Kapitel 20

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Zwei Wochen ist es nun schon her, vor zwei Wochen wurden mir die Füße vom Boden gerissen. Vor zwei Wochen verlor ich ihn und weiß das es nie mehr so sein wird wie es einmal war. In diesen zwei Wochen war ich nicht ein einziges Mal draußen. Die Uni hat wieder angefangen, doch ich bin in keine Vorlesung gegangen. Ich kann es nicht ertragen ihn zu sehen, deshalb möchte ich es nicht raus provozieren ihn irgendwo zu sehen. Dilara kopiert alles für mich und bringt es mir alles dann vorbei. Ich habe mein Handy auch seit diesem Tag nicht mehr eingeschaltet, ich möchte nicht seine Nachrichten sehen, seine Anrufe entgegennehmen oder seine leeren Versprechungen oder Entschuldigungen mir anhören. Es ist nicht so dass er es nicht versucht mit mir Kontakt aufzunehmen. Er klingelt mindestens 3 Mal am Tag, doch entweder ich mach nicht auf oder meine Mutter schickt ihn weg. In der Uni war er die erste Woche wohl auch nicht laut Dilara, doch ab dieser Woche ist er wieder dort und fragt Dilara auch die ganze Zeit was er tun kann, um mit mir sprechen zu können. Er kann nichts tun, ich möchte mich mit ihm nicht mehr unterhalten. In meinen Augen ist alles gesagt. Es tut mir unglaublich weh, aber ich kann ihm das nicht verzeihen egal wie sehr ich es auch wollen würde. Schon wieder schweifen meine Gedanken an diesen Tag zurück und schon wieder sammeln sich Tränen in meinen Augen. Ich stehe auf und gehe zum Spiegel um mich anzuschauen. Ich sehe einfach nur schlimm aus. Ich habe kaum geschlafen die letzten Wochen, gegessen habe ich auch nicht und mich irgendwie gepflegt auch nicht. Ich hatte weder die Lust noch die Kraft dazu. In meinen Augen ist jedes Anzeichen von Lebensfreude erloschen. Ein kalter, starrer Blick sehe ich in meinen Augen. Ich bin schon fast erschrocken von mir selber wirklich. Innerlich Tod, dieser Junge hat ledige Emotionen aus meinen Körper gesaugt.

Ich atme tief aus und schaue auf die Uhr. 11:30 Uhr.. Heißt die Vorlesung läuft noch, ich beschließe nach zwei Woche der Selbstisolation mal in den Park zu gehen. Ich steige unter die Dusche und nehme eine ausgiebige Dusche. Ich ziehe mir etwas aus dem Kleiderschrank, ziehe es mir an und mache mich auf den Weg nach draußen. Mein Blick streift auf Dardan's Haus, kurz bleibe ich stehen und schaue dort hin. Tränen bilden sich in meinen Augen, die sich sofort auf den Weg meiner Wange runter machen. Er sagt immer wieder er hat eine Erklärung dafür, aber kann mir bitte jemand sagen was das bitte für eine sein soll? Er hat mich belogen und das wegen keiner Kleinigkeit. Er ist verheiratet und hat diese Frau einfach sitzen lassen alleine, um dann mit mir zusammen zukommen. Ohne Rücksicht auf mich zu nehmen, hätte er diese Lüge weiter geführt und wäre fein aus dem Schneider gewesen. Im Leben hätte ich nie gedacht, dass dieser Mann mich mal so enorm verletzen würde. Ich wische mir über mein Gesicht und mache mich auf den Weg zum Park. Schon lange habe ich es nicht mehr so genossen mal einfach nur spazieren zu laufen. Die kalte, frische Luft die mir durch die Lungen geht tut mir so gut. Anschließend setze ich mich auf eine Bank. Nicht auf irgendeine Bank. Es ist eine etwas verstecktere Bank an einem kleinen See, wo Dardan und ich ganz oft zusammen saßen. Wieso ich mich genau auf diese Bank setze? Weil ich einfach dumm bin, ich bin ganz ehrlich. Ich blicke neben mir auf die Bank und fahre mit meinen Fingern über das „D+N" was in die Bank eingeritzt ist. Ich beginne wieder augenblicklich mit weinen, mich wundert es das meine ganzen Tränen nicht irgendwann mal ausgehen. So viel wie ich in den letzten zwei Wochen Tränen vergossen habe, habe ich in meinem ganzen Leben nicht geheult. Mittlerweile weine ich so sehr, dass ich keine Luft mehr bekomme. Ich schnappe nach Luft, doch es fühlt sich an als würde mich irgendwer würgen. Natürlich beginnt es jetzt zu Regnen. Was für ein Klischee.. Die warmen Tränen vermischen sich mit den kalten Regentropfen auf meinem Gesicht. Ich zittere am ganzen Körper, doch die Kälte tut mir gut. Ich schaue wie die Regentropfen in den See einprasseln und horche dem angenehmen Rauschen was dadurch entsteht. Ich schließe meine Augen und schon schießen mir die Erinnerungen von Dardan und mir in den Kopf.

Ich habe mich in meinem Leben noch nie so elendig gefühlt. Ich fühle mich benutzt, belogen und verraten. Ich spüre wie mein Herz sich immer mehr zusammenzieht und wie es mir immer mehr Stiche versetzt. Ich hätte nie gedacht, dass es Herzschmerz wirklich gibt. Ich dachte, dass sagt man nur so. Doch es gibt es wirklich. Genauso wie das alles gerade wahr ist und kein Traum. Dardan hat mich einfach die ganze Zeit über verarscht. Meine Tränen sind mittlerweile getrocknet und ich weiß auch nicht wie lange ich schon hier sitze. Es fühlt sich an als wäre ich hier Stunden, doch mir fällt es nicht ein von hier weg zu gehen. Ich schaue emotionslos in die Weite des Sees und merke wie die Trauer sich in Wut verwandelt. Ich spüre Dardans Finger überall an meinem Körper. An meinem Gesicht, an meiner Hüfte, an meinen Händen.. So ein Lügner, Verräter, Arschloch, Herzensbrecher. In mir brodelt eine Gefühlswelle aus Wut, Trauer und Enttäuschung. Ich beginne einfach zu schreien, ich schreie als würde es um mein Leben gehen, doch es tut so gut meine Wut rauszuschreien. Ich fasse an meinen Kopf und spüre das die Regentropfen weniger werden bzw. wie es ganz aufhört, doch mein Gesicht trocknet nicht. Ich fasse in mein Gesicht und merke das ich immer noch weine. Ich weine und merke es nicht mal.

Ich lache verbittet auf. Was hab ich mir denn auch bitte gedacht.. Das ist doch so lächerlich, dass ich dachte, dass das zwischen ihm und mir was ernstes wird.  Ich meine er war für mich eigentlich immer unantastbar, er war für mich einfach damals ein Crush, wo ich nie dachte dass es jemals was werden würde und wieso sollte plötzlich aus dem nichts Mr. Perfect mich interessant finden.. Mal wieder fahre ich durch mein Gesicht. Ich will gar nicht wissen wie mein Gesicht aussieht. Ich lehne mich zurück. Ich schaue in den bewölktem Himmel. Es ist das eingetroffen, vor was ich am meisten Angst hatte. Ich habe den Jungen verloren, den ich von ganzen Herzen liebe. Ich habe ein Teil meines Leben soeben verloren. Ein Teil meines Herzens wurde mir entrissen und diesen Teil wird mir kein anderen je wieder zurückgeben können.. Ich werde nie wieder jemandem so vertrauen können.. Ich werde mich nie wieder so bei jemanden fallen lassen können wie bei ihm.. Er hat mich einfach zerstört.. Ich fahre mir durch die Haare und schließe meine Augen. „Niki?" höre ich eine allbekannte Stimme hinter mir. Diese Stimme kann ich sofort zuordnen, die Stimme die mir so viel Honig ums Maul geschmiert hat, aber leider war das doch kein Honig sondern Gift.

𝐋𝐨𝐨𝐤 𝐚𝐭 𝐦𝐞...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt