Kapitel 51

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Nikis POV.

„Die Zeit verging wie in Zeitlupe. Ich sah mit meinen eigenen Augen wie der Liebe meines Lebens alle Lebenskräfte einzogen wurden.. Ich wollte ihm doch auch sagen, wie sehr ich ihn immer geliebt habe und immer noch liebe, doch ich kam nicht dazu.. Er war weg, bevor ich es ihm sagen konnte.. Nun sitze ich hier, versuche das alles zu verarbeiten was passiert ist. Ich wurde gegen meinen Willen festgehalten, wurde gequält und missbraucht, doch das alles hat für mich keinen Wert mehr. Die Person, die mir diese Kraft gegeben hat, diese Zeit zu übersteht habe ich verloren und ich weiß nicht wie es weitergeht. Nun sitze ich hier und bange jede Sekunde um das Leben meiner besseren Hälfte. Es ist alles meine Schuld..." gebe ich ehrlich zu. Meine Therapeutin schaut mich mitleidig an und macht sich Notizen zu meinen Worten. Was für eine Ironie des Schicksals, nicht wahr? Die Psychotherapeutin lässt sich von einer Kollegin behandeln.. Die Therapiestunden wurden ärztlich und polizeilich verordnet. Ich sitze hier viermal die Woche und rede mit den Mund fusselig. Ich wurde beurlaubt für das nächste Jahr, sowohl wegen dem was mir zu gestoßen ist, als auch wegen dem wegen dem was mit Dardan geschehen ist..

„So, Nikolina. Danke das du dich in jeder Stunde mehr und mehr mir gegenüber öffnest. Deine Stunde ist beendet, du warst sehr tapfer. Du bist echt beneidenswert. Ich wünsche dir einen schönen Tag. Wenn was ist, dann ruf mich doch einfach an, ok?" lächelt sie mir zu. Ich nicke nur und stehe auf. Ich verabschiede mich von ihr und mache mich auf meinen alltäglichen Weg. Ich schaue um mich rum, alles ist weihnachtlich geschmückt. Überall Tannenbäume, Weihnachtsmänner und Lichterketten. In 13 Tagen ist es soweit.. Eigentlich liebe ich Weihnachten, aber dieses Jahr ist mir gar nicht nach feiern zu Mute. Schon zwei Monate ist es her.. Zwei Monate voller Schmerz und Leid.. auch die Hoffnung ist ein wichtiger Begleiter für mich.. Ich komme am Krankenhaus an und drücke mich erstmals durch eine kleine Menschenmenge von Fans und Reportern, die versuchen ins Krankenhaus zu gelangen bzw. versuchen Informationen zu ranzukommen. Ja, es hat sich schnell rumgesprochen.. Als ich zu dem Security ankomme, nickt er mir kurz zu und geht zur Seite, dass ich reingehen kann. Ich betrete das Krankenhaus, das erste was mir in die Nase kommt, ist wie immer der Geruch Latex und Desinfektionsmittel. Leicht verziehe ich mein Gesicht, wie sehr ich diesem Geruch hasse. Ich mache mich auf den Weg zu dem einzigen Ort, was mich noch mit ihm verbindet. Ich öffne die Türe vorsichtig und gehe mit schweren Schritten in den Raum rein. Ich sehe das bereits jemand im Raum ist, doch bevor ich mich umdrehen kann, höre ich eine leise Stimme. "Halt Niki. Du kannst ruhig reinkommen" höre ich Albans verweinte Stimme. Ich atme tief aus und drehe mich wieder um. "Ich möchte euch nicht stören. Ich komme später nochmal" lächele ich kurz. "Nein bleib doch bitte. Du störst nicht.."

Ich gehe auf das Bett zu. Auf das Bett, wo er drauf liegt. Naja wo sein Körper liegt. Seit zwei Monaten liegt er nun hier. Mit Augen geschlossen. Keine Mimik im Gesicht, als wäre sein ganzes Leben aus ihm gegangen. Er liegt im künstlichen Koma. Mein Vater hatte ihn töten wollen, weil er mich zurückholen wollte. Alban hat daraufhin meinen Vater erschossen, ich bin ihm für nichts dankbarer als das. Mein Vater hat mir das genommen, was für mich das wichtigste war. Wir wissen nicht ob Dardan es schaffen wird. Sein Zustand ist zwar stabil, aber er könnte sich jeden Moment verschlechtern. Er hat mit diesem einen einzigen Schuss fast jedes überlebensnotwendige Organ getroffen, da die Kugel in seinem Körper splitterte. Jeden Tag bete ich zu Gott, dass er es schafft. Die Hoffnung werde ich nie aufgeben, er hat auch nie die Hoffnung in mir aufgegeben und hat mir damit mein Leben gerettet. Ich hoffe, ich kann ihm das selbe zurückgeben und ihm so auch seins retten.. Ich gebe ihm ein Kuss auf seine kalte Stirn und streichle seine weiche Wange. "Hallo Zemer, ich bins. Ich hoffe, dir geht es gut.." flüstere ich ihm in sein Ohr. Anschließend nehme ich mir einen Stuhl, schiebe diesen neben Albans und lasse mich neben ihn nieder. Stillschweigend sitzen wir vorerst neben einander und sprechen nicht miteinander. "Wieso gehst du mir aus dem Weg, Kunate (Schwägerin)?" kommt es plötzlich von ihm. Überrascht von seiner Frage schaue ich ihn erstaunt, aber auch beschämt an. "Ich gehe dir nicht aus dem Weg..." murmele ich leise. "Oh doch, das tust du. Seit zwei Monaten sprichst du kein Wort mit mir. Denkst du, ich merke nicht wie du den Raum direkt verlässt wenn du siehst, das Granit oder ich hier drin sind? Denkst du, ich merke nicht dass du die Uhrzeiten meidest, wo wir hier sind? Wieso Niki? Wir haben alle das selbe Ziel.. Wir wollen alle das es Dardan wieder besser geht. Wieso kämpfen wir nicht alle gemeinsam dafür?" spricht er von seiner ehrlichen Seele und ich schaue ihn nur an. Langsam laufen mir die Tränen die Wange runter. In wenigen Sekunden werden diese einzelne Tränen zu einem Wasserfall und ich falle in Alban seine Arme. "Es tut mir alles so unfassbar leid Alban.. Ich bin euch so unglaublich dankbar für alles, dass ihr mich da rausgeholt habt. Aber Dardan wäre nicht in dieser Situation, wäre ich nicht gewesen. Ich könnte es mir selber nicht verzeihen, wenn es Dardan nicht schaffen sollte. Wie soll ich euch da in die Augen blicken? Fast hättet ihr euren Bruder wegen mir verloren.." weine ich an seine Brust. Er streichelt meinen Kopf. "Niki, du bist nicht der Grund wieso das ganze passiert ist. Der Grund schmorrt in der Hölle, wo er auch hingehört. Ich will sowas nicht hören, du weiß Dardan wäre der erste, der dich wegen solchen Aussagen anmucken würde.." lacht er leicht. "Du kannst nichts für das und niemand von uns hat dich für nur eine Sekunde dafür verantwortlich gemacht, das schwöre ich dir.." lächelt er mich leicht an. "Danke Alban.." lächele ich zurück. Grad nehme ich Luft um ihn noch etwas zu sagen, doch ich kann es nicht. Ich weiß nicht wie ich es ihm sagen soll.. Ich brauche den richtigen Moment dafür.. Wir reden noch etwas miteinander und erzählen Dardan was neues passiert ist. Ja wir reden mit ihm, wir sind uns ziemlich einig dass er uns im Unterbewusstsein hört und dass es ihm sicherlich gut tut auf dem Laufenden gehalten zu werden.

Nach einer gewissen Zeit verabschiedet sich Alban und lässt mich mit Dardan alleine. Ich schiebe meinen Stuhl näher ans Bett und nehme seine Hand. "Übrigens werde ich im albanisch lernen immer besser, wenn du wach wirst dann können wir uns richtig auf albanisch unterhalten. Ich weiß doch, dass du dir das gewünscht hast.." küsse ich seine Hand. "Du bist so unglaublich stark mein Schatz. Ich weiß du wirst es schaffen.. Wir glauben an dich. Du kämpfen, ich habe eine riesen Überraschung für dich. Ich kann es kaum erwarten es dir zu erzählen und in deine Arme zu fallen." streichele ich seine Wange. Plötzlich geht die Türe auf und die Arzthelferin kommt rein. "Na Niki, alles gut?" lächelt sie mich leicht an. "Danke Sarah, den Umständen entsprechend halt und bei dir?" lächele ich zurück. Sie ist Dardans Krankenschwester, ist Mitte 20 und ein totaler Fan von ihm, allerdings musste sie was von Dardans Label unterschrieben, dass weder etwas über ein gesundheitlichen Zustand noch was über mich an die Öffentlichkeit gerät. Aber sie ist schwer in Ordnung, ein sehr liebes Mädchen die sich wirklich gut um ihn kümmert. "Bei mir ist alles gut soweit. Ich muss dir leider sagen, dass die Besuchszeit in 15 Minuten vorbei ist." kommt es von ihr. "Oh schon so spät? In 15 Minuten bin ich weg." nicke ich. "Mach dir kein Stress, falls du auch erst in 20 Minuten gehst, drück ich ein Auge zu." lächelt sie und begibt sich zur Tür. "Ich danke dir Sarah, einen schönen Abend wünsche ich dir und eine ruhige Schicht." lächele ich. "Nicht dafür und Kopf hoch. Er schafft das." redet sie gut auf mich ein, bevor sie den Raum verlässt. "ich hoffe es.." murmele ich eher zu mir selber. "Also Zemer, du hast gehört. Ich muss leider schon wieder gehen, aber wir werden uns morgen wieder sehen. Ich liebe dich über alles mein Schatz. Bleib stark.." eine Träne läuft mir die Wange runter, diese tropft auf seine Wange. Ich wische sie weg und platziere einen sanften Kuss auf die Stelle. "Bis morgen" flüstere ich und streichele nochmals über seine Hand, bevor ich das Zimmer verlasse. Du schaffst das, mein Herz. Für mich und für sie..

𝐋𝐨𝐨𝐤 𝐚𝐭 𝐦𝐞...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt