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Ein schriller Pfiff hallte über das Gleis und kündigte die Abfahrt des Hogwartsexpresses an. Sofort griff ich nach meinem Koffer, verabschiedete mich hastig von Jenny und eilte zu dem bereits gefüllten Zug herüber.
Heute morgen hatte ich meine letzte Lektion in Okklumentik fürs Erste gehabt, weshalb wir beinahe zu spät gekommen wären.
Ich wuchtete mein Gepäcksstück mitsamt meinem Kniesel Eris in den Gang hinein.
Den Vorfall mit dem Dementor hatte ich meiner Tante gegenüber nicht erwähnt und Dylan hatte das offensichtlich auch nicht, denn sonst hätte sie mich darauf angesprochen. Wahrscheinlich war Dylan zu überfordert mit der Situation gewesen oder hatte sich unserer Heimleiterin gegenüber einfach nicht die Blöße geben wollen.
Bei mir war es ähnlich. Ich wusste nicht genau, wie ich das ganze einordnen sollte. Ein Dementor außerhalb von Asksbsn erschien mir ungewöhnlich, doch ich hatte das Gefühl, dass ich mich Jenny gegenüber blsmieren würde, wenn ich ihr davon erzählte. 'Ja', würde sie vielleicht sagen, 'und jetzt? Ich habe da nichts mit zu tun.'
Oder was, wenn es gängig war, dass Dementoren ab und zu auf Missionen wie der, Sirius Black zu schnappen, auch einmal woanders unterwegs waren?
So oder so würde Jenny mir nicht großartig weiterhelfen, also warum sollte ich ihr davon schon erzählen?
Ich zog mein Gepäck durch den Gang und suchte in den Abteilen nach bekannten Gesichtern.
Ich hatte nicht wirklich das Bedürfnis gehabt, mit ihr darüber zu reden.
Nach einiger Zeit fiel mir auf, dass immer mehr Schüler mich aus ihren Abteilen her anstarrten und sogar auf mich zeigten. Ich wich dem Blick einer Siebtklässlerin aus. Was wollten die alle von mir? War es wegen des Trimagischen Turniers letzten Jahres? Mir lief ein Schauder über den Rücken, als ich es realisierte. Sie wollten wissen, was in jener Nacht geschehen war.
Ob Harry Recht hatte.
Ich beschleunigte meine Schritte, als sich vor mir eine Abteiltür öffnete. Vor mir stand ein Junge, der höchstens ein Drittklässler sein konnte und sah mit zusammengekniffenen Augenbrauen zu mir hoch. "Du bist doch Sam Pears", stellte er mit einem fragenden Unterton fest.
Ich hob eine Augenbraue und bemühte mich um eine kalte Maske. "Offensichtlich."
Ein aufgeregtes Grinsen breitete sich auf dem Gesicht des Jungen aus. "Cool. Warum bist du nach dem Turnier so früh-"
"Hey, Sam!", unterbrach ihn Philly, die ihren Kopf aus dem selben Abteil steckte, aus dem er gerade gekommen war, "wie geht es dir?"
Der Junge sah erst zu ihr, dann zu mir. "Ihr kennt euch?", wollte er erstaunt wissen.
"Ja, natürlich, sie hat in den Ferien in meinem Zimmer geschlafen! Und letzten Sommer waren wir zusammen bei der Quidditch-Weltmeisterschaft!", erzählte Philly strahlend.
Reserviert verfolgte ich das Geschehen. Weitere Zweitklässler hatten ihre Köpfe aus dem Abteil gesteckt, lauschten staunend Philly's Erzählungen und beobachteten mich immer wieder neugierig.
Nervös zupfte ich an meinem linken Ärmel herum.
"Und das mit du-weißt-schon-wem? Stimmt das?", fragte ein Junge.
"Nein, ist er nicht", verkündete die Rothaarige, "aber Sam musste gegen starke Illusionen an-" "Philly?", unterbrach ich ihre Erzählungen mit einem falschen Lächeln, "kannst du mir sagen, wo Zack ist? Ich möchte nicht die ganze Fahrt lang im Gang stehen."
"Oh", machte Philly und hielt in ihren Erzählungen inne, "gleich da drüben."
Sie deutete auf ein Abteil schräg gegenüber.
"Daaanke", sagte ich langgezogen und schleppte meinen Koffer herüber.
Ich spürte die interessierten Blicke der Slytherins noch in meinem Rücken, bis ich die Tür hinter mir zugeschlagen hatte.
Vor mir saßen Zack, Terry, Michael und Marge, die mich alle überrascht ansahen.
"Sam! Du bist spät", stellte Zack fest.
Ich zuckte mit den Schultern und ließ mein Gepäck in die Ablage schweben. "Ich bin von deiner Schwester und ihren Freunden aufgehalten worden."
Zack runzelte die Stirn. "Von Phil?"
"Ja, sie hat davon erzählt, wie gut die doch mit mir befreundet ist."
Ich ließ mich auf den Platz neben Marge fallen. Eris sprang direkt auf die Sitzfläche zwischen uns.
Die Hufflepuff kicherte. "Und, hast du ihnen eure Freundschaft demonstriert?"
Ich warf ihr einen finsteren Blick zu. "Nein."
"Du kannst Ihnen ja mal unsere Freundschaft demonstrieren", grinste Terry.
"Wenn du die ganzen Trottel von mir fernhältst, die mich angaffen", erwiederte ich schulterzuckend, "wo ist eigentlich Anthony?"
Terry und Michael tauschten einen vielsagenden Blick aus.
"Anthony ist Vertrauensschüler. Zusammen mit Padma", erklärte Zack mit grimmigem Gesicht.
"Und Zick-Zack ist neidisch, weil er Vertrauensschüler werden wollte", ergänzte Michael. Zack verschränkte die Arme. "Vertrauensschüler wäre mir eh zu anstrengend gewesen. Und nenn' mich nicht so!"
Terry und Michael verfielen in Gekicher und tauschten immer wieder bedeutungsvolle Blicke aus.
Marge lehnte sich zurück und kraulen Eris hinter den Ohren.
"Vertrauensschüler!", rief sie verächtlich, "Zack, du bist schon Streber genug, da musst du nicht auch noch Lehrerliebling sein!"
"Ja, ja", erwiederte Angesprochener grimmug und zog ein Buch aus seiner Tasche hervor. Theorie magischer Verteidigung. Das neue Lehrbuch für Verteidigung gegen die dunklen Künste.
Nach einer Weile legte er es wieder beiseite. "Diese Bücher taugen nichts", stellte er nüchtern fest.
Michael hob eine Augenbraue. "Schlimmer als die von Lockhardt können sie ja nicht sein."
Zack feixte. "Ich könnte dir nicht sagen, welches von beiden besser wäre."
"Zeig mal her", sagte Marge und langte nach dem Buch, um hineinzusehen.
Kaum hatte sie sich die erste Seite angesehen, gab sie es ihm unter Würgegeräuschen zurück.
"Was ist das denn?", fragte sie angeekelt, "das ist ja schlimmer als Binn's Gerede!"
Zack nickte bestätigend. "Nach einiger Zeit kommt man rein, aber das ist echt staubtrocken. Ich hoffe, wir arbeiten nicht so viel mit dem Buch."
"Okay Leute, ihr wisst, wenn selbst Zack das sagt, ist es ernst", erklärte Terry mit erhobenem Zeigefinger.
"Nein, nein- ich will es gar nicht erst sehen", rief er, als Zack ihm das Buch vorhalten wollte, "pack das Ding weg!"
"Wenn unser Lehrer genauso wie das Buch drauf ist, geh ich mich begraben", meinte Marge, während Zack jenes wieder in seinen Koffer stopfte.
"Ich schlage vor, dass wir nicht dich, sondern den Lehrer begraben", erwiederte Michael.
"Wer wird begraben?", ertönte eine Stimme von der Abteiltür her, woraufhin wir uns alle zu Anthony umwandten. Auf seiner Brust prangte ein blau-bronzenes Abzeichen.
Hinter ihm lugte Padma hervor. "Hallo, allerseits!", grinste sie, bevor sie sich davonmachte.
Anthony schob die Abteiltür hinter sich zu und ließ sich auf einen leeren Platz fallen.
"Ratet mal, wer die Vertrauensschüler von Slytherin sind."
"Crabbe und Goyle!", rief Terry sofort und kassierte einige Lacher.
"Malfoy und Parkinson", berichtigte Anthony, woraufhin die Stimmung augenblicklich fiel. "Warum nimmt Dumbledore denn die Schlimmsten von allen?", fragte Marge angewidert.
"Naja, Malfoy ist an sich ja ein guter Schüler", überlegte Anthony, woraufhin er ordentlich ungläubige Blicke kassierte, "-ich meine, er schreibt gute Noten und ist unter seinen Hausgenossen ziemlich beliebt. Aber aus Parkinson werde ich nicht ganz schlau. Die ist hichgradig dämlich und gehässig."
"Wie alle Slytherins", fand Marge.
"Hey, meine Schwester ist auch in Slytherin", empörte sich Zack.
"Hast du sie nicht letztens selber aus launisch bezeichnet?", fragte ich.
"Wer sind eigentlich die anderen Vertrauensschüler?", wollte Michael wissen.
Erleichtert, von dem Slytherin-Thema wegzukommen, ging Anthony auf die Frage ein. "Die von Hufflepuff sind Hannah Abbott und Ernie Macmillan, und in Gryffindor sind es Hermine Granger und Ron Weasley."
"Weasley?", hakte Zack nach, "ich hätte echt gedacht, dass es Potter sein würde."
"Weasley scheint nicht gerade zuverlässig", stimmte Anthony ihm zu, "Potter ist ... anständiger."
"Naja, viele sind der Meinung, dass Potter durchgeknallt ist", überlegte Terry, "vielleicht hat Dumbledore ihn deshalb nicht ausgewählt."
"Aber Dumbledore glaubt ihm doch", entgegnete Michael.
"Dumbledore ist selber durchgeknallt genug, um Potter zu glauben. Habt ihr das mit seiner Stirnnarbe gehört?", fragte Terry.
"Ginny sagt, dass Potter vollkommen in Ordnung ist", entgegnete Michael, "sie meint, das Ministerium habe Angst, dass wirklich etwas nicht stimmen könnte. Ob es die Wiederauferstehung von ihr-wisst-schon-wem ist oder einfach nur die Wiederversammlung an Todessern- es ist schon auffällig, dass nichts darüber im Tagespropheten zu finden ist. Da stand noch nicht einmal etwas über Diggorys Tod."
"Irgendetwas muss damals im Labyrinth geschehen sein", überlegte Zack.
Auf einmal lagen alle Augen auf mir.
Plötzlich war ich mir dem dunklen Mal auf meinem Arm deutlich bewusst. Ich musste mich daran hindern, meinen Ärmel zurechtzurücken.
Ich konnte es ihnen nicht sagen- ich konnte ihnen gar nichts sagen.
Wenn ich Harrys Behauptung bestätigen würde, würde ich entweder ebenfalls als verrückt bezeichnet werden, oder meine Verbindung zu dem dunklen Lord würde herauskommen- und wenn ich das ganze leugnete, wäre die Zaubererwelt unvorbereitet und hätte keine Chance gegen ihn.
Doch ich konnte nichts sagen. Dafür hatte ich zu viel Angst.
"Ich ziehe mich schonmal um", murmelte ich, schappte mir meine neue Uniform und rauschte aus dem Abteil heraus.
Die anderen sahen mir stumm hinterher.

Für die restliche Fahrt hatte ich meinen Discman ausgepackt und starrte mit voll aufgedrehter Lautstärke aus dem Fenster.
Sollte mich jetzt jemand ansprechen, würde ich nichts davon mitbekommen.
Als wir in Hogsmeade ankamen, waren die Songs von AC/DC und Guns n' Roses von Störgeräuschen untermauert und erst da widmete ich meiner Umgebung wieder meine Aufmerksamkeit.
Schweigend strich ich meinen Umhang glatt und ließ meine Umhangärmel hinabfallen.
Manch einen hätte ihre Länge genervt, doch ich war froh, dass sie das Mal auf meinem Unterarm versteckten.
Eris sprang auf meine Schulter und drückte sich schurrend an mich und automatisch fühlte ich mich besser.
Angeführt von Anthony, der die Erstklässler beaufsichtigen musste, verließen wir das Abteil. Marge, die neben mir lief, strich über Eris Kopf.
Sie warf mir einen forschen Blick zu, dem ich auswich, sagte jedoch nichts weiter.
Ich folgte der Schülermasse aus dem Zug heraus, wobei ich darauf achtete, nirgendwo mit meinem Unterarm gegenzustoßen.
Marge sah sich suchend um und runzelte die Stirn. "Wo ist Hagrid?"
Ich folgte ihrem Blick und stellte fest, dass nicht wie jedes Jahr der Wildhüter, sondern Professor Raue-Pritsche die Erstklässler um sich versammelte.
Vor uns fing Hermine einen der Neuzugänge  ein und führte ihn zu der Lehrerin.
Ich winkte ihr zu, was sie mit einem Lächeln erwiederte.
"Hat er dir nicht geschrieben?", hakte ich nach.
"Nee", erwiederte Marge, "vielleicht ist er ja kurzfristig krank geworden ... obwohl das gar nicht zu ihm passt."
"Hm", machte ich, dann verfielen wir wieder in Schweigen.
Zack tauchte zwischen uns auf und legte die Arme über unsere Schultern.
Eris sprang demonstrativ von mir herunter und verschwand im Wald. So wie es aussah, hatte der Kniesel keine Lust auf eine Kutschfahrt. Oder auf Zack.
Schmollend sah der Ravenclaw dem Kater hinterher. "Warum rennt er weg?"
Marge seufzte. "Du bist sicherlich nicht viel besser im Umgang mit Tieren wie mit Pflanzen. Arme Eden."
"Du hast ja keine Ahnung. Eden ist die glücklichste-"
Zack stockte in seiner Erzählung, als ich abprubt stehen blieb. Verwirrt drehte er sich zu mir um. "Sam? Was ist los?"
Doch ich starrte nur die Kreaturen an, die vor uns standen. An die Kutschen, die sonst immer von selbst fuhren- waren eine Art Pferde gespannt, mehr Skelett als Tier, mit drachenartigen Köpfen und schwarzen, ledrigen Fledermausflügeln. Ihre Augen waren komplett weiß und es sah aus, als blickten sie ins Leere.
Ich hatte noch nie solch gruselige Tiere gesehen und das wollte was heißen, nachdem ich vor knapp einem Monat einem Dementor begegnet war.
"Was ist das?", wollte ich wie erstarrt wissen. Seit wann wurden die Kutschen nach Hogwarts von- Skelettpferden gezogen? Ich zeigte auf eines der Pferde.
Marge zog die Augenbrauen zusammen.
"Du siehst sie?"
Verwirrt sah ich sie an. Jetzt, wo ich mich umsah, war ich wohl die einzige, die die hässlichen Kreaturen bemerkt hatte, denn alle anderen beachteten sie gar nicht.
Ich schluckte. "Ihr nicht?"
Marge schüttelte langsam den Kopf, während Zack verwirrt zwischen uns hin und hersahen.
"Das sind Thestrale", erklärte sie, "Hagrid hat sie gezüchtet, damit sie die Kutschen ziehen. Nur ganz wenige können sie sehen."
Mit gerunzelter Stirn musterte ich eines der magischen Pferde. "Aha. Und warum kann ich sie auf einmal sehen?"
Marge und Zack, der zu wissen schien, was Thestrale waren, tauschten einen Blick.
"Wer weiß", sagte Zack schließlich, "aber lasst uns endlich einsteigen, gleich sind die Kutschen abgefahren."
Marge nickte und eilte mit ihm voran.
Ich warf einen letzten Blick auf einen der Thestrale, dann folgte ich meinen Freunden.

***

Guten Morgen!
Freunde, ich hab Bock, weiterzuschreiben. Wie ich letztens ja gesagt hab, bin ich ein bisschen steckengeblieben, bei Kapitel 8, aber ich denke, ich setze mich mal ein bisschen dran.

Also, euch ne schöne Woche und bis nächstes Mal,
-Absolina <3

The dark LadyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt