Glücklicherweise schaffte ich es, noch rechtzeitig im Unterricht anzukommen. Außer Atem lief ich durch die Tür und drängte mich an meinen Mitschülern vorbei, die sich gerade setzten.
Umbridge musterte mich wachsam, während ich auf den Platz zuhielt, den Zack für mich reserviert hatte.
Blöderweise war der direkt vor dem Pult, direkt unter Professor Umbridges Krötenaugen.
Sobald sich alle gesetzt hatten, stand die neue Lehrerin auf, um mit dem Unterricht zu beginnen.
"Guten Tag, Klasse!", sagte sie in ihrer Piepsstimme.
Murmelnd erwiederten die Schüler den Gruß.
"Nein, das reicht aber doch nicht. Wenn ich 'Guten Tag' sage, antworten sie ebenfalls deutlich mit 'Guten Tag, Professor Umbridge. Guten Tag, Klasse!"
"Guten Tag, Professor Umbridge", erwiederten wir einstimmig.
"Nun denn", sagte die Lehrerin, "ich erwarte, dass sie meinem Unterricht konzentriert beiwohnen und pünktlich kommen." Sie warf mir einen vielsagenden Blick zu.
"Zauberstäbe weg und Federn raus, bitte."
Zack und ich tauschten einen Blick. Wir waren jetzt schon von ihrem herrischen Ton genervt.
Der Rest der Klasse schien ebenfalls unzufrieden zu sein, wenn auch die Ravenclaws diszipliniert ihre Zauberstäbe verstauten.
Umbridge ließ selbstzufrieden ihren Blick über uns wandern, bevor sie mit dem Zauberstab auf die Tafel tippte, woraufhin sich dort Wörter bildeten.Verteidigung gegen die dunklen Künste
Eine Rückkehr zu den Grundprinzipien"Nun, ich fürchte, sie sind zurzeit weit unter dem Niveau, das wir in ihrem ZAG-Jahr voraussetzen würden", erklärte sie, "der ständige Wechsel an Lehrern, die sich alle nicht an den vom Ministerium anerkannten Lehrplan gehalten haben.
Sie werden sich jedoch freuen zu erfahren, dass diese Probleme nun behoben werden sollen. Wir werden in diesem Jahr einen sorgfältig strukturierten, theoriezentrierten, vom Ministerium anerkannten Kurs durchführen. Schreiben Sie bitte Folgendes ab."
Ich tauschte einen Blick mit Zack, während die Lehrerin wieder auf die Tafel tippte.
Theoriezentriert.
Wir widmeten unsere Aufmerksamkeit wieder der Tafel.1. Verständnis der Grundprinzipien
defensiver Magie2. Erkennen von Situationen, in denen defensive Magie auf rechtlicher Grundlage eingesetzt werden kann.
3. Den Gebrauch defensiver Magie in einen Zusammenhang mit praktischem Nutzen stellen.
"Besitzen alle ein Exemplar der Theorie magischer Verteidigung von Wilbert Slinkhard?"
Einige Schüler in der Klasse murmelten zustimmend und ich zog mein Buch aus der Tasche heraus.
Mit einem dumpfen Aufprall landete es direkt vor Umbridges Nase.
Die Lehrerin lächelte süßlich.
"Ach bitte", sagte sie, "ich glaube, sie haben nicht verstanden. Wenn ich ihnen eine Frage stelle, erwarte ich, dass sie laut und deutlich mit 'Ja, Professor Umbridge' oder 'Nein, Professor Umbridge' " antworten.
Nochmal: besitzen sie alle ein Exemplar der Theorie magischer Verteidigung von Wilbert Slinkhard?"
"Ja, Professor Umbridge", sagte die Klasse einstimmig.
"Gut, dann bitte ich Sie, nun das erste Kapitel mit den Kurszielen zu lesen."
Genervt schlug ich das Buch auf und beugte mich über die mir vorliegende Seite. Ich hatte jetzt schon keine Lust mehr.
Der Text war total dröge und ich musste mich voll darauf konzentrieren, um ihn zu verstehen.
Nach einigen Minuten blätterte ich die Seite um und machte mich daran, den nächsten Abschnitt zu lesen.
Ab und zu machte ich mir Randnotizen, um das wichtigste herauszufiltern.
Nach einiger Zeit hob Zack die Hand.
Umbridge, die sie direkt vor dem Gesicht hatte, lächelte süßlich. "Ja, Mr...?"
"Zack Odair", antwortete Zack, "ich habe noch eine Frage bezüglich der Kursziele. Und zwar-"
"Zu den Kurszielen steht alles im Text. Lesen sie ihn, dann dürfte ihre Frage beantwortet sein", unterbrach ihn die Lehrerin.
"Aber-" "In meinen Unterricht wird sich gemeldet, wenn man etwas sagen will, Mr Odair."
Die anderen Schüler hatten inzwischen ihre Blicke gehoben und folgten dem Gespräch.
Zack reckte den Arm in die Luft und sah Umbridge mit hochgezogener Augenbraue an.
"Ja, Mr Odair?"
"Ich habe das erste Kapitel bereits gelesen und habe immer noch keine Antwort", sagte Zack.
"Dann lesen Sie es noch einmal sorgfältiger", erwiederte Umbridge mit ihrer Kleinmädchenstimme.
Zack meldete sich erneut.
Umbridge trug immer noch ihr falsches Lächeln und musterte Zack mitleidig. "Würden sie es nicht für besser halten, sich nun wieder ihrem Buch zu widmen?"
"Nein, Professor Umbridge", antwortete Zack geduldig, weiterhin die Hand in der Luft.
Umbridge legte den Kopf schief. "Ja. Mr Odair?"
"In unseren ZAGs wird auch die praktische Anwendung von Defensivzaubern abgefragt. Bei den Kurszielen steht aber nichts davon", sagte Zack.
"Oh, Mr Odair, das ist nicht nötig", säuselte Umbridge, "durch die intensive Auseinandersetzung in der Theorie wird es ihnen ein Leichtes sein, die Zauber auch in der Praxis anzuwenden."
Empörtes Gemurmel breitete sich in der Klasse aus und einige Schüler, darunter vor allem Ravenclaws, meldeten sich prompt.
"Ja, sie da. Miss..."
"Brocklehurst", sagte Mandy, "also wollen sie uns sagen, dass man einen Walzer tanzen kann, nachdem man sich nur ein Buch darüber durchgelesen hat?"
Umbridge lächelte. "Sie können Defensivzauber nicht mit einem Tanz vergleichen, Miss Brocklehurst."
Prompt meldete sich Padma.
"Ja?", fragte Umbridge, inzwischen etwas angesäuert.
"Padma Patil. Professor Flitwick hat mal gesagt, dass Zaubern und Tanzen sich gar nicht so sehr unter-"
"Miss Patil", fiel ihr Umbridge ins Wort, "mir ist egal, was Professor Flitwick gesagt hat. Das hier ist der vom Ministerium vorgegebene Lehrplan und ich bin die Lehrerin, nicht sie. Es ist nicht an ihnen, diese Kursziele zu hinterfragen."
"Aber wenn es keiner hinter-"
"RUHE!", schrie Umbridge und ließ mit gerötetem Gesicht ihren Blick über jeden einzelnen von uns wandern.
"Jetzt erst sehe ich, wie viel an Nachholbedarf es tatsächlich bei ihnen gibt. Ihnen fehlt es nicht nur an Wissen, sondern vor allem an Disziplin und Respekt.
Die Schüler meiner Klasse haben zu lernen und sich an meine Anweisungen zu halten. Noch irgendwelche Fragen?"
Die Klasse blieb stumm.
Unter dem Blick der neuen Lehrerin schien jeder zusammenzuschrumpfen.
"Fein", sagte Umbridge, "dann lesen sie jetzt das Kapitel zuende."
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The dark Lady
FanfictionSequel zu: She who can not be named ❥︎ Für Sam hat sich Alles geändert. Denn nicht nur scheinen die Beziehungen zu ihren Mitschülern völlig neue Wege einzuschlagen, sondern auch ihre eigenen moralischen Vorstellungen und Ziele erscheinen nun merkwür...