Kapitel 1

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„Nikolina, ajde! Dilara te ceka!" (Nikolina komm! Dilara wartet auf dich) höre ich von unten meine Mutter schreien. Ich verdrehe meine Augen und merke dass es ernst wird, da sie mich normalerweise nie mit vollen Namen anspricht. „Evo me" (Ich komme) rufe ich runter, schaue mich nochmal im Spiegel an und fahre über mein blondes, noch angefeuchtetes Haar. Ich schlüpfe in meine Schuhe, bevor ich mir meine Schultasche schnappe.

Bevor es weiter geht, erzähle ich euch was von mir. Mein Name ist Nikolina, aber jeder nennt mich Niki. Ich bin 21 Jahre alt und studiere Psychologie. Meine Mutter und ich leben in einem kleinen Haus Nähe Stuttgart. Ursprünglich kommt meine Familie aus Kroatien und aus Bosnien, aber meine Eltern sind noch bevor ich geboren wurde, hier nach Deutschland gezogen. Mein Vater ist allerdings als ich 4 Jahre alt war abgehauen, keiner weiß wohin und warum. Meine Mutter ist damals durch die Hölle gegangen, aber jetzt haben wir uns alle damit abgefunden und sind auch sehr glücklich ohne ihn. Geschwister habe ich keine, aber ich habe Dilara meine beste Freundin, mit der ich schon seit dem Kindergarten durch dick und dünn gehe. Was mir grad so einfällt, sollte ich mich schnell nach unten bewegen, bevor sie mir den Kopf abreißt..

Ich gehe die Treppen runter und sehe schon wie mich meine beste Freundin entgeistert anschaut. „Wir kommen schon wieder zu spät. Und das schon wieder wegen... Hmmm lass mich überlegen. Achso genau dir." höre ich sie genervt sagen. Ich kann nicht anders außer zu lachen. „Es tut mir leid, aber ich kann einfach nicht pünktlich sein." hebe ich meine Hände in die Luft. Sie schüttelt nur den Kopf, verabschiedet sich von meiner Mutter und läuft zu ihrem Auto. Ich gebe meiner Mutter ein Kuss auf die Wange. „Bis nachher Mama, volim te." (ich liebe dich) sage ich zu meiner Mutter, bevor ich nach draußen gehe und mich anschließend in Dilaras Auto setze. Wir machen uns auf den Weg zur Uni, Dilara studiert auch Psychologie, genauso wie ich. Wir reden über den endlosen Unterrichtsstoff, den wir grad haben. Momentan ist eine Phase, in der wir einfach kein Leben haben, da das Studium alle Zeit die wir haben in Anspruch nimmt, aber es macht ein Riesen Spaß und es ist mehr als nur interessant.

An der Uni angekommen, steigen wir aus und laufen zu unserem üblichem Vorlesungssaal. Der Saal ist noch nicht verfügbar, also setzen wir uns vor die Türe und warten auf den Professor. Wir unterhalten uns über die Stufenparty, die am Freitag stattfindet. Wir sind hin und her gerissen, ob wir hingehen sollen oder nicht, doch unser Gespräch wird unterbrochen. Aus der weiten Entfernung hört man verschiedene Stimmen und lautes Gelächter. Ich sehe wie Dilara anfängt zu strahlen und gefühlt aufspringt. Ich verdrehe lachend meine Augen, rappele mich auf und drehe mich in die Richtung, wo die Stimmen herkommen. Da sind sie schon, die Jungs. Nima, Ensar und Ferhat kommen auf uns zu und schon bin ich bei Dilara abgeschrieben, da sie mit Nima zusammen ist und die beiden auf Wolke7 schweben. Ich gönne es ihr von ganzem Herzen, da sie endlich jemanden gefunden hatte, der sie liebt und wert schätzt wie sie es verdient hat. „Hey Niki" reißt mich Fero aus meinen Gedanken. „Hey Abi, alles klar?" wir umarmen uns zur Begrüßung, wie wir es immer tun. „Klaro bei mir immer, weißt du doch" zwinkert er und grinst. Ich lache einfach nur und nicke wissend. Jetzt sind wir komplett. Seit der Schulzeit sind Dilara und ich mit den dreien unterwegs. Wir waren bzw. sind immer so in der Kombination aufzufinden. Die Jungs sind das perfekte Gegenstück zu uns. Wir und Ensar sind eher die ruhigeren der Gruppe, die nachdenken bevor man spricht und alles hinterfragt, bevor man etwas macht. Nima und Ferhat hingegen sind wie wahrhaftige Tornados unterwegs, die nicht zu stoppen sind, egal um was es geht.

Das Geräusch von klappernden Schlüssel reißt mich aus meinen Gedanken. Ich schaue auf und sehe, wie der Professor die Türe aufschließt. Alle Studenten stürmen in den Saal und suchen sich ihren Platz. Im Vorlesungssaal ist zwar eigentlich freie Platzwahl, aber jeder weiß eigentlich schon wo wer sitzt. Wir sitzen meistens in der rechten Ecke, wo wir uns jetzt auch wieder niederlassen. Die Vorlesung beginnt und schon blende ich alles um mich herum aus und lausche dem Professor zu, wie er beginnt uns das menschliche Gehirn aus psychologischer Sicht zu erklären. Nach einer gewissen Zeit schaue ich mich im Saal rum und merke das eine Gruppe fehlt. Das sind die „Außenseiter". Nicht in dem Sinne, dass niemand mit ihnen sein will, nein ganz im Gegenteil. Das ist die Gruppe, die niemand wirklich niemand in ihren Kreis reinlässt. Plötzlich geht die Tür auf und als hätten sie es gehört, kommen die drei kommentarlos in den Saal rein und setzen sich an ihren üblichen Platz. Namen? Es handelt sich um

Alban, Granit und Dardan...

Alban und Dardan sind Brüder. Granit ist ihr Cousin. Unzertrennlich und unantastbar.  Ich finde Dardan schon seit einer sehr langen Zeit gut, aber wie schon erwähnt, sie sprechen mit niemanden und lassen niemanden mit sich sprechen. „Niki hör auf ihn so anzustarren." höre ich Dilaras Stimme und ich höre schon an ihrer Stimmlage, dass sie grinst. Ich werde rot und schaue schnell zum Prof. „Ich verstehe nicht wieso du nicht einfach mal mit ihm sprichst. Weißt du wie oft ich ihn erwische, dass er zu dir schaut.." flüstert Dilara in mein Ohr. „Wie soll ich das denn anstellen Dilara? Ich komm doch nie und nimmer an seinen Bodyguards vorbei.. und komisch das nur du das siehst und nicht ich."" murmele ich leise. „Ein Versuch ist es wert und natürlich siehst du es nicht. Sobald er nur den Kopf in diese Richtung begibt, schaust du weg. Selber Schuld" zuckt sie mit den Schultern. Ich schüttele nur kurz meinen Kopf und konzentriere mich wieder auf die Vorlesung. Natürlich kann ich mich nicht voll und ganz konzentrieren, da meine Gedanken und meine Blicke immer wieder in die Richtung von ihr wisst schon wem, gehen. Ich meine wie sollen meine Blicke denn nicht auf ihm landen? Er ist groß, sehr groß. 1,93 m, um genau zu sein. Seine Haare liegen ohne Gel perfekt, seine braunen Teddy-Augen sind hinter einer stylischen Brille versteckt. Sein Bart ist perfekt geschnitten und seine volle Lippen sehen zum anbeißen aus. Das schlimmste ist, wenn er überlegt, leckt er sich mit seiner Zunge über die Lippen und verzieht sein Blick ganz leicht. Das ist mit Abstand das sexiste und zu gleich das süßeste , was ich je in meinem Leben gesehen habe. Sein muskulöser Körperbau sieht man schon durch sein Shirt durch. Seine mysteriöse Art macht ihn nur noch interessanter als er eh schon ist. Alles in einem, ist dieser Junge einfach perfekt. Ein anderes Wort fällt mir zu ihm wirklich nicht ein.

Ob sie recht hat? Ich habe noch nie gesehen, dass er mich überhaupt mal angeschaut hat.. Ich meine wir können es ja mal ausprobieren, ich weiß ja wie das endet.

„Schau mich an, komm schon. Nehm mich wahr, nur einmal..." denke ich mal wieder vor mich hin, während ich sein makelloses Profil betrachte.

Plötzlich schießen zwei Augen in meine Richtung und mir stoppt der Atem. Das Blut schießt in meine Wangen, worauf hin ich förmlich spüren kann wie diese sich rot färben. Gerade wollte ich wieder mein Blick senken, da sein Blick bestimmt nur aus Zufall in meine Richtung gerichtet war, als ich etwas wahrnehme.

Er lächelt. Er lächelt mich an.

𝐋𝐨𝐨𝐤 𝐚𝐭 𝐦𝐞...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt