Ich fand mich am Rande eines dunklen Grundstücks wieder, die Wange im kalten Schlamm vergraben.
Über mir schossen immer noch Flüche umher, die Todesser und Ordensmitglieder sich gegenseitig aufeinanderhetzten, doch ich konnte nicht ausmachen, ob Potter noch unter ihnen war.
Bei dem Anblick der Lichtblitze wurde mir schwindelig und ich wandte mich wieder der nassen Erde unter mir zu.
Schwerfällig schob ich die Hände unter meinen Körper und versuchte mich hochzustemmen, doch meine Arme gaben unter mir nach.
Auf einmal landete ein Paar Stiefel neben mir im Gras und jemand beugte sich zu mir herunter.
Ich wältzte mich auf die Seite und blickte in die silberne Maske eines Todessers.
"Geht es dir gut?", fragte er mit blecherner Stimme, die ich jedoch sofort erkannte.
Draco warf seine Maske in den Schlamm neben sich und griff unter meine Arme, um mich hochzuhieven.
"Lass das", protestierte ich, ertappte mich allerdings dabei, wie ich mich an ihn lehnte, als ich wieder auf zwei Beinen stand.
Meine Glieder fühlten sich immer noch an wie Wackelpudding.
Mir war schlecht.
Draco fuhr mir über die Schläfe und ich glaubte erst, dass er den Schlamm aus meinem Gesicht entfernte, bevor ich rotes Blut daran glänzen sah.
"Komm. Hier her."
Draco geleitete mich zwei Schritte weiter und hatte plötzlich einen Besen in der Hand, auf den er mich bugsierte.
Im nächsten Moment schlang er von hinten seine Arme um mich und hob ab.
Kaum hatten wir einige Meter an Höhe erreicht, pfiff schon der Wind um meine Ohren und ich kniff die Augen vor der Reizüberflutung zusammen.
"Ich hab meinen Besen verloren", fiel mir nach einiger Zeit ein und ich sah mich hektisch um, als würde ich meinen Nimbus in der umgebenden Luft finden.
Draco zog mich fester an sich.
"Ich kaufe dir einen Neuen."
Wir verfielen wieder in Schweigen und ich lehnte mich in einer Mischung aus Behagen und ab und zu aufkommendem Schwindel an ihn.
Ich hatte lange nicht mehr jemandem gegenüber Schwäche gezeigt.
Aber mein Kopf schien sich um sich selbst zu drehen und wollte nicht wirklich funktionieren und so ließ ich mich von der Körperwärme und dem beruhigenden Geruch Dracos einlullen.Das Erste das mir auffiel, als ich wieder zu mir kam, war, dass mein Kopf sich anfühlte, als wäre ein Lkw darüber gefahren.
Das Zweite war, dass ich in einem Bett lag. Einem, das nicht mir selbst gehörte.
Ich strampelte mich schwerfällig aus der verlockend kuscheligen Decke und stellte zufrieden fest, dass ich genug Kraft zurückgewonnen hatte, um mich aufzusetzen.
Blinzelnd sah ich mich um, während ich mich an die Ereignisse letzter Nacht zurückerinnerte.
Draco hatte mich gerettet und offensichtlich in sein Zimmer gebracht.
Er hatte mich öfter in meinen Gemächern besucht als ich ihn in den seinen, aber ich erkannte die Einrichtung wieder, die auch ohne dass ich schon einmal hier gewesen sein musste, auf den jüngsten Malfoy hindeutete.
Ein Slytherin-Wandteppich über dem Kamin. Ein mit Schulbüchern vollgestopftes Regal. Eine Sammlung an Quidditch-Pokalen. Gruppenbilder von ihm und seinen Freunden.
Ich ertappte mich dabei, wie ich zu einem der Bilder herüberlief und in Parkinsons Gesicht starrte, das mich angrinste, während sie dem vierzehnjährigen Draco Hasenöhrchen an den Hinterkopf hielt.
Der Malfoy wirbelte herum und schlug grinsend ihre Hand weg, bevor sich die Szene erneut abspielte.
Ich konnte meinen Blick nicht von dem Bild lösen, von den glücklichen Gesichtern der Beiden, dem kurzen Moment, in dem sich ihre Hände berührten.
Je länger ich mir diese Details ansah, desto stärker wurde das merkwürdige Gefühl in meinem Bauch, dass-
"Oh. Du bist schon wach?"
Ich wirbelte herum und bereute es im nächsten Moment.
Kaum stand ich mit dem Rücken zur Wand, fühlte es sich an, als würde mein Gehirn sich einmal um sich selbst drehen, während schwarze Punkte vor meinen Augen hochtanzten.
Als ich nach einigen Sekunden wieder zu mir kam, stand Draco vor mir, in der einen Hand eine Tasse Kaffe, in der Anderen ein Teller mit Sandwiches.
"Geh zurück ins Bett Sam."
Er stellte das Essen beiseite und machte Anstalten mich zurück zum Bett zu führen, doch ich wich ihm aus.
"Was ist passiert? Haben wir Potter?"
Draco runzelte die Stirn und sein Blick verfinsterte sich. "Das ist jetzt nicht-"
Ich zog die Augenbrauen zusammen.
"Also nicht."
Verdammt. Ich hatte versagt. Zwar nicht alleine, doch ich war bewusstlos geworden und hatte wahrscheinlich auch noch die Standpauke des dunklen Lords danach verpasst.
Nicht dass ich mich darum riss, bei einem seiner Wutausbrüche dabei zu sein- wahrscheinlich hätte ich mir auch noch eine Portion Folter eingehandelt- aber es war ihm sicher aufgefallen, dass ich nicht anwesend gewesen war. Was mir wahrscheinlich nicht gerade Pluspunkte bei ihm eingebracht hatte.
"Wie lange hab ich geschlafen?", fragte ich, während ich zu einem Spiegel herüber lief und meinen Zopf neu flocht.
Ich sah wirklich nicht gut aus- meine Stirn war genäht worden und meine Haut war fahl und verschwitzt.
Malfoy zögerte. Ich drehte mich zu ihm um. "Wie lange habe ich geschlafen?"
"Ähm- an die sieben Stunden?"
"Sieben!?"
Ich eilte zu der Tür und machte Anstalten den Raum zu verlassen.
Wenn ich mich jetzt nicht langsam blicken ließ-
"Sam, du musst dich ausruhen!"
"Keine Zeit! Schlafen kann ich wenn ich tot bin!"
Malfoy rief mir noch etwas hinterher, doch ich hatte bereits die Tür hinter mir geschlossen und eilte den Gang hinunter.Ich hob die Hand und betätigte die Klingel, die unter dem Namen "Diggel" stand. Das Metall fühlte sich kalt an unter meinem Finger.
Ein letztes Mal drehte ich mich zu der kleinen Gruppe an Todessern hinter mir um und nickte Allen zu.
Wir zückten unsere Zauberstäbe.
Gespanntes Schweigen erfüllte die Atmosphäre. Jeder war bereit für das, was gleich kommen würde.
Nach einigen Augenblicken öffnete sich schließlich die Tür und ich blickte einem Mann entgegen, der gerade eine Brille hervorkramte und sie sich verschlafen aufsetzte.
Blinzelnd musterte er mein Gesicht, ließ den Blick weiterfahren zu meinem Umhang und über meine Schulter.
Man konnte genau den Moment erkennen, in dem er erkannte, was das für Masken waren, die ihm entgegenblickten. Was es bedeuten musste, dass sie hier waren.
Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.
Während wir hier standen, fielen der dunkle Lord und seine Todesser in das Ministerium ein, um den Zaubereiminister umzubringen und die Macht an sich zu reißen.
Und uns war die Aufgabe zugeteilt worden, die, die uns ein Dorn im Auge sein würden, ruhig zu stellen.
"Guten Abend, Mr Diggel", grüßte ich den Mann in gespielt gut gelauntem Ton, während der Zauberer schon nach hinten stolperte und zurück in sein Haus floh.
Ich beobachtete ihn einen Moment dabei wie er gegen eine Kommode stieß, bevor ich der Gruppe hinter mir mit einem Handzeichen das Signal zum Starten gab.
"Bringt mir alles was ihr finden könnt, Dokumente, Waffen, Wertgegenstände, alles was wichtig aussieht! Ich will abliefern heute!"
Die Todesser strömten vorfreudig an mir vorbei in den Flur, verteilten sich die Treppe rauf und in die angrenzenden Räume.
Ich blieb derweil bei Mister Diggel, der sich die Treppe hochstürzte.
"Haben Sie oben was vergessen, Mister Diggel?"
Ich trat einen Schritt vor und schloss dir Tür hinter mir.
Der Zauberer kroch eine weitere Stufe hinauf, bevor ich ihm einen Zauber verpasste, der ihn wieder in den Flur fallen ließ.
Ich baute mich über Diggel auf und blickte ihm in die schreckgeweiteten Augen.
"Vergessen sie Ihren Zauberstab", zischte ich, "sie haben innerhalb der nächsten sechzig Sekunden das Haus verlassen oder sie bleiben hier liegen und krümmen sich wie ein kleiner Käfer vor Schmerzen."
Ich schnippte einmal mit dem Zauberstab, um das Gesagte zu unterstreichen.
Der starrte schluckend die Zauberstabspitze an, die über ihm schwebte, bevor er den Blick wieder zu mir wandern ließ.
Dann rappelte er sich auf, zögerte kurz in der Angst, dass ich ihn vielleicht überrumpelte und stürmte aus der Haustür heraus.
Ich versenkte den Zauberstab seufzend in der Tasche und trat zu der Kommode herüber, über die Diggel gestolpert war.
Einer der Todesser kam die Treppe herunter und legte den Kopf schief.
"Wo ist Diggel?"
Ich zuckte die Schultern.
"Entkommen."
Ich konnte den Gesichtsausdruck des Todessers hinter seiner Maske nicht erahnen, doch nach einem kurzen Moment des Zögerns stieg er die letzten Stufen herab und drückte mir einen Stapel an Pergamentrollen in die Arme.
Ich verstaute diese in einem ausdehnbarem Koffer und legte zwei Notizbücher sowie einen Stapel Briefe dazu, die ich gefunden hatte.
Nach etwa einer halben Stunde hatten sich alle Todesser wieder in dem Eingangsbereich des Hauses eingefunden, die Taschen gefüllt mit Allem was nicht Niet und Nagel fest war.
Wir verließen geschlossen das Haus und wandten uns ihm in sicherer Entfernung wieder zu.
Die Tür stand noch offen.
In wenigen Minuten wäre es eh egal, ob sie geöffnet oder geschlossen gewesen war.
Ich zückte meinen Zauberstab und zielte auf das Haus.
Eine nervöse Vorfreude stieg in mir auf.
Ich hatte nie etwas Größeres angezündet als ein Kaminfeuer und das hier fühlte sich aufregend verboten an.
"Incendio maxima"
Im ersten Moment schien nichts zu passieren.
Einer der Todesser gab ein spöttisches Kichern von sich, das mich wohl aus dem Konzept bringen sollte.
Im nächsten Moment jedoch leuchtete es im Inneren des Hauses hell auf und nach etwa einer Minute barst das erste Fenster.
Meterhohe Flammen züngelten aus der Öffnung, verschlangen das Mauerwerk, erhellten die Nacht in leuchtendem Orange.
Der Todesser, der mich vorhin ausgelacht hatte, war verstummt, während eine andere Todesserin sich ein Jubeln nicht verkneifen konnte.
Zwei weitere Fenster barsten und ließen weitere Flammen aus dem Haus ausbrechen.
Als die ersten Alarmsirenen in der Ferne ertönten, tobten die Flammen bereits um eine verkohlte Ruine.***
Soooo, ich bins mal wieder. Das heutige Kapitel ist nicht so lang, aber ich hoffe es gefällt euch trotzdem :))).
Ich hab bald Klausurenphase, deshalb werde ich wahrscheinlich nicht viel zum Schreiben kommen... nicht dass ich das so schon nicht tue.Ich wünsche euch allen ein schönes Wochenende!
LG
-Absolina
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The dark Lady
FanfictionSequel zu: She who can not be named ❥︎ Für Sam hat sich Alles geändert. Denn nicht nur scheinen die Beziehungen zu ihren Mitschülern völlig neue Wege einzuschlagen, sondern auch ihre eigenen moralischen Vorstellungen und Ziele erscheinen nun merkwür...