Die Zeit verging und bald standen die Prüfungen an. Die Slytherinerstklässler veranstalteten regelmäßige Treffen, um gemeinsam zu lernen und zu üben. Als Josec ihnen das Geheimnis der vollständigen Geschichtsnotizen von ihm, seiner Schwester, Rabastan und Narzissa verriet, versprachen die anderen, sich im nächsten Jahr ebenfalls an ihrer Methode zu beteiligen. Als Gegenleistung bekamen sie ihre Aufzeichnungen. Elyna nahm Severus zusätzlich das Versprechen ab, nicht mit Lily darüber zu sprechen, obwohl die Rothaarige es wohl ohnehin nicht brauchte - sie war immerhin eine der Klassenbesten. Elyna selbst traf sich inzwischen relativ regelmäßig mit der Gryffindor und Severus zum Lernen in der Bibliothek - natürlich ohne das Wissen ihrer anderen Freunde.
Ab und an sah sie auch Remus Lupin dort, doch er verschwand immer, wenn sie sich ihm näherte. Wahrscheinlich trichterten seine Freunde ihm ein, dass Elyna eine grausame Slytherin war, die die Lehrer manipulierte und nachts kleine Hundewelpen ertränkte. Sollte ihr egal sein, sie kam auch ohne den schüchternen Gryffindor gut aus.
Die Slytherinerstklässler bestanden alle Prüfungen mit Bravour - wie Elyna es vorausgesagt hatte - und wurden sogar von einigen Lehrern gelobt. Nachdem sie am Freitag Nachmittag ihre Prüfung in Zaubertränke bestanden hatten, stand am Samstag das Quidditchspiel Gryffindor gegen Slytherin an. Es würde Elynas erstes Spiel werden, denn bei den anderen hatte es geschüttet wie aus Eimern oder sie wollte einfach den Tag in Ruhe genießen. Dieses Mal jedoch hatten Rabastan und Josec sie überredet mitzukommen. Es war nicht so, dass das Spiel noch etwas gebracht hätte, denn weder das Haus der Schlangen noch das der Löwen konnte den Quidditchpokal in diesem Jahr erlangen. Sie hatten beide jeweils gegen Hufflepuff und Ravenclaw verloren, deren Teams scheinbar sehr stark gewesen waren. Ravenclaw war der Pokal bereits sicher. Dennoch freuten die Häuser sich auf dieses letzte Spiel, denn Gryffindor gegen Slytherin wurde immer gern gesehen.
Während sie also am Frühstückstisch saß und ihren Kürbissaft trank, versuchte Rabastan Elyna und Narzissa noch einige spezielle Manöver zu erklären. Er führte gerade den Wronski-Bluff sehr anschaulich mit einer Brezel vor, als sein Bruder zu den vier Erstklässlern kam. Seine Miene war angespannt.
"Was ist los, Rodolphus?", fragte Elyna verwundert.
Der Schwarzhaarige schaute zu Rabastan und Josec. "Gestern Abend haben sich Bletchley und Macnair mit einigen Gryffindors geprügelt", verkündete er unheilvoll. Die beiden Jungs rissen erschrocken ihre Augen auf und sogen scharf die Luft ein.
"Wer sind Bletchley und Macnair?", fragte Elyna schnell, bevor sie nachher noch den Faden verlor.
"Ein Jäger und der andere Treiber aus dem Slytherinquidditchteam", erklärte Josec ihr ohne seinen Blick von Rodolphus zu nehmen.
Der Viertklässler sprach bereits weiter. "Ich habe es schon mit Slughorn abgesprochen. Für dieses Spiel wird er eine Ausnahme machen, sodass ihr beiden ihre Plätze einnehmen könnt", sagte er zu Rabastan und Josec. "Ich weiß, dass ihr fliegen könnt - dass ihr gut fliegen könnt. Wenn ihr euch in dem Spiel positiv hervorhebt, werdet ihr für nächstes Jahr schon einige Pluspunkte für eure Aufnahme ins Team sammeln."
Rabastan und Josec sahen sich an und nickten einheitlich. "Natürlich helfen wir."
"Gut. Macht euch am besten jetzt schon auf den Weg zum Quidditchfeld. Dort liegen Umhänge für euch bereit, Bletchley und Macnair haben sich außerdem bereiterklärt, euch ihre Besen für das Spiel zu überlassen", erläuterte Rodolphus, bevor er aufstand. "Verbockt es bitte nicht", sagte er noch, dann verließ er die Große Halle.
"Das ist doch super", freute Elyna sich. "Jetzt könnt ihr endlich beweisen, was in euch steckt."
Die beiden Jungs nickten, dann grinste Josec schadenfroh. "Was wohl Black und Potter dazu sagen werden, wenn sie uns auf dem Spielfeld sehen? Ich kann ihre ungläubigen Gesichter schon vor mir sehen."
Auch Rabastan schien der Gedanke zu entspannen. Die beiden Jungs erhoben sich, verabschiedeten sich von den Mädchen und wollten gerade gehen, da rief Elyna quer durch die Halle: "Ich werde euch anfeuern!"
Da gerade auch die anderen Quidditchspieler die Große Halle verließen, fiel es nicht weiter auf, aber Rabastan grinste wie ein Honigkuchenpferd und auch Josec lachte kurz. Dann waren sie weg.
Elyna setzte sich ohne rot zu werden auf ihren Platz zurück und trank ihren Kürbissaft aus. Narzissa schüttelte nur lächelnd den Kopf über sie und Avery setzte sich doch lieber ein Stückchen weiter weg von ihr.
Als die beiden Mädchen schließlich mit dem Frühstück fertig waren, gingen sie gemeinsam mit den anderen Slytherinerstklässlern zum Quidditchfeld hinunter um sich dort auf die grün-silberne Tribüne zu setzen. Narzissa trug den Schal, den Elyna ihr gestrickt hatte, obwohl es inzwischen doch recht warm war. Sie sagte, er gefiele ihr halt.
Ungeduldig wartete Elyna darauf, dass das Spiel begann. Sie ließ sich von der allgemeinen Euphorie anstecken und buhte fröhlich die Gryffindors mit den anderen Slytherins aus, als die Löwen das Feld betraten.
Dann kam das Slytherinquidditchteam und sie jubelte wie verrückt.
Da fiel es ihr das erste Mal wirklich auf.
Die drei Häuser Gryffindor, Ravenclaw und Hufflepuff buhten und beschimpften die Schlangen. Kein einziger von ihnen feuerte die Slytherins an oder guckte auch nur ansatzweise freundlich. Sie waren wie eine geschlossene Gemeinschaft, die keinen der grün-silbern Gekleideten an sich heran ließ. Elyna fielen wieder die Sprüche ein, die sie im letzten Jahr so oft gehört hatte, aber nie wirklich ernst genommen hatte. "Wir wollen euch hier nicht", war da noch harmlos. "Wozu braucht man überhaupt Slytherins? Das sind doch eh alles nur Mörder und Verräter", hatte sie einmal einen Gryffindor murmeln hören. Erst jetzt fiel Elyna auf, dass das wirklich so gemeint war, wie es damals gesagt wurde. Diese drei Häuser waren der Ansicht, dass kein Schüler aus Slytherin 'gut' war. Dass sie das Leben nicht verdienten, weil sie es angeblich eh nur nutzten, um anderen Leuten Schaden zuzufügen.
Plötzlich überkam Elyna eine ungeheure Wut, die sich wie Feuer in ihrem Körper ausbreitete. Sie wollte ihre Magie auf die drei buhenden Häuser schleudern, auf dass sie alle elendig verreckten. Sie wollte sie leiden sehen für das, was sie über die Schlangen dachten und sagten. Sie wollte sie brennen sehen.
Elyna bemerkte nicht, dass die Luft um sie herum angefangen hatte vor Hitze zu flimmern. Beinahe hätte sie auch ihre Freundin nicht bemerkt, die jetzt vor sie trat und leise auf sie einredete: "Elyna, sieh mich an! Beruhige dich, es ist alles in Ordnung. Was ist denn los mit dir?"
Die Schwarzhaarige richtete ihren Blick auf Narzissa und ihre Wut verklang ganz langsam. "Zissy", murmelte sie.
"Ja, ich bin es", bestätigte die Blonde. "Was auch immer gerade los war, beruhige dich bitte wieder. Das Spiel hat gerade angefangen, siehst du?"
Elyna ließ ihren Blick über das Feld schweifen und tatsächlich: grüne und rote Schemen flogen hin und her, dazwischen bewegten sich die drei Bälle. Elyna verdrängte ihre vorherigen Gedanken und richtete ihre Aufmerksamkeit auf das Spiel. Rabastan schlug Klatscher um Klatscher auf die gegnerischen Spieler, von denen nicht wenige trafen, während Josec wie der Blitz durch die Verteidigung der Gryffindors sauste und ein Tor nach dem anderen schoss. Elyna und Narzissa jubelten ihren beiden Freunden zu.
Es stand bereits 120 zu 30 für Slytherin als der Schnatz gefangen wurde - vom Sucher der Schlangen.
"Und das Spiel endet mit 270 zu 30 für Slytherin!", brüllte der Kommentator.
Elyna rannte mit ihren Hauskameraden von der Tribüne hinunter auf das Quidditchfeld, wo sie die Mannschaft in die Luft hoben und bejubelten. Josec streckte lachend die Hand nach seiner Schwester aus.
In diesem Moment wurde sich Elyna erneut der grausamen Buh-Rufe der anderen Häuser gewahr. Doch dieses Mal besah sie sich einfach ihren Bruder und ihren Verlobten, winkte einmal mit der Hand und lächelte zufrieden, als die Rufe mit einem Schlag verklangen und nur noch der Jubel der Slytherins zu hören war.
Dass die Professoren McGonagall und Dumbledore sich auf der Lehrertribüne entsetzt ansahen, als sie den gewaltigen Schweigezauber über den drei der vier Hogwartshäusern bemerkten, bekam sie nicht mit.
![](https://img.wattpad.com/cover/252214642-288-k946961.jpg)
DU LIEST GERADE
Nicht der Tod wird uns trennen
FanfictionDie Zwillinge Elyna und Josec Salwn wachsen als Waisen auf und sind dementsprechend überrascht als man ihnen eines Tages erklärt, dass sie zaubern können. Gemeinsam gehen sie nach Hogwarts, gemeinsam werden sie nach Slytherin eingeteilt, gemeinsam f...