Zack sog scharf die Luft ein, nachdem er Eden die neueste Ausgabe des Tagespropheten aus den Krallen genommen hatte. Desinteressiert stocherte ich in meinem Haferbrei herum. Seit ich vom Tagespropheten als psychisch gestört bezeichnet worden war, musste ich erst einmal nicht unbedingt wieder in diese Zeitung blicken. Allerdings wurde die Stimmung in der Großen Halle mit der Zeit, in der auch die anderen ihre Morgenpost erhielten, immer angespannter, sodass ich mich nun doch zu Zack herüberlehnte.
Sobald ich den Artikel sah, lief mir ein eisiger Schauer über den Rücken.Massenflucht aus Askaban
Ministerium befürchtet, Black könnte "Magnet" für vormalige Todesser sein"Das ist schlecht", kommentierte Zack und überflog den Artikel, "so wie es aussieht, sind zehn Hochsicherheitsgefangene ausgebrochen ... sie glauben, dass Black bei der Flucht geholfen hat ... bei Merlin eine davon ist Bellatrix Lestrage!"
"Bellatrix Lestrange?", hakte ich nach.
Zack nickte ernst. "Eine der treuesten Anhänger von Du-weißt-schon-wem. Die Frau ist wahnsinnig. Hier-" Er tippte auf die Fahndungsbilder unter dem Artikel, "das ist sie."
Zacks Finger zeigte auf das Bild einer hageren Frau mit wirren, schwarzen Haaren, die uns durch das Bild anschrie.
Zack ließ seinen Finger weiterwandern. "Wenn ich mich nicht irre, ist das hier Antonin Dolohow- Augustus ... Rockwood, Rudolphus Lestrange, Rabastan Lestrange- die anderen kann ich gerade nicht zuordnen- vielleicht der hier, Jugson oder so..."
Zurechnungsfähig sahen die alle nicht aus.
Unwillkürlich fragte ich mich, ob der Aufenthalt in Askaban sie unter Umständen vielleicht noch gefährlicher gemacht hatte.
"Woher kennst du die alle?", wollte ich wissen.
Zack hob eine Augenbraue, bevor ihm wieder einfiel, dass ich ja unter Muggeln aufgewachsen worden war und nicht bei einem Vater, der sich genau mit so etwas befasste. Wenn ich genauer darüber nachdachte, hätte ich aber unter Umständen tatsächlich mehr darüber wissen können.
Bis jetzt hatte ich keinem meiner Freunde von dem erzählt, was ich an Weihnachten über Jenny herausgefunden hatte.
"Das sind die bekanntesten Todesser, die nach Du-weißt-schon-wessen Fall verhaftet worden sind. Die alle auf freiem Fuß sind hochgefährlich!"
Bei seinen Worten bildete sich ein eisiger Klumpen in meinem Magen. Diese Personen- diese Wahnsinnigen - waren alles Todesser! Anhänger meines- Personen, zu denen ich nun gehörte. Ich umklammerte meine Gabel fester. Nein. Nicht alle Todesser waren so unberechenbar. Jenny war eine Todesserin. Snape. Malfoy. Das waren normale Menschen. Wenn auch nicht die sympathischsten. Trotzdem. Bei der Vorstellung, auf der selben Seite wie diese Verbrecher zu stehen, wurde mir abwechselnd kalt und warm. Das Mal auf meinem Unterarm reagierte auf meine Nervosität mit einem stechenden Pulsieren.
"Sam?", hakte Zack besorgt nach, "alles in Ordnung?"
Ich zwang mich zu einem zittrigen Lächeln und versuchte, die aufkommende Panik beiseite zu schieben.
"Ich muss aufs Klo", presste ich hervor und erhob mich auf wackeligen Beinen, um den Tisch zu verlassen.
Plötzlich hatte ich das Gefühl, dass jeder weitere Blick in Zacks Gesicht mich entlarven würde.
Es fühlte sich wie Ewigkeiten an, in denen ich die Halle durchquerte, auf Beinen die jeden Moment umzuknicken drohten.
Meine Umgebung ausblendend drängte ich mich an einigen tuschelnden Schülern vorbei in den nächsten Korridor und in die nahe gelegene Toilette.
Schwer atmend schlug ich die Tür hinter mir zu und lehnte mich für einen Augenblick daran, bevor ich zu den Waschbecken herüber stakste.
Die Keramik grub sich kalt in meine Handflächen, als ich mich darauf abstützte und ich konzentrierte mich auf die Kühle, um mich zu beruhigen.
Auf einmal nahm ich im Spiegel vor mir eine Bewegung wahr und gehetzt ließ ich meinen Blick hochschnellen, um dem Blick einer jungen Slytherin zu begegnen.
Die Kleine hatte gerade die Waschbecken angesteuert, doch als sich unsere Augen trafen, zuckte sie erschrocken zurück und verließ hastig, eine Entschuldigung auf den Lippen, den Raum.
Stöhnend fuhr ich mir mit den Händen durchs Gesicht.
Oh Gott, ich musste mich wieder unter Kontrolle kriegen! Wenn ich schon Kinder verschreckte!
Fluchend drehte ich den Wasserhahn auf und spritzte mir etwas Wasser ins Gesicht- darauf bedacht, dass nicht allzu viel in meine Augen lief. Ich wollte ja nicht dass mein Make-up mich noch fertiger aussehen ließ.
Langsam bemühte ich mich, meinen Atem wieder unter Kontrolle zu kriegen und fixierte dabei bedächtig mein Spiegelbild.
Meine Augen starrten schwarz zurück.
Einatmen. Ausatmen. Einatmen...
Mit der Zeit wurden meine Atemzüge wieder gleichmäßiger.
Meine Gedanken waren wie leergefegt, die Okklumentik-Mauern fast instinktiv hochgezogen.
Das ganze Meditationstraining im letzten Jahr hatte sich nun doch ausgezahlt.
Beiläufig ließ ich ein paar Schuppen über meinen Handrücken wachsen und wieder verschwinden. Ich hatte mich wieder unter Kontrolle. Gut.
Neben mir öffnete sich eine Tür.
Zufrieden stellte ich fest, dass ich meine Nerven wieder so weit zusammen hatte, mich nicht darüber zu erschrecken und wandte mich der Person zu, die nun den Waschraum betrat.
Marge starrte mich aus ihren bernsteinfarbenen Augen an. Ihr Blick war ... besorgt?
Zack trat hinter ihr in den Waschraum und drückte die Tür hinter sich zu.
Dass er als Junge eigentlich keinen Zutritt hatte, schien ihn nicht zu stören- ich war lange genug mit ihm befreundet, um mich nicht darüber zu wundern.
"Sam...", setzte der Ravenclaw an, "ist alles in Ordnung?
Marge lehnte sich an eine Toilettenkabine und verschränkte die Arme. "Zack hat mir von deinem Abgang erzählt. Und denk gar nicht erst daran, uns abzuwimmeln. Wir wissen, dass es wegen dem Ausbruch war."
Langsam drehte ich mich in ihre Richtung, sodass ich das Waschbecken im Rücken hatte. Fixierte sie mit kalter Miene.
Sie hatte Recht. Ich konnte sie nicht mehr belügen und sagen, dass alles in Ordnung war. Sie wussten, dass Harry Recht hatte, dass der dunkle Lord zurück war und dass ich dabei gewesen war. Den letzten Baustein hatte ich ihnen geliefert, als ich die Thestrale entdeckt hatte.
Und jetzt wollten sie, dass ich endlich mit ihnen darüber redete. Weil sie mich als ihre Freundin sahen.
Ich ballte die Fäuste und unterdrückte ein frustriertes Aufstöhnen. Hatte ich nicht gewollt, dass mir jemand zuhörte?
"Wenn du ... wenn du nicht darüber reden willst-", setzte Zack an, doch verstummte, als Marge ihm einen bösen Blick zuwarf.
"Nein", sagte ich jedoch, bevor Marge zu einem scharfen Kommentar ansetzen konnte und lenkte so die Antwort beider auf mich zurück.
"Ich schulde euch eine Erklärung", sagte ich bestimmt, "ich habe euch bis jetzt die ganze Zeit angelogen, bin euch aus dem Weg gegangen. Merlin, ich habe alle angelogen! Aber was soll ich auch machen", ich lachte freudlos auf, "die Tatsache, dadurch als Lügnerin-" oder Schlimmeres, "als Lügnerin abgestempelt zu werden, erleichtert es nicht gerade, über so etwas zu reden!"
"Sam-", setzte Zack an, doch ich schüttelte den Kopf.
Ich musste es ihnen jetzt erzählen, sonst würde ich vielleicht nicht mehr den Mut dazu aufbringen.
"Harry hat Recht", erklärte ich also. Auch wenn sie es gewusst hatten, sogen meine Freunde scharf die Luft ein.
"In Allem. Ich weiß nicht, wie detailreich euch dieser Abend beschrieben worden ist, aber ich war dabei- ich habe gesehen, wie Cedric umgebracht wurde. Ich habe gesehen, wie er mit Hilfe von Potters Blut wiederauferstanden ist. Wie er sich mit ihm duelliert hat. Wie er seine Anhänger gefoltert hat..."
Ich sah den beiden ernst in die Augen. Diese Menschen folgen ihm nicht freiwillig, wollte ich ihnen sagen. Aber in meinem Kopf klang das nur wie eine dumme Ausrede, um mich besser dastehen zu lassen. Ich hatte keine Wahl.
Marge war die erste, die sich wieder fing. "Was ist danach passiert?", hakte sie nach, "nachdem Potter geflohen ist?" Trotz dem harschen Ton, in dem sie redete, hörte ich ein leichtes Zittern in ihrer Stimme heraus.
Zack musterte mich in einer Mischung aus Neugier und Angespanntheit.
Abschätzig ließ ich meinen Blick zwischen ihnen hin und her wandern. Wie viel konnte ich ihnen verraten?
Meine Kehle schien sich von innen zuzuschnüren, während ich darüber nachdachte.
Wie würden sie reagieren, wenn sie die Wahrheit erfuhren? Wenn ich ihnen das Mal zeigte?
Wieder einmal spürte ich förmlich, wie sich die Schlange auf meinem Unterarm wand.
Mein Blick huschte zur Tür, als würde sie jeden Moment auffliegen.
Ich sah zu Zack. Morgen hatte er Geburtstag-
Ich nahm einen tiefen Atemzug. "Er war wütend", erzählte ich, erinnerte mich an den kalten Hass des dunklen Lords, mit dem er seinen Todessern begegnet war, "ihr wisst nicht, wie wütend er war. Es war beängstigend."
Zack und Marge hingen jetzt schon an meinen Lippen und so fuhr ich fort.
"Einer von ihnen hat mich gepackt, als wir fliehen wollten. Harry und ich haben nach dem Pokal gegriffen und dann bin ich einfach- zurückgezogen worden.
D- Du-weißt-schon-wer ist daraufhin ausgerastet. Er wollte Harry haben und er ist ihm entglitten- ich habe den Moment genutzt- die Todesser waren alle wie gelähmt vor Angst- um zu fliehen.
Ich habe mich hinter den Grabsteinen versteckt und habe es dann irgendwie geschafft, den Friedhof zu verlassen.
Ich glaube, ich war nicht wichtig genug, um allzu lange nach mir zu suchen.
Ich habe dann an einer Telefonzelle Jenny angerufen und sie hat mich abgeholt."
Ich vermied es, den beiden in die Augen zu sehen, als ich geendet hatte. Ich hatte schon wieder gelogen. Schon wieder.
Aber ich wollte Zack den Geburtstag nicht versauen. Ich wollte morgen noch zu seinen Freunden gehören... heute war nicht der richtige Zeitpunkt dafür.
Auf einmal wurde ich in eine enge Umarmung von Marge gezogen, die mir ihre Haare förmlich ins Gesicht presste.
Ein zweites Paar Arme umschlang mich von der Seite und ich seufzte frustriert.
"Ist schon gut", raunte Zack, doch es war gar nichts gut.
Ich hatte Ihnen immer noch nicht die Wahrheit sagen können. Und in diesem Moment wurde mir klar, dass es wohl niemals den richtigen Zeitpunkt dafür geben würde."Happy Birthday!"
Grinsend beugten wir uns über das Bett meines besten Freundes.
Sue Li, stand neben mir, zusammen mit Terry, Michael und Anthony, die sich noch verschlafen die Augen rieben.
Stöhnend setzte Zack sich in seinen Kissen auf und gähnte einmal herzhaft.
"Aufstehen Faulpelz!", rief Michael und schlug spielerisch gegen seine Schulter, "das ist dein letzter Geburtstag, an dem du noch minderjährig bist!"
Zack, der inzwischen wach war, musterte seinen Freund mit erhobener Augenbraue, bevor er sich demonstrativ in seine Kissen fallen ließ. "Dann gibt es ja gar keinen Grund zu feiern."
"Der letzte Geburtstag, an dem du für die Sabotage am Slytherin-Quidditch-Team noch als Minderjähriger bestraft wirst", lockte Terry.
Anthony verdrehte die Augen, doch Zacks Augen landeten interessiert auf Terry. "Du meinst..." "Du hast noch genau ein Jahr, um es nochmal richtig krachen zu lassen!", grinste Terry.
"Ihr seid echt das letzte", seufzte Anthony und rieb sich die Schläfen.
Sue Li und ich tauschten ein Grinsen.
"Jetzt mach schon auf!", forderte die Ravenclaw und zeigte auf den Stapel an Geschenken neben seinem Bett.
"Lasst mich erstmal aufstehen!", lachte Zack und schlug die Decke zurück.
Nachdem er seine Geschenke geöffnet hatte und die Jungs sich angezogen hatten, gingen wir gemeinsam in die Große Halle, um dort zu frühstücken und Marge zu treffen.
Mit der Morgenpost bekam ich einen Zettel, den ich jedoch schnell wegsteckte, bevor die anderen ihn bemerkten.
Der Morgen verlief relativ langweilig, angefangen mit Geschichte der Zauberei, doch obwohl es sich gezogen hatte, ging der restliche Unterricht schnell vorüber.
Nachdem wir unsere Zaubertränke bei Snape am Pult abgegeben hatten, machten wir uns schon auf den Weg zurück zum Gemeinschaftsraum, um dort zu feiern.
Im dritten Stock trennte ich mich jedoch von der Gruppe.
Verwirrt blieb Zack stehen und wandte sich mir zu.
"Was ist los, Sam?"
Ich lächelte entschuldigend. "Tut mir Leid, ich muss noch etwas erledigen. Wartet nicht auf mich."
Mit diesen Worten wandte ich mich ab und betrat einen der Korridore.
"Sam, warte!"
"Ich erzähl's dir später!", rief ich über meine Schulter zurück, während ich auf das Büro am Ende des Ganges zuhielt.
Einige Schüler drängten sich an mir vorbei und verdeckten mich, sodass Zack und die anderen hoffentlich nicht genau sehen konnten, wohin ich unterwegs war. Sie würden es so oder so nachher erfahren, aber ich wollte nicht, dass Zack sich an seinem Geburtstag Sorgen um mich machte.
Seufzend blieb ich vor der Tür stehen und klopfte.
"Herein", ertönte eine hohe Stimme.
Mit zusammengebissenen Zähnen betrat ich das Büro.
Hunderte von kitschigen Babykätzchen maunzten mir entgegen.
"Ah, Miss Pears", sagte Umbridge mit ihrem künstlichen Lächeln, "wie ich sehe, haben sie meine Nachricht erhalten."
***Guten Morgen! Oder Mittag, je nachdem...
Tut mir Leid, dass ich letzte Woche nicht geupdatet habe, irgendwie hab ich mich nicht dazu gekriegt, weiterzuschreiben... obwohl ich mit dem heutigen Kapitel eigentlich ganz zufrieden bin.
Mal sehen, ob ich nächstes Mal pünktlich bin...Viel mehr hab ich eigentlich auch nicht mehr zu sagen, also bis zum nächsten Kapitel ; )
-Absolina
Ps: kennt ihr Dororo? Ich hab den Anime gestern angefangen, der ist soooo heftig!
Ich bin gerade dabei, den durchzusuchten...
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The dark Lady
FanfictionSequel zu: She who can not be named ❥︎ Für Sam hat sich Alles geändert. Denn nicht nur scheinen die Beziehungen zu ihren Mitschülern völlig neue Wege einzuschlagen, sondern auch ihre eigenen moralischen Vorstellungen und Ziele erscheinen nun merkwür...