Ich kam mir merkwürdig vor, als wir mit den Fahrrädern den Küstenstreifen entlang fuhren, die Sonne gerade erst aufgegangen.
Die Straßen waren in den frühen Morgenstunden noch ruhig, während wir sie entlang radelten, als würden wir eine Radtour machen und nicht vor Todessern fliehen.
Lea saß auf Dylans Gepäckträger, hatte seine Taille umschlungen und müde ihren Kopf an seinen Rücken gelehnt.
Ab und zu gab sie Anweisungen, wenn er abbiegen oder stoppen sollte, damit sie über den Weg nachdenken konnte.
Ich folgte ihnen, mich immer wieder nervös umschauend.
Ich war mir sicher, dass die Todesser hier als nächstes nach mir Ausschau halten würden. Und wenn sie Verbindungspersonen im Ministerium hatten, wäre es ein Leichtes, mich über die Spur zu finden.
Da ich noch Minderjährig war, konnten all die Zauber, die ich außerhalb der Mauern von Hogwarts zauberte, zurückverfolgt werden.
Ich hätte vorhin nicht so leichtsinnig meinen Zauberstab benutzen sollen.
Doch jetzt war es zu spät.
Sobald wir Duncan aufgesammelt hatten, würden wir so schnell wie möglich von hier verschwinden müssen.
Dylan bog in einen schmalen Pfad ab, der direkt zum Strand führte.
Auf einer gepflasterten Stelle thronte ein kleines Lagerhaus, welches anscheinend zu Tristans Surfclub gehörte.
Lea sprang von ihrem Gepäckträger herunter und lief zu der doppelflügeligen Eingangstür hinüber, um zu klopfen.
Nichts geschah.
Dylan und ich folgten ihr, woraufhin der Brünette das Schloss betrachtete, das das Lagerhaus abschloss.
"Kannst du nicht einfach wieder deinen Zaubertrick von vorher machen?"
Ich schüttelte nur den Kopf.
"Das war vorhin schon zu leichtsinnig."
Lea klopfte erneut.
"Duncan?", fragte sie laut, "hier ist Lea! Bitte mach auf, es ist wichtig!"
Für einige Zeit geschah nichts. Dann entriegelte sich das Schloss mit einem leisen Klicken.
Dylan trat zwischen uns und öffnete die Tür.
Das Innere des Lagerraums war nur schwach beleuchtet und ich musste meine Augen erst einmal an die Dunkelheit gewöhnen, um etwas erkennen zu können.
Am anderen Ende des Gebäudes lauerte Duncan zwischen zwei Surfbrettern und hielt seinen Zauberstab auf uns gerichtet. Er hatte sich seit letztem Jahr äußerlich nicht großartig verändert, doch sein Blick wirkte anders- paranoid.
Als er mich erkannte, verengten sich seine Augen. "Was machst du hier?"
Mein Magen verkrampfte sich.
Natürlich freute er sich nicht über meine Anwesenheit. Schließlich war ich diejenige gewesen, die ihn damals beim Weihnachtsball wie einen Trottel hatte stehen lassen, nachdem er mich geküsst hatte. Seitdem hatten wir nicht mehr geredet und ich hatte eigentlich keine Lust, dieses Gespräch jetzt zu wiederholen. Allerdings wäre es töricht, nicht einen Zauberer bei sich zu haben, der zaubern konnte, ohne vom Ministerium zurückverfolgt zu werden.
Ich erwiederte seinen Blick.
"Gestern Nacht ist unser Waisenheim von Todessern überfallen worden. Sie waren hinter mir her, genauso wie sie auch hinter dir her sind. Wir brauchen deine Hilfe, um uns zu verteidigen und zu fliehen. Komm mit uns."
Duncan starrte mich missmutig an. "Wieso sollte ich?"
Ich verschränkte die Arme. "Besser, als in diesem Schuppen zu vergammeln, oder?"
"Immerhin ist es hier sicher", gab Duncan zurück, "ich muss nur einmal gesehen werden und sie sind direkt auf meiner Spur."
Ich runzelte die Stirn und fragte mich, wieso Duncan sich so dringend verstecken musste.
Ich wusste, dass die Todesser hinter muggelstämmigen Zauberern her waren, doch mir leuchtete nicht ein, wieso Duncan regelrecht verfolgt wurde.
Ich bezweifelte allerdings, dass er mir dies sagen würde, wenn ich fragte.
"Es ist nur eine Frage der Zeit", gab ich zurück, "bis sie dich finden. Ich fürchte, ich habe den Prozess bereits beschleunigt."
Duncans Blick verdüsterte sich. "Wie meinst du das?"
Ich seufzte. "Ich habe vor einer Stunde einen Alohomora-Zauber gewirkt. Vielleicht fünf Kilometer von hier entfernt. Es ist weder für uns noch für dich hier sicher. Bitte Duncan. Hilf uns zu fliehen und wir beschützen uns gegenseitig."
Duncan ließ seinen Blick über meine Freunde streifen als hätte er sie gerade erst bemerkt.
"Zwei Muggel und eine Minderjährige, auf der noch die Spur liegt. Es wäre klüger, alleine abzuhauen."
Ich hob eine Augenbraue. "Wäre es das? Lea hat Geld. Dylan kann Auto fahren. Ich habe Kampferfahrung. Du kannst dich vielleicht gegen zwei Todesser verteidigen, aber was wenn es vier sind? Sechs? Du weißt, dass ich kämpfen kann, dass ich bereits gegen sie gekämpft habe. Nein, Duncan. Ohne uns bist du schwächer dran."
Der ehemalige Ravenclaw öffnete den Mund, um etwas zu entgegnen, schloss ihn nach einem Moment jedoch wieder.
Mein Argument war gut. Alleine war er zu angreifbar.
Außerdem war ich mir sicher, dass ihm auf Dauer ohne Gesellschaft ziemlich langweilig geworden war. Duncan war kein Mensch, der sich lange alleine beschäftigen konnte.
"Na gut", sagte er nach einer Weile in einem genervten Unterton, "habt ihr denn ein Auto?"
Er warf Duncan einen demonstrativen Blick zu.
Ich zupfte an meinem Ärmel.
"Naja ... Ich dachte wir könnten vielleicht apparieren?"
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The dark Lady
FanfictionSequel zu: She who can not be named ❥︎ Für Sam hat sich Alles geändert. Denn nicht nur scheinen die Beziehungen zu ihren Mitschülern völlig neue Wege einzuschlagen, sondern auch ihre eigenen moralischen Vorstellungen und Ziele erscheinen nun merkwür...