32. Nur die Harten kommen in den Garten

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„Ich hatte gedacht, wir machen am Anfang nicht allzu leichte, aber nicht auch allzu schwere Figuren. So ungefähr wie bei deinem letzten Wettkampf in London der mittlere Teil“, erklärte Marcel. Ich hörte ihm gebannt zu wie er mir die verschiedensten Figuren zeigte. Ein paar davon kannte ich sogar gar nicht, andere wiederum schon.

Man sieht ganz genau, dass er Erfahrung darin hat, was er macht. Guck dir doch mal an wie der das macht! Wie ein Prinz…., schwärmte meine innere Stimme weiter.

Kannst du mal mit deiner Schwärmerei aufhören? Ich versuche mich hier auf etwas zu konzentrieren, okay? Und da kann ich zusätzliche Ablenkung nicht gerade gebrauchen, erwiderte ich und versuchte mich wieder auf Marcel zu konzentrieren.

…doch meine innere Stimme war da ganz und gar dagegen.

Wieso? Ich helfe dir doch nur!

Aha und wobei?

Ähm…..wie professionell er das macht, vielleicht…?

Und jetzt halt deine Klappe, gab ich bissig zurück und schob sie in die hinterste Ecke meines Hirns, was ich in letzter Zeit ziemlich oft mache.

„Verstanden?“ Marcel stand direkt vor mir, sein Blick war freundlich, aber auch ernst.

Ich nickte und versuchte die Anfangs-Choreo genauso wiederzugeben wie er sie mir vorgeführt hatte. Es klappte sogar, es war auch dieser Sprung dabei, den ich beim Training immer verhauen hatte (alte Erinnerungen kommen wieder hoch…). Aber irgendwie meinte es mein Schicksal dieses Mal gut mit mir, denn ich schaffte diesen Sprung locker fünf Mal hintereinander ohne das Gleichgewicht zu verlieren oder sofort auf´s kalte Eis zu fliegen.

Je mehr wir an meiner Choreo übten, einzelne Stellen verfeinerten, damit auch wirklich ALLES perfekt war für meinen ersten Wettkampf, oder an den Figuren feilten desto schwerer wurden irgendwann meine Beine und Arme.

Aber wie meine Granny immer gerne zu sagen pflegte (dem ich mich auch anschloss): Nur die Harten kommen in den Garten.

Wenn man sich schließlich nicht im Leben anstrengt, erreicht man gar nichts.

Layla hat gesprochen!, rief sie wieder und verbeugte sich.

Jaja…

Manchmal hatte ich wirklich den Drang sie auf den Mond zu schießen.

„Auf welcher Musik machen wir das überhaupt?“, fragte ich als wir eine kleine Pause machten und ich durstig meine ganze Flasche Wasser austrank.

„Ich hatte mir eigentlich It Girl von Jason Derulo, den kennst du doch sicher?“ Ich nickte und musste lachen. „Ja, doofe Frage. Ich weiß. Wer kennt ihn schließlich icht?“

„Meine Oma“, erwiderte ich und lachte so stark, dass ich fast das Wasser in meinem Mund wieder ausgespuckt hätte.

„Ich glaube, dass ist auch nicht ihre Musikrichtung…“

„Sie hört französische Chansons, sie lebt auch in Paris. Meine Oma ist Französin“, klärte ich ihn auf. Eigentlich erzählte ich niemanden von meiner verteilten Verwandtschaft, nicht einmal Niall wusste davon – außer Dad hatte mal was davon erwähnt. Aber irgendwie…ich wusste auch nicht wieso. Es kam mir einfach aus meinen Mund geflossen.

Dad´s Familie war eigentlich nur in England und Irland zu finden, während Mom´s auf der ganzen Welt verteilt war, hauptsächlich Amerika. Dass ich in New York geboren wurde hatte ich ihr zu verdanken, sie wollte, dass ich genau an dem selben Ort geboren werde wie sie – auch wenn sie zur Hälfte Französin war und meine Granny erst gar nicht wollte, dass meine Mom einen Engländer heiratet…Typisch Franzosen halt.

„Das ist bestimmt voll cool so eine Familie zu haben, oder?“

Und das Wort cool benutzt er auch…

Ähm, jaaaa….

„Naja, nicht halb so spannend wie Eislaufen!“ Ich lachte wieder.

*

Müde machte ich mich zurück auf den Weg zu meinem Quartier. Das Training war tausend Mal anstrengender als ich es mir nicht mal im entferntesten Sinne vorgestellt hatte.

Für alles gibt es ein erstes Mal, erinnerte mich meine innere Stimme mahnend, und außerdem musst du noch deinen Schaaaaatzi anrufen. Das hattest du heute Abend eigentlich vor.

Danke für die Erinnerung!

Ich holte mein Handy heraus und tippte Niall´s Nummer ein. Es dauerte ein wenig und als ich schon fast dachte, er würde nicht ran gehen, erklang ein verschlafenes „Hm…?“.

„Oh, sorry, hab ich dich geweckt? Ich kann…“

„Nein, nein“, unterbrach er mich und gähnte einmal ausgiebig, „ich konnte sowieso nicht schlafen. Aber erzähl, wie war dein erster Tag?“

Ich begann ihm von meinem heutigen Tag zu erzählen. Von meiner Nullpunkt-Laune, vom Anruf der zwei 5SOS-Jungs, von Marcel(wo mein liebes Stimmchen schon wieder anfing zu schwärmen), vom Training und meiner Vorahnung, dass ich morgen mit fürchterlichem Muskelkater aufwachen würde.

„Und der sieht wirklich so gut aus?“

Keine Frage! Der sieht sogar besser als du aus, Horan. Und das muss ja was heißen! Du und deine vier Kumpels müsst gewaltig aufpassen, dass ihr nicht mit eurem guten Aussehen Konkurrenz bekommt!, meldete sie sich wieder und plapperte aufgeregt weiter.

Jetzt ist aber mal gut!, trat ich energisch dazwischen.

„Was hast du gesagt?“, kam es von der anderen Seite des Hörers.

Hatte ich das etwa laut gesagt?

„Ich hab gerade mit mir selber geredet. Ist auch egal. DU brauchst dir wirklich keine Sorgen machen, du siehst immer noch viel, viel, VIEL besser aus als er.“

„Will ich doch hoffen…“ Er gähnte wieder. „Wieviel Uhr ist es bei euch?“

„Ähm…“, ich schaute auf die Digitaluhr meines iPhones, „…jetzt in ein paar Minuten halb fünf. Wieso?“

„Ist ja eine krassere Zeitverschiebung als ich gedacht hatte. Bei uns ist es…kurz vor halb sechs morgens. Viel. Zu. Früh.“ Er seufzte. Ich konnte mir vorstellen, wie er da gerade im Bett lag, das Handy am Ohr und sein Gesicht ins Kissen gedrückt.

„Ihr seid in Los Angeles, oder?“ Ich vernahm ein bejahendes „Hm…“ von der anderen Seite der Leitung. „Und du solltest jetzt lieber mal schlafen, sonst erwürgt mich Paul, weil ich dich nicht schlafen gelassen habe.“

„Ich werde dann noch schnell heldenhaft vor dich springen und dich beschützen…wie Superman, nur viel, viel, viel cooler…Okay, ich werde jetzt schlafen. Aber nur, weil du es gesagt hast.“

Ich öffnete die Eingangstür des Gebäudes, indem sich sowohl die Quartiere der anderen Teilnehmer als auch meins befanden, und schüttelte erst einmal den Schnee von meinen Klamotten.

„Ich vermisse dich…“, kam es leise von der anderen Seite des Hörers.

„Ich dich doch auch.“

Und er konnte nicht erahnen, wie sehr ich das in Wirklichkeit tat. Wie sehr ich ihn jetzt hier bei mir wünschte. Aber leider ging es nicht.

Leider.

*

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Kurze Info: Ich werde wahrscheinlich nur noch alle zwei bis drei Tage updaten, je nachdem wieviel Zeit ich in den kommenden Wochen haben werden. Also seid nicht sauer, wenn mal ein Tag oder so nichts kommt.

Ich hoffe, eucht hat das Kapitel gefallen und ja....

Bis demnächst! ;)

Lg Lovestory3108

Little LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt