Im ersten Moment sah ich nur Staub.
Staub und Holzsplitter, die sich aus der Tür lösten, als diese gegen eine der Wände krachte und zersplitterte.
Hustend hielt ich mir den Ärmel vor den Mund, als aus der Staubwolke ein grüner Strahl schoss.
Im letzten Moment warf ich mich zur Seite, bevor mich der Fluch treffen konnte.
Der Staub lichtete sich langsam und ich erkannte zwei schwarze Silhouetten, die über die zerstörte Türschwelle traten.
Nein, keine Silhouetten- sie waren komplett in dunkle Umhänge gekleidet. Silberne Masken blitzten mir entgegen.
"Expelliarmus!", schrie Duncan aus meiner Nähe, doch einer der Todesser lenkte den Zauber geschickt ab.
Mir fiel wieder ein, dass Duncan ja nie bei der DA teilgenommen hatte.
Ich drückte mich an die Badezimmertür und zielte auf den hinteren Todesser.
"Stupor!"
Mein Opfer flog mit einem Krachen gegen eine Wand im Flur und sackte regungslos zu Boden.
Mein Triumph dauerte jedoch nicht lange an, da an seiner Stelle zwei weitere Todesser nachrückten.
"Duncan!", schrie ich und hechtete zu dem Achtzehnjährigen herüber.
Mühsam wehrte ich im Rennen einen Schockzauber ab und schaffte es irgendwie, Duncans Arm zu umklammern.
Die drei Todesser stellten sich jetzt rings um uns auf, während der vierte sich hinter ihnen wieder erhob.
Einer seiner Verbündeten musste den Zauber wieder aufgehoben haben.
"Expelliarmus!"
"Stupor!"
"Protego!"
Erneut wirkte ich einen Schutzzauber, um die Angriffe gegen uns abzuwehren, doch auf Dauer würde uns das nicht weiterhelfen.
Wir mussten irgendwie entkommen.
"Gib mir Rückendeckung", zischte ich Duncan zu, bevor ich mich wieder straffte.
"Expelliarmus!"
Der Todesser vor mir flog krachend in den hinter sich hinein, während sein Zauberstab in meine Richtung flog.
Ich war zu beschäftigt damit, mich gegen einen weiteren Angriff zu schützen, um ihn aufzufangen, doch es würde ihnen Zeit kosten, wieder an die Waffe heranzukommen.
Ich nahm mir den nächsten Zauberer vor, während Duncan "Protego horribilis!", schrie.
Ich schnellte vor und schaffte es, nacheinander zwei der Todesser bewegungsunfähig zu machen.
Den dritten sandte ich mit einem weiteren Schockzauber in den Schlaf, woraufhin wir an dem unbewaffneten Todesser vorbei aus dem Zimmer rauschten.
Im Vorbeigehen verpasste Duncan ihm einen gezielten Tritt in den Bauch, woraufhin der Todesser sich zusammenkrümmte.
Polternd stürmten wir die Holzstufen hinab, vorbei an dem Barmann, der sich verängstigt hinter seinen Tresen duckte und uns mit zitternder Stimme alle möglichen Beleidigungen hinterherrief.
"Ruf doch jemand die Polizei!", rief er in ein Hinterzimmer hinein, dann schlug hinter uns die Tür zu.
Gehetzt sahen wir uns in der still vor uns liegenden Straße um, dann griff Duncan nach meinem Handgelenk und zog mich in eine Gasse hinein.
"Ok", keuchte er, "ok. Zum Bahnhof."
Ich nickte und wollte mich gerade zum Gehen wenden, als mich auf einmal eine unnatürliche Kälte überkam.
Ich warf Duncan einen entsetzten Blick zu, bevor mich auch schon die Angst überkam.
Mit einem Mal fühlte es sich an, als würde das wenige Glück, das ich hatte, komplett aus mir herausgesogen werden und nur eine eisige, verbitterte Leere in mir hinterlassen.
All die Angst der letzten Tage, die Ungewissheit um Matthew, die Panik vor dem dunklen Lord und meiner Abstammung, drängte sich mit einem Mal in mir hoch, verließ den Käfig, in den ich sie mühsam gesperrt hatten.
Zitternd sah ich zu den Gestalten herüber, die vom Ende der Gasse her auf uns zugeschwebt kamen.
Zwei Dementoren, in schwarze Umhänge gehüllt, die bleichen Finger knochig und lang. Sie erinnerten mich an die des dunklen Lords.
Ein Schaudern überkam mich.
"Da sind sie!"
Irgendwo hinter uns, gefühlt Meilen weit weg von hier, ertönte die aufgebrachte Stimme eines Mannes.
Benommen starrte ich die Dementoren an und kramte nach einer Erinnerung an einen Zauber, der mir helfen würde-
Ich biss meine Zähne zusammen und hob meinen Zauberstab, zwang meine Gedanken um Klarheit.
"Expecto Patronum!"
Die Erinnerung, an die ich mich klammerte, wirkte im Angesicht der Dementoren erbärmlich.
Ich dachte daran, wie ich beim Quidditch auf dem Nimbus 2001 durch die Luft gerast war, zwang das Freiheitsgefühl und die Freude, die ich dabei verspürt hatte, in meine Brust.
Fliegen- die Art und Weise, wie Zack und ich in das Stadion gerettert waren- das Gefühl, dass ich gehabt hatte, als ich unser kleines Wettrennen gewonnen hatte und als ich nachher, Seite an Seite mit Malfoy dem Schnatz hinterhergejagt hatte.
Nun, im Angesicht der Angst, fiel es mir nicht allzu schwer, den damaligen Adrenalin-Kick in mir heraufzubeschwören und das damit verbundene Glücksgefühl in meine Gedanken zu zwingen.
Ich schloss die Augen und auf einmal schien die Erinnerung gar nicht mehr so armselig zu sein, wie anfangs gedacht.
"Expecto Patronum!"
Ich riss die Augen auf und sah dabei zu, wie silbriger Rauch aus meiner Zauberstabspitze schoss.
Ich glaubte, die Umrisse einer Gestalt darin ausmachen zu können, die auf die Dementoren zuschoss und sie deutlich zurückdrängte.
Die Angst in meiner Brust schwächte ab und, nun konzentrierter, wagte ich einen Blick zum anderen Ende der Gasse, das von einer Gruppe an Todessern versperrt wurde.
Im selben Moment schoss ein Zauber auf mich zu.
Ich riss den Zauberstab hoch, doch ich wusste, dass ich zu langsam war.
Der Zauber war zu schnell, zu nah-
Ich kniff die Augen zu, in Erwartung, jeden Moment mein Bewusstsein zu verlieren- dann schloss sich eine warme Hand um meinen rechten Unterarm.
Duncan disapparierte.
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The dark Lady
FanfictionSequel zu: She who can not be named ❥︎ Für Sam hat sich Alles geändert. Denn nicht nur scheinen die Beziehungen zu ihren Mitschülern völlig neue Wege einzuschlagen, sondern auch ihre eigenen moralischen Vorstellungen und Ziele erscheinen nun merkwür...