKLAUT!!!", wurde er von Calums lauter Stimme unterbrochen.

Dann raschelte etwas.

Und dann noch was.

Hörte sich ganz nach irgendeiner Verpackung an.

Maaan, wieviel hast du dir bitte genommen?! Die ganze Packung ist leer!"

Was Ashton sagte, konnte ich nicht ganz hören, irgendetwas von „Waren doch nur zwei..." oder so.

Aaaash, ich kriege doch sicherlich auch einen von Niallers heiligen Snickers, oder?", ertönte Louis' Stimme im Hintergrund.

Kann man hier nicht in Ruhe telefonieren?!", beschwerte sich Niall genervt.

Das hier ist ein Flughafen, was willst du da erwarten?", murmelte irgendjemand neben ihm, ich glaube es war Harry.

Wieder Gemurmel, dann raschelte es erneut und der Lärm wurde leiser.

So...weshalb ich anrufen wollte..."

Little LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt