Nachdem Duncan und ich uns ausgesprochen hatten, war die Stimmung zwischen uns lockerer als vorhin, wenn auch immer noch nicht so fröhlich wie mit Lea und Dylan.
Ab und an nagte an mir ein schlechtes Gewissen, weil ich Duncan mit in meine Flucht hineingezogen hatte.
Dem nach zu urteilen, was er erzählt hatte, hatte er sich versteckt, weil er Todesser provoziert und Angst vor ihrer Rückkehr gehabt hatte, nicht weil er aktiv auf ihrer Zielliste stand. Ich dagegen wurde ernsthaft verfolgt, daher war meine Anwesenheit für ihn ein ziemliches Risiko.
Doch diese Schuldgefühle nützten mir nichts bei der Flucht vor den Todessern.
Ich brauchte Duncan, daher schob ich mein schlechtes Gewissen lieber beiseite.
Wenn ich dafür sorgte, dass ihm nichts passierte, musste ich mir auch keine Gedanken über meine Berechtigung, ihn dabei zu haben, machen.
Seufzend griff ich nach einem Hering und verankerte ihn im Boden.
Wir hatten uns dazu entschieden, heute Nacht zu zelten, da das Wetter gut war und wir so nur schwer von Todessern gefunden werden konnten.
Jetzt, Mitte August, war der Muggel-Zeltplatz vollkommen überfüllt und es würde lange dauern, bis man uns zwischen den ganzen Muggeln fand.
Leider bedeutete das auch, dass wir alles ohne Magie machen mussten.
Duncan kehrte gerade von der Rezeption des Zeltplatzes zurück und hielt zwei Stoffknäule in die Höhe.
"Schlafsäcke", erklärte er mir und warf mir einen davon zu, "zusammen mit dem Zelt ist der Verleih echt teuer."
Ich hob eine Augenbraue. "Du hast ihn bezahlt?"
Duncan neigte eher dazu, die Hoteliers an den Rezeptionen so zu verzaubern, dass sie uns die Zimmer ohne Bezahlung überließen, uns vergaßen oder einfach mit anderen Hotelgästen verwechselten.
Er zuckte die Schultern. "Könnte sein, dass ein paar Blätter dabei waren", bei meinem Blick grinste er, "verzauberte Blätter."
"Ich dachte du wärst schlecht in Verwandlung", stellte ich fest.
Duncan schnalzte mit der Zunge. "Geld fälschen ist erstaunlich einfach. Könnte ein Erstklässler schaffen. Sie bringen es uns nur nicht bei, weil sie nicht wollen, dass wir es tun."
Ich lehnte mich mit erhobener Augenbraue zu ihm herüber. "Und wo hast du deinen Zauber her?"
Duncan beugte sich verschwörerisch zu mir vor. "Oh glaub mir, ich habe meine Quellen."
Er ließ seinen Blick über mein Gesicht wandern, bevor er sich plötzlich ruckartig abwandte und in seinem Rucksack herumkramte.
"Lass und Abendessen. Es wird spät."
Ich gab einen zustimmenden Laut von mir und ließ mich an einer Stelle vor unserem Zelt ins Gras sinken.
Duncan reichte mir ein Käsebrot und einen Apfel, dazu tranken wir kalten Tee und etwas Muggel-Wein, den Duncan aus einem Supermarkt in Edinburgh geschmuggelt hatte.
Die hellrote Flüssigkeit brannte in meiner Brust, doch nachher hatte ich einen angenehmen Nachgeschmack auf der Zunge.
Wir breiteten gemeinsam die Schlafsäcke in unserem Zelt aus, woraufhin wir uns abwechselnd darin umzogen, bevor wir uns nebeneinander Schlafen legten.
Augenblicklich verfielen wir in Schweigen.
Duncan war noch wach, das erkannte ich an seinem Atem und daran, dass er ab und zu etwas hin- und herrückte, doch er hatte sich von mir abgewandt.
Mit der Zeit driftete ich in einen unruhigen Schlaf ab.
Als ich wieder aufwachte, schlief Duncan neben mir, das Zelt war still.
Blinzelnd setzte ich mich auf und langte nach dem Reißverschluss am Eingang, um aus dem Zelt hinauszuspähen.
Mein Zauberstab landete wie automatisch in meiner Hand.
Draußen war es stockdunkel, der Morgen war noch weit dafür entfernt, anzubrechen.
Trotzdem war das Wetter immer noch ekelig schwül und ich verfluchte das dunkle Mal auf meinem Arm dafür, dass die langen Ärmel meines Hemdes an meinen Armen klebten.
Auf einmal ertönte neben mir ein Rascheln.
Ich zuckte zusammen und erhob meine Waffe.
Mit zusammengekniffenen Augen suchte ich die Umgebung ab, bereit, mich gegen irgendwelche Flüche zu verteidigen.
Doch anstatt eines Fluches blitzten zwei gelb leuchtende Kreise direkt vor mir auf.
Erschrocken zuckte ich zusammen und riss meinen Zauberstab ruckartig in die Richtung, in der die Kreise aufgetaucht waren.
Erst da erkannte ich, dass es sich um Katzenaugen gehandelt hatte.
"Eris", stieß ich aus und griff in die Dunkelheit.
Unter meinen Fingern spürte ich weiches Fell und ohne zu zögern drückte ich den Kniesel an mich.
Zu meiner Freude ertönte kurz darauf ein leises Schnurren an meiner Brust.
Es tat gut, ihn mal wieder in den Armen zu halten.
Etwas Festes streife meine Wange und nach einer Weile setzte ich Eris ab, um es zu untersuchen. Mit einer schmalen Schnur hatte Jenny ihm ein Stück Pergament um den Hals gebunden, welches ich behutsam abnahm.
Das Papier hob sich hell von der Umgebung ab, doch es war zu dunkel, um den daraufstehenden Text zu entziffern.
Der Zettel war nur klein und das machte mir Sorgen.
Mit einem unguten Gefühl in der Brust beugte ich mich in das Zelt hinein, um in Duncans Rucksack nach einer Taschenlampe zu kramen.
Ich wollte nicht, dass er mitbekam, wie ich Jennys Botschaft las, daher bemühte ich mich leise zu sein und entfernte mich ein Stück vom Zelt, sobald ich Licht hatte.
Eris folgte mir auf leisen Pfoten, während ich mich ins Gras hockte und das Licht anknipste.
Kaum hatte ich einen Blick auf Jennys Nachricht geworfen, entwich mir schon ein Schluchzen.
Eris drückte sich tröstend an mich.
Matthew hatte nicht überlebt.
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The dark Lady
FanfictionSequel zu: She who can not be named ❥︎ Für Sam hat sich Alles geändert. Denn nicht nur scheinen die Beziehungen zu ihren Mitschülern völlig neue Wege einzuschlagen, sondern auch ihre eigenen moralischen Vorstellungen und Ziele erscheinen nun merkwür...