25. Siegesfeier

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"Wieso genau müssen wir da hin?", jammerte Elyna, während Rabastan sie hinter sich herzog.
"Weil Marcus Bulstrode mit Evan Riley befreundet ist und es ein schlechtes Bild auf mich als Reinblüter wirft, wenn ich nicht hingehe. Außerdem muss die Quidditchmannschaft von Slytherin Stärke demonstrieren. Wir können nicht so tun, als würde es uns nichts angehen." Rabastan hatte diesen Gesichtsausdruck aufgesetzt, der Elyna sagte, dass jeder Widerstand zwecklos war. Er würde sich nicht davon abbringen lassen zu dieser Feier zu gehen und so gab Elyna schließlich seufzend nach und folgte ihrem Verlobten.
Nach dem letzten Quidditchspiel, in dem Slytherin gegen Hufflepuff gewonnen hatte, hatten die Dachse gegen die Ravenclaws verloren und konnten somit nicht mehr den Quidditchpokal gewinnen. Die Ravenclaws feierten diesen Sieg, da sie in den letzten Jahren nie gegen Gryffindor und Slytherin gewonnen hatten. Die beiden verfeindeten Teams waren einfach zu stark. Deshalb hatte sich eine gesunde Rivalität zwischen den Hufflepuffs und den Ravenclaws herausgebildet, die gebührend gefeiert wurde.
Die Rivalität zwischen den Löwen und den Schlangen lag auf einem ganz anderen Niveau und grenzte eher an abgrundtiefen Hass. Wenn sie gegeneinander spielten, landeten mindestens drei Spieler vor dem eigentlichen Spiel im Krankenflügel. Auch die Spiele selbst waren häufig von gewaltsamen Auseinandersetzungen geprägt und das Siegerhaus musste mindestens einen Monat mit üblen Streichen rechnen - natürlich revanchierten sie sich entsprechend. In den letzten Jahren hatten meistens die Slytherins gewonnen, nur zweimal hatten sie verloren, konnten aber genügend Punkte in den anderen Spielen holen und somit trotzdem noch den Quidditchpokal gewinnen.
Nun waren sie auf die Siegesfeier der Ravenclaws eingeladen und Rabastan hatte angenommen, ohne vorher mit Elyna darüber zu sprechen. Sie verstand nicht ganz die Zusammenhänge, weshalb er jetzt genau zu dieser Feier musste - das war so eine seltsame Reinblut-Sache - aber sie hatte auf jeden Fall keine Lust.
Erst am Vortag hatte Lily ihr gebeichtet, dass sie jetzt mit James Potter ging und dass er ja angeblich gar nicht so schlimm war. Elyna hatte sich beim Lachen fast an ihrer eigenen Spucke verschluckt. Sie konnte nicht fassen, dass Lily es ernst meinte und den Schleimbatzen wirklich zu mögen schien. So viel Toleranz Elyna auch besaß, dafür reichte es nicht.
Sie stiegen die Treppe zum Ravenclawturm hinauf und standen plötzlich vor einer Tür, in der ein bronzener Adler eingelassen war.
"Was jetzt?", fragte der Sucher der Slytherinmannschaft, die sich hinter Rabastan - und damit auch Elyna - versammelt hatte.
"Wir müssen ein Rätsel lösen", gab Elyna gelangweilt bekannt, während die Jungs sich nur ratlos ansahen.
Josec hörte auf, mit Regulus zu reden und kam zu Elyna und Rabastan nach vorn. "Welches Rätsel denn?"
Plötzlich öffnete der bronzene Adler seinen Schnabel und sprach:
"Man kann es nicht sehen, kann's nicht aufstöbern,
Kann es nicht fressen und auch nicht hören,
Es liegt hinter den Sternen und unterm Gestein,
Rieselt in alle Höhlen hinein,
Kommt zuerst und folgt auch zuletzt,
Löscht alles Leben bis keiner mehr schwätzt."
Elyna grinste, als sie die ratlosen Gesichter der Jungen sah. Josec warf ihr einen bösen Blick zu, während Rabastan sie bittend ansah.
"Was kriege ich, wenn ich euch helfe, nicht total blöd dazustehen?", fragte Elyna und lehnte sich lässig gegen die Wand.
Josec und Rabastan sahen sich gegenseitig an und schienen stumm auszudiskutieren, wer dieses Mal seinen Schokoladenpudding abtreten musste.
"Du kannst mein Exemplar von den Märchen von Beedle dem Barden haben, wenn du magst", meldete sich plötzlich Regulus zu Wort.
Elynas Blick flog zu ihm und maß ihn von oben bis unten, ob er sein Angebot wirklich ernst meinte, bevor sie nickte. "Die Dunkelheit", sprach sie zu dem Adler und die Tür schwang beiseite. "Freut mich, mit euch Geschäfte zu machen", grinste sie zu den Slytherins und machte sich nach einer spöttischen Verbeugung auf den Weg zu den Tischen mit den Snacks.
Regulus folgte ihr recht bald und die beiden stellten sich in eine der Ecken, redeten über alles mögliche und tranken viel zu viel Butterbier. Die Ravenclaws hatten es tatsächlich geschafft, an hochprozentigeren Alkohol zu kommen und so waren die beiden Slytherins bereits nach kurzer Zeit sturzbetrunken.
Regulus plauderte freudig aus dem Nähkästchen und erzählte Elyna, dass er für Severus mehr als nur Freundschaft empfand, aber nicht wusste, wie er damit umgehen sollte. Zum einen war er der Erbe der Blacks und sollte somit bestenfalls eine reinblütige Hexe heiraten und nicht mit einem halbblütigen Zauberer liebäugeln. Zum anderen waren Muggel bei solchen Dingen nicht so tolerant und Severus war diese Einstellung von klein auf beigebracht worden.
"Es is' komplihsiert", meinte er abschließend und stürzte sein Glas Feuerwhiskey hinunter.
Elyna nickte verständnisvoll und fragte sich, warum sich der Raum so schnell drehte. Ihr schwarzhaariger Freund beschloss, noch ein paar Drinks zu holen und ließ Elyna in der Ecke zurück.
Sie schüttelte den Kopf, um wieder ein wenig klarere Gedanken zu bekommen und sah sich um. Das Quidditchteam der Slytherins trank gerade das der Ravenclaws beim Bierpong unter den Tisch, Rabastan und Josec hielten sich noch mit am besten. Auf einem der blauen Sofas saßen Lily und Potter und steckten sich gegenseitig die Zungen in den Hals, sodass Elyna schnell und angewidert den Blick abwandte. Trotz Alkohol verstand sie ihre rothaarige Freundin noch immer nicht.
Ein langsames Lied fing an und die Paare betraten die Tanzfläche. Elyna war ganz froh, dass Rabastan das nicht zu bemerken schien, denn sie hatte nicht das Gefühl, noch zwei Schritte geradeaus machen zu können. Stattdessen beobachtete sie die Leute. Sirius Black, gegen den Elyna zwar noch eine gewisse Abneigung hegte, die allerdings nicht mehr so ausgeprägt war wie bei James Potter, lehnte an einer der Wände und beobachtete die Quidditchspieler beim Bierpong. Sie hatte das Gefühl, er würde dabei einen gewissen Jäger besonders im Auge behalten.
Als nächstes fiel ihr Blick auf die Tanzfläche und ihr wurde seltsam schlecht. Remus Lupin tanzte dort mit einem Ravenclawmädchen. Sie standen nah beieinander. Sehr nah.
Das Magengrummeln wurde lauter und eine eigenwillige Mischung aus Enttäuschung und Wut braute sich in ihr zusammen. Ein leises Knurren bahnte sich seinen Weg aus ihrer Kehle.
"Schohn jud, bin jah schohn dah", lallte Regulus und drückte der Schwarzhaarigen ein weiteres Glas Feuerwhisky in die Hand. "Muss' nich' jleich so mührrisch wer'n, ne? Hehehe", lachte er dann plötzlich. "Mührrisch, jlingt fast wie Myrrhe, nich'?"
Elyna nickte unwillig und kippte das Glas hinunter, bevor sie Regulus sein Glas wegnahm und es ebenfalls austrank.
"Hey!", beschwerte sich der Sechstklässler.
"Nix da", sagte Elyna relativ bestimmt, während sie versuchte, gerade stehen zu bleiben. "Wir geh'n jetz' zurück in unser'n Schlafsaal. Du has' schon viel su viel getrunken. Un' ich auch."
Sie griff nach Regulus' Ärmel und zog den Slytherin sanft hinter sich her - bloß nicht zu schnell, der Boden war überaus tückisch. Während sie sich über die Tanzfläche zum Ausgang drängelten, stießen sie wie zufällig gegen Remus Lupin und seine Tanzpartnerin, sodass die Ravenclaw ausrutschte, gegen einen ihrer Mitschüler stieß und dessen Butterbier über sich verteilte.
"Hups", machte Elyna und grinste hinterhältig. Dann verließ sie zusammen mit Regulus den Ravenclawgemeinschaftsraum. Die Treppen erwiesen sich als äußert schwierig und beinahe hätten die beiden Freunde sich den Hals gebrochen, aber sie hielten sich noch rechtzeitig am Geländer fest. Trotzdem würden sie den ein oder anderen blauen Fleck davontragen, an dessen Ursprung sie sich am Morgen nicht mehr erinnern würden.
Wie genau sie es zum Gemeinschaftsraum der Slytherins schafften, war Elyna völlig schleierhaft, aber sie kamen dort an und brachten sogar das richtige Passwort heraus. Sofort kamen ihnen Severus und Narzissa entgegen.
"Was ist denn mit euch los?", fragte die Blonde.
"Ach, wir ham nur 'n bisschen 'was jetrunk'n, jeihn Jrund sur Sohrge", lachte Regulus und warf sich Severus um den Hals. "Aber es war furch'bar langweilich ohne dich. Ich bin froh, dass du jetz' wied'r dah bis', Sev. Weis' du, du darfs' nich' immer so weiht weg von mir seihn. Is' sons' su blöd." Er gähnte und Severus schaute etwas überfordert zu Elyna.
"Bring 'n ins Bett", sagte sie jedoch nur. "Ich muss nochma' frische Luft schnappen."
"Oh nein, so gehst du nirgendwo hin", widersprach Narzissa und packte Elynas Arm.
Die Schwarzhaarige fuhr herum und funkelte ihre Freundin an. Narzissa ließ sie los, als hätte sie sich an ihr verbrannt, und machte einige Schritte von ihr weg.
"Ich geh' nur ma' kurz 'raus, dann komm' ich gleich wieder zurück", wiederholte Elyna und verließ nun doch den Gemeinschaftsraum. Narzissa und Severus sahen ihr besorgt hinterher, doch das bemerkte sie nicht.
Elyna wanderte die Gänge entlang, torkelte ab und zu und fiel doch nicht hin. Kurz vor der Eingangshalle blieb sie stehen, weil sie glaubte, Stimmen gehört zu haben. Vorsichtig lugte sie um die Ecke, hielt sich allerdings im Schatten versteckt. Zuerst dachte sie, zwei Lehrer hätten Aufsicht, aber dann erkannte sie die Stimmen. Es war zu dunkel, um etwas zu sehen, doch sie presste sich eng an die Wand, um bloß ja nicht aufzufallen.
"Komm schon! Was is' das Leben ohne ein bisschen Spaß?", lachte ihr Bruder und öffnete die Eingangstür. Er hielt die Hand der anderen Person, die bei ihm war und die nun ebenfalls lachte. "Und das aus deinem Mund! Sonst bist du doch immer der Rationale und ich der Unvernünftige!"
Josec zuckte nur mit den Schultern und zog seinen Begleiter näher zu sich heran. "Manchmal is' es ganz schön, sich keine Gedanken machen zu müssen", sagte er leise. "Findest du nich', Sirius?"
In der Dunkelheit konnte Elyna nicht viel sehen, doch sie hätte schwören können, dass sich die Gesichter der beiden Jungen verdächtig nah gekommen waren.
Und plötzlich war es still, ein kühler Wind wehte durch die Eingangshalle, deren Türen noch offenstanden. Josec und Sirius waren fort und Elyna fühlte sich plötzlich so allein wie noch nie zuvor in ihrem Leben.
Der immer eisiger werdende Wind klärte ihre Gedanken, doch sie bewegte sich noch immer kein Stück. Sie dachte an nichts und an alles zugleich.
"Hey, Elyna." Jemand hockte sich neben sie und sie sah vorsichtig auf. Remus Lupin sah sie besorgt an. "Alles in Ordnung?", fragte er sanft.
Sie nickte, schüttelte den Kopf und zuckte anschließend mit den Schultern. Remus lächelte und hielt ihr eine Hand hin, um ihr auszuhelfen. "Komm, ich bringe dich zurück zu deinem Gemeinschaftsraum." Er zog sie auf die Füße und schlug den Weg zu den Kerkern ein, doch Elyna bewegte sich nur langsam. Er sagte nichts dazu und passte seine Geschwindigkeit an ihre an.
"Tut mir leid", sagte sie irgendwann und war erleichtert, dass ihre Zunge nicht mehr so unsagbar schwer war. "Du hast dieses Ravenclawmädchen ziemlich gemocht, oder?"
Remus hob überrascht eine Augenbraue und zuckte dann recht desinteressiert mit den Schultern. "Eigentlich wollte sie mit Sirius tanzen, aber der hat stattdessen mich vorgeschickt. Es ist nicht so, dass ich nicht gerne tanze, aber ich kannte diese Ravenclaw praktisch gar nicht. Ich weiß nicht einmal ihren Namen", gab er peinlich berührt zu.
Elyna spürte eine unbekannte Erleichterung in sich aufsteigen und blieb vor einem der letzten Fenster stehen, die es vor den Kerkern gab. Sie hatte einen guten Blick auf den Verbotenen Wald, jedoch nicht auf den Schwarzen See. Der fast runde Mond tauchte die Landschaft in sein bleiches Licht.
Elyna blieb eine Weile dort stehen und sah nach draußen bis sie bemerkte, dass Remus sich im Schatten des Korridors versteckte. Sanft lächelnd drehte sie sich zu ihm um. "Was ist los? Es ist doch noch kein Vollmond, Remus, du musst dir keine Sorgen machen."
Sie genoss seinen Gesichtsausdruck, der von überrascht zu panisch und dann zu resigniert wechselte. "Seit wann weißt du es schon?"
Elyna zuckte mit den Schultern. "Eine Weile."
"Und wo... woher?"
Kurz überlegte sie, ob sie lügen sollte, doch dann entschied sie sich dagegen. "Potter hat sich verplappert, weil ich ihn ausgetrickst habe."
Remus hielt den Kopf gesenkt. Als Elyna einen Schritt auf ihn zutrat, wich er vor ihr zurück. "Nicht", sagte er leise. "Ich... Es tut mir so leid, Elyna."
Sie legte den Kopf schief. "Was tut dir leid?"
Er hob den Blick ein Stück, sah ihr jedoch noch immer nicht in die Augen. "Ich... Ich bin ein Monster und-"
Sie unterbrach ihn. "Das stimmt doch gar nicht, Remus! Du bist nur ein ganz normaler Schüler, der ab und an seine pelzige Seite zeigt, aber noch nie jemanden ernsthaft verletzt hat - wenn doch, würde Dumbledore dich immerhin nicht an dieser Schule bleiben lassen. Du bist nicht anders als alle anderen."
"Doch!", rief Remus etwas zu laut und senkte gleich darauf wieder seine Stimme. "Ich weiß nicht, wie du mich auch noch verteidigen kannst, wo doch deine Eltern...", er schluckte, "...von einem Werwolf getötet wurden."
Elyna blinzelte ein paar Mal. An diese Geschichte hatte sie überhaupt nicht mehr gedacht, aber natürlich war es kein Wunder, dass Remus sich so erfolgreich von ihr fernhielt, wenn er dachte, dass "Seinesgleichen" für den Tod ihrer Eltern verantwortlich waren.
"Komm mal mit", sagte sie also einfach nur und winkte ihn in ein leeres Klassenzimmer. Zögerlich folgte er ihr, hielt jedoch einen gebührenden Abstand ein.
"Okay, ich fürchte, da liegt ein Missverständnis vor, das ich jetzt endlich mal klären sollte", begann Elyna zu erzählen, während sie es sich auf einem der Pulte bequem machte. "Dass ein Werwolf meine Eltern getötet hat, ist gelogen. Josec und ich sind in einer kleinen Stadt ohne Namen am Ende der Welt aufgewachsen. Bis wir acht waren, haben wir in einem Waisenhaus gelebt, das dann allerdings geschlossen wurde. Die nächsten drei Jahre schlugen wir uns auf der Straße durch. Erst durch Professor McGonagall kamen wir mit der magischen Welt in Berührung. Sie wurde unser Vormund und nahm uns auf, sie brachte uns auch Lesen und Schreiben bei. Als wir das erste Mal Rabastan und Narzissa begegneten, wollten wir nicht zugeben, dass wir vielleicht nur minderwertige Schlammblüter sind, deswegen habe ich gelogen und gesagt, dass unsere Eltern von einem Werwolf getötet wurden und dass Jo und ich Reinblüter sind." Elyna hielt kurz inne, um zu überprüfen, wie Remus das bisher Gehörte aufnahm, doch er schien relativ gefasst und so erzählte sie, was bisher nur Severus wusste. "Tatsächlich habe ich vor ein paar Monaten herausgefunden, wer unsere Eltern sind. Sie heißen Tom Riddle und Lyanna Selwyn, aber unter diesen Namen sind sie kaum bekannt. Meine Mutter hatte niemandem von ihrer Schwangerschaft erzählt und da sie bei unserer Geburt verstorben ist, kamen Jo und ich ins Waisenhaus." Elyna beschloss, ihre Geschichte für heute so stehen zu lassen. Remus würde früh genug herausfinden, wer sich hinter dem Namen Tom Riddle verbarg.
"Deine Eltern wurden nicht von einem Werwolf getötet", wiederholte Remus und Elyna nickte. "Und du hast drei Jahre lang auf der Straße gelebt", wieder nickte Elyna. Remus sah sie lange an. "Es-"
Die Schwarzhaarige unterbrach ihn, bevor er weiterreden konnte. "Es muss dir nicht leidtun, Remus, du kannst ja nichts dafür. Ich will dein Mitleid nicht, meine Geschichte habe ich dir nicht deshalb erzählt. Ich möchte, dass du verstehst, dass es für mich keine Grund gibt, dich zu hassen. Ich denke nicht, dass du ein schlechter Mensch bist und ich glaube auch nicht, dass andere Werwölfe sich da groß von dir unterscheiden. Natürlich gibt es Ausnahmen, aber ich denke, die meisten Werwölfe wollen nur ein ganz normales Leben und wer kann ihnen das vorwerfen? Ich hasse dich nicht", wiederholte sie noch einmal und sah dem Gryffindor fest in die Augen.
Es dauerte eine Weile, doch dann nickte Remus und erwiderte ihren Blick. "Es freut mich, wenn du mich nicht hasst, auch wenn ich es nicht verstehe", sagte er.
Elyna setzte an, etwas zu sagen, doch dann überlegte sie es sich anders. Sie würde Remus nicht in einer Nacht von dem Guten in ihm überzeugen können und es war schon spät.
Sie stand von dem Pult auf. "Bringst du mich noch zu meinem Gemeinschaftsraum?", fragte sie und lächelte leicht.
Remus nickte sacht und lief ihr nach, als sie den Raum verließ und den vertrauten Weg in die Kerker einschlug.
Sie sprachen nicht mehr, doch das war auch nicht nötig. Bei Elyna machten sich langsam wieder der Alkohol und die Müdigkeit bemerkbar und sie stolperte einige Male. Bevor sie jedoch der Länge nach auf dem Boden aufschlagen konnte, fing Remus sie stets rechtzeitig wieder auf.
Vor der Wand zu ihrem Gemeinschaftsraum blieb Elyna stehen.
"Na dann, gute Nacht", durchbrach sie das Schweigen, das nicht unangenehm zwischen ihnen hing.
Remus nickte irgendwie steif. "Ja, gute Nacht."
Elyna grinste kurz spitzbübisch, bevor sie ihm einen schnellen Kuss auf die Wange drückte und in ihren Gemeinschaftsraum verschwand.
Remus stand noch einige Sekunden auf dem Korridor herum und versuchte, zu verstehen, was da gerade passiert war. Schließlich gab er es auf und kehrte mit einem leichten Grinsen im Gesicht in den Gryffindorturm zurück.

Nicht der Tod wird uns trennenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt