Layla's Sicht
Heute war der Tag der Eröffnung. Morgen war mein allererster Wettkampf bei den Olympischen Spielen. Ich war aufgeregt wie noch nie, Haley hingegen war in ihrer eigenen kleinen Welt versunken.
Sie tat mir Leid. Sehr sogar, aber wahrscheinlich war es die einzig richtige Lösung. Sean hat sich auch nicht gerade wie ein Freund verhalten. Ich meine, wenn die eigene Freundin direkt neben einem steht und man dann noch anderen Mädchen hinterher schaut.
Das war wirklich das Allerletzte.
Haley war mir die letzten Tagen nicht von der Seite gewichen, sie wollte Sean einfach nicht mehr begegnen, und wenn er mal in der Nähe war, habe ich ihn so wütend angefunkelt, dass er sich wieder irgendwohin verkrochen hatte.
Wenn ich eins hasste, dann war es, wenn man meiner besten Freundin wehtat, selbst wenn es der beste Freund war.
Niall hat, wie sie es ihm einmal von meinem Handy aus gefragt hatte, Psychiater gespielt. Ihm hat es überhaupt nichts ausgemacht, dass Haley unser Gespräch per Skype gestört hatte. Ich konnte wirklich froh ein, ihn meinen Freund nennen zu können.
....und jetzt standen wir in einer kleinen Halle inmitten des Olympia Stadions hier in Sotchi, jedes Land so für sich. Also, die Amerikaner - kotz, Amanda - standen in einer Ecke, die Briten in der anderen und so weiter. Wir waren bestimmt über 500 Leute hier, so klein war die Halle dann auch wieder nicht.
James und Jessie diskutierten gerade mit den anderen Trainern, wer die englische Fahne tragen soll. Ich wollte das schon immer machen, aber wenn es nicht geht, wäre es auch nicht schlimm. Es gibt schlimmere Dinge im Leben.
Haley stand neben mir und sah durch die Runde, Sean stand irgendwo...fragt mich nicht. War mir auch egal. Der konnte sich sonst wo verkrümeln, nur nicht bei mir.
Ich nahm sie in den Arm, schweigend lehnte sie ihren Kopf an meine Schulter. Ich wusste einfach, wenn sie den Drang hatte von Jemandem umarmt zu werden. Es ist wie, als würden in meinem Kopf die Sirenen anfangen zu läuten. Nur waren da keine Sirenen, sondern meine liebe Stimme.
Und die hatte heute noch nichts gesagt. Welch ein Wunder - und das war dieses Mal ernst gemeint. Kam nicht oft vor, ich weiß.
„Ich hasse mein Leben", murmelte meine beste Freundin und versteckte ihren Kopf in meinen Haaren. „Ich hasse mich, mein Leben, Sean, einfach alles..."
„Hey, hey, hey. Dein Leben ist nicht scheiße. Es ist doch voll cool! Du bist hier in Sotchi bei den Olympischen Spielen! Sei überhaupt froh, dass du hier sein darfst! Und nur weil Sealey nicht mehr aktuell ist, heißt das nicht, dass die Welt untergeht. Du hast nur Liebeskummer, das ist alles. Weißt du noch, als ich ihn hatte?"
„Du hast dir deine Augen ausgeheult und meintest, dass du am liebsten zu deiner Mom gehen würdest...", flüsterte sie leise, fast so leise, dass ich es gar nicht verstanden hätte, wenn sie es mir ins Ohr gesagt hätte.
„Siehst du? Damals dachte ich auch, dass mein Leben abgrundtief scheiße ist, aber du musst in die Zukunft schauen. Nicht alles wird so rosig sein, wie du es dir wünschst. Es gibt auch Zeiten, wo einfach alles den Bach runter geht, und du kannst nichts dagegen tun. Aber so ist der Lauf des Lebens und so gerne ihn du auch ändern willst, du kannst es nicht. Genauso ist es mit Personen. Sie haben alle einen eigenen Charakter, den man nicht von heut auf morgen ändern kann. Genauso wenig kannst du das bei Sean. Du hattest keine andere Wahl", sagte ich und fuhr ihr einmal beruhigend durch's Haar. Sie sagte nichts, sondern starrte Löcher in die Luft.
Mein Handy vibrierte drei Mal hintereinander, bestimmt war es Niall, dem mal wieder langweilig war. Ich kramte es aus meiner Jackentasche und entsperrte es. Zu meinem Erstaunen war eine von Dad, die anderen zwei wie erwartet von Niall.
'Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder. Vermisse meine Kleine ;) ', hatte er geschrieben. Erst war ich verwirrt. Er hatte doch keine Zeit, um mal kurz hierhin nach Sotchi zu fliegen, um mich zu sehen. Das schaffte er wegen seines straffen Zeitfensters nicht.
'Was maaaaaachst du so???? :)'
'Okay, nein, die Frage war überflüssig. Ich weiß ja, was du machst ;)'
Okay, er wusste, was ich machte.
...aber woher? Hatte er sich heimlich ins Stadion geschlichen und beobachtete mich, oder wie?
Das würde aber ein wenig creepy rüberkommen, wenn er das tatsächlich machen würde...Obwohl, mit dir tue ich es ja auch ständig. Ich sag's ja, wir sind Seelenverwandte, meldete sich mein zweites Ich zum ersten Mal an diesem Tag.
'Und was mache ich deiner Meinung nach? ', schrieb ich zurück und wartete ein paar Minuten auf seine Antwort, die jedoch nicht kam. Seufzend steckte ich das Handy wieder in meine Tasche.
Jam und Jessie kamen wieder, dieses Mal mit einem Grinsen im Gesicht. Sie warfen sich vielsagende Blicke zu, Haley und ich sahen die beiden fragend an.
„Alsoooo", begann Jessie und lachte, „Layla, du darfst die Fahne tragen!"
„Und ich, ich darf mal wieder an der Seite stehen...", murmelte Haley kaum hörbar und verzog ihr Gesicht.
„Wenn du willst, kannst auch du die tragen, Hale", bot ich ihr an, aber sie schüttelte bloß den Kopf. Sie befreite sich aus meiner Umarmung, lächelte kurz zaghaft in die Runde und verschwand. Nachdenklich schaute ich ihr hinterher.
Ich konnte noch sooft sagen, dass sie mir Leid tat. Noch nie in der Zeit, in der wir uns kannten - und das war eine verdammt lange Zeit - , war sie so traurig, enttäuscht und wütend.
Ich verstehe sie aber vollkommen, begann meine Stimme in meinem Kopf, ich wäre genauso wie sie. Wer will auch, dass der Freund sich wie das größte Arschloch - entschuldige für diesen Ausdruck, aber er bringt es einfach auf den Punkt - auf ganz Erden verhält. Wenn ich du wäre, hätte ich ihm schon sein Grab gegraben und ihn dort reingeschmissen. Dieser Typ...Sean ist...man kann einfach keine Worte dafür finden. Also, ich kann sein Verhalten nicht ab, sorry, aber ich kann ihn einfach nicht verstehen.
Sie regte sich noch eine Zeit lang auf. Ich hörte halb mit zu, denn mir wurde die Fahne in die Hand gedrückt. Trisha ging nach mir mit der irischen Fahne. Aber eins war wirklich witzig, denn ich trug Niall's IRISH LOVE-Mütze und sie eine BRITISH LOVE-Mütze. Eigentlich müsste es ja andersherum sein.
Und dann mussten wir auch schon raus. Überall, wirklich ÜBERALL waren Leute, laute Musik hallte durch das Stadion, Fahnen hier und dort.
Insgesamt war es einfach mega.
Ich schwenkte brav die blau-rot-weiße Fahne hin und her, ab und zu machte ich jedoch Bilder. Später will ich mich schließlich mal an diesen Moment erinnern können.
Nebenbei bemerkte ich, dass Niall wieder zurückgeschrieben hatte.
'Ähm...so eine Fahne schwenken? Und auf dein Handy starren... :)'
'Warte mal...ist das meine Mütze, die du da trägst?'
Woher weiß er, was du machst?, fragte sie jetzt auch verwundert.
'Wo sitzt du? ', schrieb ich zurück und sah mich um. Jedoch war das Stadion einfach mal viel zu groß.
„Layla!", schrie Trisha über die laute Musik hinweg. Fragend drehte ich mich zu ihr um, sie deutete nach oben. Ich runzelte die Stirn und sah genau in die Richtung, in die sie zeigte. Im nächsten Moment klappte mir der Mund soweit auf, dass er sicher schon den Boden berührte.
Denn da in der ersten Reihe der oberen Ränge stand Niall.
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....das habt ihr jetzt bestimmt nicht erwartet, oder? Immerhin sind sie ja eigentlich auf Tour... :)
Ich würde mich freuen, wenn ihr fleißig auf das Vote-Sternchen drücken und kommentieren würdet ;D
Bis in zwei Tagen!
Lg Lovestory3108
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Little Love
Hayran Kurgu~ZWEITES BUCH DER LITTLE-REIHE~ Endlich herrschte Frieden. Aber wie lange hättest du geglaubt, dass er anhält? Ich glaube nicht an "friedvolle" Zeiten, denn mein Leben besteht eigentlich nur aus In-Ein-Flugzeug-Steigen-Wieder-Aussteigen-Zum-Nächsten...