An der Seine, Westfränkisches Reich
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Aveline kauerte auf dem Waldboden, während Rurik mit zitternden Händen das Feuer anmachte. Ihre Kleidung triefte vor Nässe und die kühle Luft raubte ihnen jegliche Körperwärme.
Sie waren eine Weile noch durchs Land gezogen, nachdem sie sich aus dem Fluss gehievt hatten und den beiden Wikingern entkommen waren. Da sich die Spur der Diebesbande aber irgendwann verloren hatte und es zu dämmern begann, hatte Rurik beschlossen, ein Lager in einem windgeschützten Waldstück aufzuschlagen.
Ein starkes Beben ging durch Avelines Körper, ihre Lippen waren blau-violett verfärbt. Rurik blickte sie besorgt an. Sie musste schleunigst aufgewärmt werden, sonst würde sie sich noch eine Erkältung einfangen und das wollte er nicht.
Er öffnete seinen Mund, um etwas zu sagen, aber zögerte dann. Es schien, als hadere er mit sich selbst.
„Was?", fragte Aveline mit klappernden Zähnen und zog die Knie näher zu sich heran.
„Wir müssen die nasse Kleidung ausziehen."
Aveline warf ihm einen überraschten Blick zu.
„Ausziehen?"
„Ja. So kann der Stoff besser an der Hitze des Feuers trocknen und dein Körper kühlt nicht ab", brummte Rurik und schlug die Feuersteine aufeinander.
Kleine Funken sprühten und entfachten ein Flämmchen im Reisig, das Rurik vorsichtig in seinen Händen zu einer grösseren Flamme blies. Dann legte er es auf den Boden und fügte sachte weitere Äste hinzu. Die flackernden Zungen warfen ein rotgelbes Licht auf sein Gesicht.
Aveline drehte ihm den Rücken zu. Sie konnte sich nicht erklären, warum die Vorstellung, die Kleidung vor Rurik ausziehen zu müssen, sie so nervös machte, wo sie doch wusste, dass seine Aussage rein von der Absicht getragen wurde, in der Kälte nicht zu erfrieren. Ihre Hand wanderte an die Schlaufe ihres Kleides und verharrte dort für einen kurzen Moment. Ihr Blick schweifte zu Rurik, aber dieser starrte bloss in die Flammen zu seinen Füssen. Leise ausatmend entledigte sie sich des Kleides, behielt ihr halb durchsichtiges Untergewand allerdings an.
Sie wrang den Stoff aus und liess das Wasser auf den Boden tropfen. Dann erhob sie sich, um einen geeigneten Ast zu finden, an welchem sie ihr Kleid zum Trocknen aufhängen konnte. Sie fühlte sich der Kälte ausgeliefert und verschränkte die Arme vor sich, während sie Rurik betrachtete, der noch triefnass am Feuer sass.
„Willst du nicht auch -?", meinte sie etwas schüchtern.
Ihre Worte rissen ihn aus den Gedanken und er hob fragend den Kopf. Sie deutete mit der Hand auf seine Kleidung.
„Deine Tunika und deine Rüstung", murmelte sie.
Seine Augen ruhten eine Weile auf ihren, bis er sich dann stumm erhob und sich die Kleidung über den Kopf zog. Mit kräftigem Druck verdrehte er den Stoff, damit das Wasser entweichen konnte. Die Tropfen rannen den Unterarmen entlang und perlten von seinen Ellbogen auf die Erde. Aveline nahm ihm die feuchten Klamotten ab, um sie aufzuhängen. Dabei berührten sich ihre Finger flüchtig. Diese kleine Berührung war so kurz, aber jagte ihr dennoch tausend kleine Blitze durch die Arme.
Rurik wandte sich wieder dem Feuer zu, während sie etwas verdutzt über dieses merkwürdige Gefühl stehen blieb. Ihr Blick schweifte von ihren Händen, die seine Kleidung hielten, zu seinem nackten Oberkörper. Der Schein des Feuers warf verführerische Schatten auf seine Muskeln. Sie schluckte leer, um ihre trockene Kehle zu befeuchten.
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Belagerung
Historical FictionBand II Auf sich gestellt und tief verletzt begibt sich Aveline auf die Rückreise in ihre alte Heimat. Mit einem einzigen Ziel vor Augen: Zurück zu ihren Wurzeln. Ein beschwerlicher und gefährlicher Weg steht ihr bevor, auf welchem sie so manch kuri...