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"Wo warst du so lange?", wollte Marge wissen, als ich wieder das Abteil betrat.
Ich zuckte die Schultern. "Die Toilette war besetzt, ich musste warten."
Ich ließ mich auf einem Platz zwischen Zack und Mandy nieder, die in meiner Abwesenheit wohl dazugestoßen sein musste. Mir gegenüber saß Sue Li, die mir ein aufmunterndes Lächeln schenkte.
"Wir sprechen gerade über unsere Ferienpläne. Was machst du so im Sommer?"
Ich erwiederte ihr Lächeln, froh, dass es nicht mehr um die Rückkehr des Dunklen Lords ging. "Ich besuche meine Freundin für ne Woche, zusammen mit einem anderen Freund aus dem Waisenheim", erklärte ich wahrheitsgemäß. Lea hatte Dylan und mich eingeladen, gegen Ende der Ferien mit ihr Yorkshire unsicher zu machen.
Den Rest der Zeit würde ich im Waisenheim verbringen, mit Dylan im Wald, aber vor allem zusammen mit Matthew. Ich hatte das Buch über schwarzmagische Heilmethoden immer noch nicht gefahrlos öffnen können, daher würde ich viel Zeit damit verbringen, die Schutzzauber über dem Buch zu lösen.
Natürlich durfte ich außerhalb von Hogwarts nicht zaubern, daher müsste ich mir etwas einfallen lassen.
Vielleicht würde ich mit einem Zaubertrank oder mit Runen arbeiten können, ansonsten musste ich wohl oder übel Jenny nach Hilfe fragen. Jedenfalls würde ich ordentlich zu tun haben.
Sue Li fuhr ihr Gespräch mit Zack fort, während ich mich in meinem Sitz zurücklehnte. Aus dem Augenwinkel entdeckte ich Eris, der es sich auf Marges Schoß gemütlich gemacht hatte und mir einen trägen Blick schenkte.
Seit ich eine Todesserin war, schenkte er mir weniger Aufmerksamkeit als früher- resigniert strich ich mir eine Haarsträhne hinters Ohr und sah weg.
Kniesel durchschauten es sofort, wenn eine Person sich verstellte und auch wenn ich mich vor Eris nie verstellt hatte, schien er mein Verhalten trotzdem zu missbilligen. 
Als der Zug zum Stehen kam, kroch er jedoch brav in seinen Katzenkorb und ließ sich von mir aus dem Zug tragen.
Gemeinsam mit Marge trennte ich mich von meinen Freunden und wir hielten auf den Tropfenden Kessel zu.
"Wo wir eben dabei waren", brach ich die Stille zwischen uns, "was machst du in den Ferien?"
Marge feixte. "Nichts großartig Schönes, Süße. Jetzt, wo er wieder da ist ... Tja, ich kann nur hoffen, dass ich ihn nicht zu Gesicht bekomme."
Ich riss die Augen auf. "Wie meinst du das!? Wieso solltest du-"
Marge lachte freudlos auf.
"Was hast du erwartet. Mein Vater war schon immer ein Reinblutfanatiker. Vor allem seit meine Mutter ihn verlassen hat! Natürlich ist er ein Todesser!"
Ich sah betreten zu Boden, doch ein merkwürdiges Gefühl der Hoffnung durchströmte mich.
Wenn Marge zu ihm gerufen und wie ich dazu gezwungen wurde, ihm zu folgen- dann steckten wir in derselben Lage.
Vielleicht konnte ich mich ihr anvertrauen- nein.
Marge war nicht wie ich. Sie würde sich mit fliegenden Fäusten wehren, dem Dunklen Lord vor die Füße spucken, ungeachtet der Konsequenzen. Und mir auch, sobald sie von meinen Geheimnissen erfuhr.
Marge strich sich durch die Haare.
"Ich muss nur irgendwie die Ferien überleben, dann gehe ich nach Hogwarts und mache meine UTZ so gut wie es geht-"
Ungläubig riss ich die Augen auf. "Du machst dir Gedanken über deine UTZ!?"
"Natürlich!", schoss Marge zurück, "Denkst du, ich überlasse die Dinge jetzt dem Zufall!? Ich brauche einen möglichst guten Abschluss, damit ich irgendwo Fuß fassen und von meiner Familie wegkommen kann! Vielleicht finde ich meine Mom..."
Ich schluckte. "Verstehe... denkst du ... denkst du, ich könnte mitkommen?"
Ehe ich darüber hätte nachdenken können, hatte ich es schon ausgesprochen.
Marge runzelte die Stirn.
"Ich weiß nicht- wieso solltest du?"
"Ach- war nur ein Impuls", versuchte ich es herunterzuspielen. "Du hast Recht- ich habs nicht nötig."
Marge sah mich mit einem merkwürdigen Blick an.
"Sam ... wenn du mit mir abhauen willst ... also, ich hätte nichts dagegen, aber meine Situation wird nicht besser sein, als die auf Hogwarts. Bei Dumbledore seid ihr sicherer als sonst irgendwo und auch wenn die Lage sich verschärft, möchte ich, dass du und Zack zusammenhalten.
Ich werde wahrscheinlich verfolgt werden und ich möchte dich nicht in diese Gefahr bringen..."
Ich griff nach Marges Händen.
"Und was ist mit dir? Du wirst ganz auf dich allein gestellt sein."
Marge schüttelte den Kopf. "Mach dir da mal keine Sorgen drüber, es ist ja auch noch ein Jahr hin... jetzt muss ich nur aufpassen, dass ich nicht das Dunkle Mal aufgedrückt kriege ... Cara und Alan reißen sich bestimmt schon darum."
Sie zog eine Fratze.
Ich kicherte leise, während wir den Tropfenden Kessel betraten und die Stimmung wurde wieder etwas lockerer.
Das Lokal war von aufgelegten Familien gefüllt, die gerade ihre Kinder vom Hogwarts-Express abgeholt hatten und so mussten wir uns durch die bunte Menge kämpfen, um zum Kamin in der hinteren Ecke zu gelangen.
Eine Mutter mit ihrem Kind verschwand gerade in den grünen Flammen des Ofens.
Marge drängelte ums erfolgreich vor und umarmte mich zum Abschied.
"Schöne Ferien, Sam. Ich schreibe dir."
Mit einem Zwinkern löste sie sich von mir und warf eine Portion Flohpulver in die Flammen.
Ehe ich es mir versah, wurde ich mitsamt meines Gepäcks in den Kamin verfrachtet.
Ich bedachte Marge mit einem letzten empörten Blick.
"Waisenhaus Trefnant", sagte ich laut und deutlich, woraufhin ich schon durch den Kamin gezogen wurde.
Nach wenigen Augenblicken stand ich in dem kleinen verstaubten Kamin in Jennys Arbeitszimmer.
Jene drehte sich in ihrem Schreibtischstuhl zu mir um und faltete ihre Zeitung zusammen.
"Du bist früh", stellte sie fest, "es ist sogar noch hell. Komm", sie stand auf und nahm mir den Koffer aus der Hand.
"Das Abendessen hat gerade begonnen."
Sie geleitete mich aus dem Arbeitszimmer hinaus ins Esszimmer, in dem die Waisen gerade das Tischgebet sprachen.
Martha lief mit zwei Kindern umher, die wohl gerade Dienst hatten und verteilte das Abendessen- Kartoffelsuppe und Brot.
Ein Dutzend neugieriger Augenpaare landete auf mir und ein ungutes Gefühl überkam mich, als ich sah, dass Matthews Platz leer war.
Mit finsterer Miene lief ich zu Dylan herüber, der mir einen Platz freigehalten hatte.
Nachdem ich eine Umarmungsattacke überstanden hatte, hob der Brünette eine Augenbraue.
"Was ist los? Traurig, dass du die nächsten sechs Wochen keine Schule mehr hast?"
Er grinste mich schelmisch an.
Ich stieß ihm in die Rippen.
"Wenn ich daran denke, dass ich sie mit dir verbringen muss...
Nein. Es ist Matthew. Warum isst er nicht?"
Dylan schnaubte. "Der hat sich seit Tagen schon nicht mehr Blicken lassen. Letztes Mal hat er ausgesehen wie ne wandelnde Leiche ... Mit dem stimmt was nicht, aber das hat es ja noch nie."
Ich biss mir auf die Innenseite meiner Wange, um ihn nicht weiter auszufragen.
Dylan verabscheute Matthew immer noch - zu Recht - und mit jeder weiteren Sekunde, die mit dem Thema 'Matthew' verstrich, sank seine Laune sichtlich.
"Und", brach ich das Schweigen zwischen uns, "viel wichtiger, wie geht's dir so?"
Dylans Miene hallte sich etwas auf, während eines der Kinder mir einen Teller Suppe hinstellte.
"Ganz gut, denke ich. Ich freue mich auf die Ferien."
Während er dies sagte, erhellte ein Strahlen seine Augen und ich wusste, dass er an Lea dachte.
Ich rollte die Augen, konnte mir ein Grinsen jedoch nicht verkneifen.
"Auf fantastische Ferien", sagte ich und hob mein Wasserglas.
"Auf fantastische Ferien", wiederholte Dylan und kichernd stießen wir an.

The dark LadyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt