Ich griff in das hohe Regal hinein und zog ein Exemplar des 'Aufstieg und Niedergang des Gellert Grindelwald' daraus hervor.
Der Einband war aus dunklem Leder gefertigt und lag kalt in meiner Hand.
Ich stützte das Buch auf meinem Unterarm ab und schlug den Deckel auf, um mir einen ersten Eindruck zu verschaffen.
Als ich die erste Seite sah, hielt ich den Atem an.
Matthew hatte wirklich Recht gehabt- Grindelwald hatte etwas mit den Heiligtümern des Todes zu tun.
Ich strich über das geometrische Symbol, das das Papier zierte. Ein gleichseitiges Dreieck. Ein Kreis. Ein Strich.
Die Heiligtümer des Todes.
Wenn ich Glück hatte, würde ich etwas zu der Beziehung zwischen ihnen und Grindelwald herausfinden können.
Ich wusste nicht, wieso mich dieses Thema so vereinnahmte. Vielleicht vermisste ich die Recherchen zum Verschwindekabinett. Vielleicht hatte ich Geschmack an dunklen Zauberern gefunden.
Oder vielleicht- vielleicht wollte ich einfach herausfinden was im Kopf meines Bruders vor sich gegangen war-
Ich schüttelte energisch den Kopf und lief zu einem der Arbeitsplätze herüber.
Bei dem Gedanken, mehr über die Heiligtümer herausfinden zu können, begann mein Herz aufgeregt zu klopfen und ich ließ mich ungeduldig auf einen Stuhl fallen, um endlich mehr über Grindelwalds Verbindung zu den Heiligtümern zu finden.
Ich fand heraus, dass er das Symbol der Heiligtümer als Zeichen für seine Organisation, die Allianz, verwendet hatte, doch der Text bezog sich mehr auf den Aufstieg und die Verbrechen Dieser als auf ihre Interessen und mögliches Wissen über die Heiligtümer des Todes.
Schließlich berichtete der Text von Grindelwalds Niederlage durch Dumbledore, doch die Heiligtümer des Todes wurden mit keinem Wort erwähnt.
Das Einzige was ich wusste, war dass Grindelwald sich für die Heiligtümer interessiert haben musste- und dass er laut Matthew über den Elderstab verfügt hatte.
Den mächtigsten Zauberstab auf der Erde.
Ich würde wohl weiter nachforschen müssen, ob dies der Wahrheit entsprechen konnte- und wenn ja, ob er auch in den Besitz der anderen Heiligtümer gekommen war.
Vielleicht konnte ich etwas zum Stein der Auferstehung finden...
Ich klappte das Lehrbuch zu, um es gegen ein Anderes einzutauschen und lief zu den Regalreihen herüber.
Jetzt wo die Abschlussprüfungen dieses Schuljahres vorbei waren, war die Bibliothek entsprechend leer und so konnte ich meine Tasche am Platz lassen ohne befürchten zu müssen, dass jemand darüber meckerte.
Das Buch schwebte wie von selbst an seinen Platz zurück, als ich an der richtigen Abteilung vorbeilief und ich beschloss nach weiteren Hinweisen zu den Heiligtümern des Todes zu forschen.
Dies erwies sich äußerst schwierig, da es sich bei der bekanntesten Erzählung um sie um ein Märchen handelte, doch vielleicht wurde das ein oder Andere doch in historischen Aufzeichnungen erwähnt. Es würde so sein müssen wenn ich sichergehen wollte, dass die Heiligtümer wirklich existierten.
Ich hoffte nur, dass ich dafür nicht in die Verbotene Abteilung gehen musste.
Ein paar Regalreihen weiter fand ich ein Lehrbuch über magische Artefakte und ich war gerade dabei nach einem Buch über alte Sagen zu greifen, als links von mir auf einmal eine Gestalt in den Gang trat.
Natürlich.
Wenn es eine Person war, die noch nach der Klausurenphase in der Bibliothek zu finden war, dann er.
Ich ließ meine Hand langsam wieder sinken und musterte ihn.
Zack hatte mich noch nicht bemerkt und hielt stattdessen den Blick auf das Regal neben ihm gerichtet.
Erst als er einige Schritte in meine Richtung gelaufen war, schien er zu bemerken, dass er nicht alleine im Gang war.
Er sah auf und bei meinem Anblick verdüsterte sich seine Miene augenblicklich. Eben noch hätte er einfach um die Ecke verschwinden können, um mich weiter zu ignorieren. Doch nun war er bereits zu weit im Gang, um so zu tun als wäre ich nicht da.
Ich schluckte nervös.
Wir sahen uns schweigend an.
Schließlich räusperte sich Zack.
"Ähm ... hi."
Ich musterte ihn ungläubig.
"Hi?", wiederholte ich, "das ist Alles?"
Ich hätte über die Absurdität der Situation gelacht, wenn sich nicht ein kleiner Hoffnungsschimmer in mir breit machte. Das war das Netteste das er seit Wochen zu mir gesagt hatte.
Zacks Blick war allerdings nicht mehr so nett. "Was erwartest du? Ein Entschuldigung dass ich nicht mit dem einverstanden bin was du tust?"
Ich wich seinem Blick aus und griff wieder nach dem Buch das ich vorhin hatte herausziehen wollen.
"Natürlich nicht", brachte ich heraus, "wenn sich jemand entschuldigen sollte dann ich."
Ich starrte auf den rostroten Einband, der den Stapel in meinem Armen erweitert hatte, doch Zack antwortete mir nicht.
Ich sah wieder auf und fand ihn, die Arme verschränkt, an das Regal gelegt.
Zack musterte mich erwartungsvoll.
Ich seufzte.
"Es tut mir Leid, Zack. Ich- Ich wollte das nicht- das hier"- ich zeigte zwischen uns hin und her, um den Abstand zwischen uns zu verdeutlichen, "Ich hatte Angst, dich einzuweihen, weil ich dich nicht verlieren wollte, aber genau das ist jetzt passiert. Und es tut weh.
Und deshalb tut es mir Leid. Ich habe dein Vertrauen gebrochen und ich weiß dass ich das nicht einfach so wieder zurechtbiegen kann."
Ich erwiederte seinen Blick für einen Moment.
"Zufrieden?"
Zack hob eine Augenbraue.
"Das klang jetzt nicht überzeugend."
Ich verdrehte die Augen. "Du klingst nicht überzeugend."
Zack schien den Sarkasmus aus meiner Stimme herausgehört zu haben, denn ihm entwich ein kleines Kichern.
Nur ganz kurz, ganz leise, doch es war dagewesen.
Ich legte den Kopf schief.
"Ach der Herr ist noch zu anderen Emotionen fähig als zu bösen Blicken. Ich dachte schon deine Mundwinkel wären mit einem Gewichtszauber belegt worden."
Vielleicht waren sie das ja wirklich, so schnell wie sie nun wieder nach unten fielen.
Zack fuhr mit seiner Suche fort, während ich so tat als würde ebenfalls noch nach einem Buch Ausschau halten.
Ich beobachtete ihn von der Seite.
Wonach er wohl suchte, jetzt wo das Schuljahr fast vorbei war?
"Wie geht es dir?", kam es auf einmal von ihm und ich richtete meinen Blick wieder auf die Buchrücken vor mir, um so zu tun als hätte ich das bereits die ganze Zeit vorher auch getan.
"Ganz in Ordnung. Gut, eigentlich."
Ich zog willkürlich ein Buch aus dem Regal vor mir und musterte den Einband.
"Dir?"
Zack zuckte die Schultern.
"Auch gut. Ich hab die Prüfungen alle bestanden. Sue Li hat mir vorgestern ihre Gefühle gestanden."
Mein Kopf wirbelte zu ihm herum. "Was!?"
Zack zuckte mit den Schultern. "Ich dachte du hättest es vielleicht schon mitbekommen."
Und ob ich das getan hatte. Ich hatte die letzten zwei Tage von morgens bis abends mit Malfoy im Raum der Wünsche verbracht, doch den Liebeskummer der Anderen bekam man in unserem Schlafsaal noch mit, wenn man schon lange nach der Nachtruhe zurückkam.
Sue Li war nicht gerade glücklich gewesen.
"Du hast ihr einen Korb gegeben."
Zack zuckte die Schultern.
"Ich sehe sie halt als eine Freundin. Nicht mehr. Was soll ich sonst machen?"
Ich spitzte die Lippen. "Nichts. Das war schon richtig. Wie geht's dir damit?"
Zack sah auf das Buch hinab, das er sich aus dem Regal geholt hatte.
"Nicht ganz so gut, eigentlich. Ich glaube ich habe ihr echt die Woche versaut."
Ich schielte gerade auf sein Buch herüber, um herauszufinden wofür er sich gerade interessierte, als meine Aufmerksamkeit auf einen kleinen Papierflieger gelenkt wurde, der gerade über seine Schulter flog- direkt auf mich zu.
Ich schnappte mir verwundert den Zettel aus der Luft und faltete ihn auf.
Augenblicklich sah mir Malfoys Schrift entgegen.
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The dark Lady
FanfictionSequel zu: She who can not be named ❥︎ Für Sam hat sich Alles geändert. Denn nicht nur scheinen die Beziehungen zu ihren Mitschülern völlig neue Wege einzuschlagen, sondern auch ihre eigenen moralischen Vorstellungen und Ziele erscheinen nun merkwür...