Ich sitze in meinem Büro und warte auf meinen derzeitigen Lieblingspatienten, der mit seiner Familie hierher kommen wird. Es geht um Herrn Musa, dieser Mann ist mir unglaublich ans Herz gewachsen und ich glaube, ich bin ihm auch nicht ganz unwichtig. Er öffnet sich immer mehr und ich merke wie er von Sitzung zu Sitzung lebensfreudiger und glücklicher wird. Ich bin sehr gespannt seine Familie kennenzulernen, von der er immerzu schwärmt. Es müssen wirklich tolle Menschen sein, wie er von ihnen spricht. Mein Telefon klingelt, an der anderen Leitung ist die Empfangsdame die mir mitteilt, dass mein Termin da ist. Ich bitte sie, Familie Musa in mein Büro zu begleiten. Nach einer Zeit klopft es auch schon an meiner Türe. Ich stehe auf und öffne die Türe, wo ich schon in das breit lächelndes Gesicht von Herrn Musa sehe. „Guten Tag Nikolina. Sie tun mir echt leid, dass Sie bei so einem herrlichen Wetter an diesem traurigen Platz bleiben müssen. Sie sollten sich mal eine Auszeit gönnen" beginnt Herr Musa darauf los zureden. „Hier ist es auch nicht so übel. Außerdem habe ich bald Urlaub, dass wissen Sie doch" antworte ich ihm lächelnd und lasse ihn und seine Familie eintreten. Ich begrüße herzlich seine Frau, die mir mit genauso viel Höflichkeit entgegenkommt. „Niki?" höre ich plötzlich eine bekannte Stimme fragend meinen Namen sagen.
Ich schaue auf und schaue in Granits verwundertes Gesicht. Damit haben wir wohl alle beide jetzt nicht gerechnet. „Oh Granit, schön dich zu sehen. Herr Musa ist also dein Vater?" frage ich nach, um mir meine Vermutung zu bestätigen. Er nickt lächelnd: „Ich freu mich für dich, dass du das mit der Psychologie wirklich so durchgezogen hast. Du bist toll in deinem Beruf, mein Vater geht es so viel besser, dank dir" Ich bedanke mich bei ihm und begrüße Albi, der mich nicht mehr zu erkennen scheint, was mich aber nicht sonderlich stört. Herr Musa erkundet sich von wo wir beide uns kennen, wir erklären kurz den Sachverhalt und beginnen dann auch schon mit der Sitzung. „Ich muss wirklich sagen, dass eine sehr starke Bindung bei Ihnen in der Familie vorhanden ist. Da können sich viele eine Scheibe von abschneiden, dass einzige mit was Sie diese Bindung wirklich festigen oder gar noch vertiefen können, sind einfache regelmäßige, gemeinsame Aktivitäten wie Spaziergänge, gemeinsame Fernsehabende oder ähnliches. Es reicht auch schon wenn sie einmal in der Woche alle zusammen Mittagessen oder etwas in der Art. Es ist wichtig, dass ihr vier einen Weg findet euch regelmäßig erzählen zu können, wie die Woche oder der Tag war und was den anderen bedrückt. Da bin ich mir aber ziemlich sicher, dass Sie was finden werden um diese Bindung nur noch etwas auszuschmücken" lächele ich die vier im Kreis an. „Ich kann Ihnen gar nicht genug danken Frau Ljubas" lächelt mich die Frau mit Tränen in den Augen an. „Ich wüsste nicht wo wir als Familie ohne Sie aktuell stünden" fügt sie noch hinzu, bevor sie sich die Tränen aus dem Gesicht wischt. „Sie müssen sich dafür nicht bedanken. Das ist mein Job, den ich sehr gerne mache" lächele ich und verabschiede die Vier zur Türe. Granit schaut mich an und lächelt. „Wer hätte das gedacht, dass ich das mal sage aber du hast mir echt gefehlt die letzten Jahre Niki und nicht nur mir" lächelt er kurz, bevor er mit seiner Familie im Aufzug verschwindet. Was war das denn schon wieder? Ich schüttele schnell mein Kopf und schreibe das Protokoll der heutigen Sitzung.
Ich knipse das Licht an, bevor ich meinen Schlüssel in den Schlüsselkasten hänge. Tief atme ich ein und aus und begebe mich ins Wohnzimmer. Ich schalte Viva an, um dann mich in die Küche zu stellen und mir mein Abendessen zu zubereiten. Plötzlich höre ich wie ein neues Lied von Dardan angekündigt wird. Ich lasse die Nudeln köcheln und gehe mit schnellen Schritten ins Wohnzimmer, um so wenig wie möglich zu verpassen. Ich setze mich auf die Couch, nehme die Fernbedienung und drücke auf den „Lauter" Knopf. Ich höre mir den Text genau an, beobachte jede Bewegung aus dem Video. Sowohl von ihm, als auch von dem Model die sich die ganze Zeit auf diesem Bett rumreckelt. Der Text ist sehr schön und sogar etwas emotionaler als sonst, es gefällt mir sehr. Ich vermisse ihn. Ich wollte es nicht zu geben, doch er fehlt mir wirklich sehr. Das schlimme ist nur, dass er mich wahrscheinlich nicht mehr will. Wir haben uns alle beide verändert, vielleicht passt es gar nicht mehr so perfekt wie früher.. Ich setze mich an den Esstisch und beginne zu essen, als ich es fertig gemacht habe. Ich lasse mit Spotify meine Playlist laufen, wo natürlich auch Dardans Musik vertreten ist. „Sie will wissen wo ich bin, sie will Facetime" singe ich leise mit, während ich mein Esszeug in die Spülmaschine einräume. Von der Türklingel werde ich unterbrochen. Wer kann das denn sein? Ich schaue auf die Uhr und sehe das es 19:38 Uhr ist. Hmm komisch.. Ich sprinte zur Tür und mache sie auf. Der Anblick lässt mich wirklich sprachlos, da ich im Leben nicht mit so einem Besuch gerechnet hätte. „Hey.." murmelt Dardan. „Ehm hey?" antworte ich ihm eher fragend, da ich etwas verwirrt bin. „Alles klar bei dir?" erkundigt er sich. „Soweit schon bei dir?" frage ich nach. Er nickt leicht. „Willst du reinkommen?" ich trete etwas zur Seite um ihm Platz zu machen, damit er eintreten kann. „Danke dir" murmelt er lächelnd und kommt in die Wohnung rein. Er zieht seine Schuhe aus, ich gehe voran und er mir hinterher. „Willst du was trinken?" frage ich ihn. „Ein Kaffee wäre super" schaut er mich an. Ich nicke und begebe mich in die Küche um den Kaffee zu zubereiten. Gerade als ich mich auf den Weg ins Wohnzimmer mache, wird die Musik plötzlich lauter und ich höre wie Coco Mama von Dardan durch die Boxen geht. „Hast ein stabilen Musikgeschmack, auf jeden Fall" höre ich seine Stimme. Ich kann sein Grinsen im Gesicht ebenfalls förmlich hören. Fuck wie peinlich, der denkt auch was ist mit der denn los? Verrückte Groupie Exfreundin. Ich stelle den Kaffee auf den Tisch, bevor ich ihm die Fernbedienung aus dem Hand nehme und den Fernseher ausschalte. „Ehm das war irgendeine Playlist weißt du? Das war nicht meine eigene und dann war das Lied wahrscheinlich einfach so drin. Richtig komischer Zufall hm?" lache ich leicht nervös als ich mich auf den Sessel niederlasse. „Jaja ist klar ge" lacht er leicht und bedankt sich für den Kaffee. Eine unangenehme Stille macht sich breit. Ich schaue auf meine Finger, darauf wartend dass er mir erklärt warum er hier aufgetaucht ist. „Es hat ein Grund wieso ich hier bin Niki" kommt es nach einer Zeit von ihm. „Und der wäre?" schaue ich ihn an. „Ich kann es dir nicht erklären, was unsere letzten Begegnungen in mir ausgelöst haben, aber du bist mir alles andere als egal wirklich. Ich weiß nicht so recht ob ich noch Gefühle für dich habe oder ob das einfach freundschaftliche Gefühle sind. Ich will dich um mich herum haben, du hast mir die letzten Tage, Monate und Jahre gefehlt.. Wenn du das auch möchtest, würde ich gerne wieder mehr Zeit mit dir verbringen, dass wird beide rausfinden was das zwischen uns ist.. Natürlich nur wenn du das auch willst und wenn du auch noch was für mich übrig hast" murmelt er leise und schaut mir direkt in die Augen. Ich atme tief aus und denke über die Wörter nach, die er gerade mir offenbart hat. Auf einer Art bin ich glücklich darüber, dass er diesen Vorschlag gemacht hat und seine „Gefühle" mir gegenüber offenbart hat, allerdings macht wir dieses Angebot auch etwas Angst, was ist wenn ich am Ende mehr für ihn empfinde und er nicht für mich? Oder andersrum? Dann werden wir wieder an dem Punkt stehen, wo wir davor standen... „Mir geht es genauso wie dir Dardan.. Ich würde es sehr gerne probieren zu schauen wohin das ganze führt, allerdings schuldest du mir ein paar Antworten, bevor wir uns auf irgendeiner Ebene, egal ob Beziehungsebene oder Freundschaftsebene, wieder annähern." gebe ich ehrlich von mir. „Frag alles was du willst, ich bin ein offenes Buch für dich" lächelt er leicht. Ich atme tief ein und aus, bevor ich die Frage stelle die mich schon seit zwei Jahren beschäftigt. „Wieso hast du mich alleine gelassen mit meinem ganzen Kummer? Wieso bist du einfach so gegangen?"
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𝐋𝐨𝐨𝐤 𝐚𝐭 𝐦𝐞...
Teen Fiction„Schau mich an, komm schon. Nehm mich wahr, nur einmal..." denke ich mal wieder vor mich hin, während ich sein makelloses Profil betrachte. Plötzlich schießen zwei Augen in meine Richtung und mir stoppt der Atem. Das Blut schießt in meine Wangen, w...