Der Klatscher traf mich genau in der Seite.
Gerade noch hatte ich nach dem Schnatz gegriffen, als ich mich auch schon Richtung Boden bewegte.
Ehe ich die Situation hatte begreifen können, wurde ich schon vom Besen gerissen und gegen Malfoy geschleudert.
Meine Seite explodierte vor Schmerz, während ich den Slytherin mit mir in die Tiefe riss.
Meine Sicht verschwamm zu einem Wirbel an Farben, während wir fielen.
In der Ferne hörte ich das Aufstöhnen der Zuschauer, doch ich konnte die Geräusche nicht mehr richtig zuordnen.
Unter mir ertönte ein "uff", als mein Fall abprubt gestoppt wurde.
Erst allmählich klärte sich meine Sicht wieder, von meinem Oberkörper ging ein dumpfes Pochen aus.
Etwas regte sich unter mir und erst jetzt wurde mir klar, dass ich auf Malfoy gelandet sein musste.
Menschen kamen herbeigeeilt und auf einmal schwebte ein Gesicht über mir, das ich als das von Professor Snape erkannte.
Genau das wollte man doch nach einem fünf-Meter-Sturz als erstes sehen.
Weitere Gestalten näherten sich.
"Sie können direkt wieder umkehren, Odair, sagen Sie Madam Pince Bescheid, dass sie ziemlich Betten vorbereiten soll.
Alle anderen- verschwindet!"
Um uns herum hatte sich eine Menge an Schaulustigen versammelt, doch ich konnte meinen Kopf nicht heben, um sie zu identifizieren- jede Bewegung jagte schmerzhafte Blitze durch mich hindurch.
"Pears", presste Malfoy hervor, "runter von mir."
Ich stöhnte genervt auf. "Denkst du, ich liege freiwillig hier!?"
Auf einmal stieß mir etwas in die Seite. Für einen Moment verschwamm meine Sicht.
"Spinnst du!", rief ich empört.
Doch unsere Streiterei wurde durch Snapes kühle Stimme unterbrochen.
Er murmelte einen Zauber und auf einmal wurde ich von Malfoy herunter auf eine unsichtbare Trage gehoben.
Snape scheuchte die übrig gebliebenen Schüler beiseite, während er uns von dem Feld hinunter transportierte.
Es fühlte sich wie Stunden an, bis wir endlich den Krankenflügel erreicht hatten und ich in die weichen Kissen eines Krankenhausbettes sank.Ich blickte auf den Schnatz auf meinem Nachttisch.
Ich hatte ihn gefangen. In dem Moment, in dem der Klatscher mich getroffen hatte, hatte ich den kleinen Ball mit meiner Hand umschlossen und damit den Sieg für Ravenclaw eingeleitet.
Kurz darauf hatte mich das gesamte Quidditch-Team zusammen mit Marge besucht, um nach mir zu sehen und mich zu feiern.
Nach etwa einer Stunde hatten sie den Krankenflügel jedoch bereits verlassen müssen, nachdem Mafam Pomfrey sie herausgescheucht hatte, da Malfoy und ich Ruhe brauchten.
Durch den Aufprall des Klatschers hatte ich mir mehrere Rippen gebrochen, während Malfoy von unserem Sturz ein gebrochenes Bein und eine Prellung am Kopf davongetragen hatte.
Morgen würden wir, dank Madam Pomfreys Heilkünsten jedoch wieder halbwegs fit sein.
Schweigen umhüllte uns.
Das einzige Geräusch das ich hörte, waren ein leises Klappern aus dem Nebenraum, in dem Madam Pomfrey irgendetwas sortierte, und mein Atem, der immer abgehackter wurde, angesichts der merkwürdigen Atmosphäre zwischen uns.
Ich stieß einen Seufzer aus, während ich an das Buch in meinem Zimmer dachte.
Ich hatte besseres zu tun, als hier herumzuliegen und an die Decke zu starren.
Und die unerträgliche Stille zwischen Malfoy und mir zu ertragen.
"Pears."
Ich schloss für einen Moment die Augen.
Natürlich.
Das hatte ja kommen müssen.
Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Malfoy sich in meine Richtung gedreht hatte.
"Was ist?", erwiederte ich in einem bemüht kalten Ton.
Doch mein Herz verriet mich. Aufregung durchströmte mich, ein kribbeliges Gefühl angesichts dessen, was er sagen könnte.
Ich war ihm in den letzten Tagen oft genug aus dem Weg gegangen, um ein Gespräch über unseren Kuss zu vermeiden.
Ich hatte eigentlich auch heute nicht vorgehabt, mit ihm zu reden.
Eigentlich gar nicht mehr.
"Du hast ... gut gespielt."
"Offensichtlich", erwiederte ich und deutete auf den Schnatz auf meinem Nachttisch, ohne ihn anzublicken. Ich wusste, dass ich schwach werden würde, wenn ich ihn jetzt ansah.
Für einen Moment herrschte Stille. Dann-
"Was ist dein Problem, Pears?"
Erleichterung durchströmte mich angesichts des feindseligen Tons, den Malfoy nun anschlug. Zusammen mit einem kleinen Stich in der Brust, den ich jedoch versuchte zu ignorieren.
Ich hatte Angst vor einer Konfrontation mit Malfoy gehabt. Angst, dass er mich auf den Kuss ansprach, mich nach meinen Gefühlen fragte. Ich wusste nämlich nicht, ob ich in diesem Fall lügen könnte. Zumindest nicht überzeugend.
Wie gerne würde ich unsere Feindschaft beiseite legen- etwas neues beginnen. Obwohl, wenn ich darüber nachdachte, gefiel es mir, wenn wir uns stritten. Wenn wir ein kleines Kräftemessen hatten, in dem es nur ihn und mich gab. In dem ich seine volle Aufmerksamkeit genoss.
Mir war letztes Jahr klargeworden, dass ich mich nicht mit Malfoy stritt, weil ich ihn hasste, sondern weil ich ihn mochte- ich hatte es nicht einmal realisiert, als es dazu umgeschlagen war.
Aber ich konnte diese Schwelle nicht weiter überschreiten, so gerne ich das täte.
Denn mir näher zu kommen, bedeutete Gefahr. Ich hatte schon genug Freunde, von denen bekannt war, dass sie mir am Herzen lagen und sie alle konnten jederzeit vom dunklen Lord als Druckmittel verwendet werden.
Ich wollte nicht, dass Malfoy in diese Situation geriet.
Bei dem Gedanken daran verzog ich das Gesicht.
Dass ich jemals so über meinen Erzfeind denken würde.
Aber genau deshalb durfte ich ihn nicht näher an mich heranlassen. Ich würde stärkere Gefühle für ihn entwickeln, während er in meinem Umfeld nur weiter in Gefahr geraten würde. Ja, der Gefährte einer Riddle zu sein, brachte sicher gewisse Vorteile und einen gewissen Schutz mit sich, doch gleichzeitig würde er geradewegs in die Schusslinie geraten. Und wenn der dunkle Lord mich irgendwie schwächen oder bestrafen wollte- nun ja.
Damals, als Malfoy mich geküsst hatte, hatten wir schon eine Grenze überschritten.
Bei dem Gedanken daran fuhr ein Prickeln über meinen Mund. Ich fühlte wieder die Berührung seiner Lippen auf meinen-
Schnell wischte ich die Erinnerung beiseite.
Er lag gerade neben mir, oh Gott! Hektisch überprüfte ich meine Okklumentik-Mauern.
Wie peinlich! Ich zeigte Malfoy die kalte Schulter, während ich daran dachte, wie er mich küsste!
Ich rief mir wieder seine vorherige Frage ins Gedächtnis.
"Mein Problem", sagte ich in genervtem Tonfall, "ist dass mein Bettnachbar ein absoluter Idiot ist."
Malfoy schnaubte. "Vielleicht bin ich das. Aber ich wusste nicht, dass meine idiotische Bettnachbarin so ein Eisblock ist."
"Hast du mich gerade idiotisch genannt?"
"Nachdem du mich als einen Idioten bezeichnet hast."
"Tja, hätte ich auch nicht erwartet, dass jemandem mit deinem IQ ein besseres Comeback eingefallen wäre."
"Versteh das nicht falsch Pears, ich habe mich nur auf dein Niveau hinabgesenkt."
"Oh", ich tat so, als würde ich hoch über mir etwas sehen.
"Ich fürchte, du hast dein Niveau mit deinem Ego verwechselt. Tut mir Leid, aber um von da aus den Level deines Niveaus zu erreichen, musst du noch ein bisschen tiefer als heute fallen."
"Immerhin brauche ich bis dahin nicht so lange wie bis zu deinem Niveau", erwiederte Malfoy.
Ich schnalzte mit der Zunge. "Stimmt, es ist viel zu weit oben für dich."
"Oh, Pears, verwechsle nicht die Spiegelung des Himmels mit dem schwarzen See. Ich glaube, ich habe dein Niveau irgendwo dort unten schreien hören."
"Oh, ich wusste gar nicht, dass man neuerdings unter Wasser schreien kann", gab ich zurück, "aber du bist es ja, der unter dem Wasserspiegel lebt.
Wir Ravenclaws sind diejenigen, die hoch oben sind, oder hast du eine oben-unten-Schwäche?"
Darauf gab Malfoy nur ein Kichern zurück.
Ich musste grinsen und sah zu ihm hinüber.
Sein Bein steckte in einer Schlinge und um seinen Kopf war ein Verband gewickelt, doch er hatte sich auf seine Ellenbogen gestützt und funkelte mich belustigt an.
Das tat er neuerdings immer, wenn ich einen Schlagabtausch zwischen uns gewann. Er lachte einfach.
Als sich unsere Blicke trafen, wurde mir wieder bewusst, dass ich nicht weitergehen durfte.
Ich durfte keine Beziehung zu ihm aufbauen.
Enttäuscht biss ich mir auf die Lippe, bevor ich mich wieder abwandte.
Ich durfte die Schwelle nicht überschreiten.Von Tag zu Tag wurde die Situation angespannter. Die ZAG's rückten immer näher und inzwischen hatten sogar die Gryffindors angefangen zu lernen.
Tag ein Tag aus verbrachte ich mit Zack in der Bibliothek über irgendeinem Buch und obwohl ich in allen Fächern ziemlich gut war, dampfte mir inzwischen der Schädel.
Ich hatte noch nie so viel Stoff auf einmal lernen müssen!
Zack und ich kamen gerade vom Mittagessen, als wir uns wieder an einem der Tische niederließen und unsere Sachen ausbreiteten.
"Womit fangen wir an? Verwandlung?", fragte ich.
"Ich wollte nochmal was zu Gegengiften in Zaubertränke anschauen", entgegnete Zack und kramte die meterlangen Notizen hervor, die wir gestern zu dem Thema angefertigt hatten.
Gemeinsam beugten wir uns darüber, bevor ich mein Buch aufschlug.
Zum Glück war ich relativ gut in dem allseits gehassten Fach, sodass ich immerhin daran nicht scheiterte.
"Was hast du nicht verstanden? Soll ich dir irgendwas erklären?"
Zack grummelte. "Ich verstehe immer noch nicht, wie man erkennt, wie ein Gegengift für eine unbekannte Substanz gebraut werden soll."
Ich seufzte, bevor ich damit begann, es ihm zu erklären. Nachher wollten wir noch einmal einen Trank brauen, aber das konnten wir nicht hier in der Bibliothek machen.
Nachdem ich fertig damit war, Zack Gegengifte zu erklären und das Kapitel zu Verwandlung beendet hatte, holte ich mir aus einem der Regale ein Buch über Fluchbrechen.
Als ich an meinen Platz zurückkehrte, hob Zack eine Augenbraue. Sein Blick ruhte auf dem Titel, der groß und breit auf dem Einband prangte.
"Fluchbrechen?", fragte er verwirrt nach, "das kommt doch nicht auch in den Prüfungen dran, oder?"
Ich schüttelte den Kopf. "Nein, ich- ähm. Nur so."
"Nur so?"
Ich sah Zack an.
Ich hatte ihn in letzter Zeit so oft angelogen, mich ihm gegenüber so verschlossen gehalten.
Er durfte nicht erfahren, dass ich eine Todesserin war, dass der dunkle Lord mein Vater war- aber hier ging es weder um das eine noch um das andere.
Und Zack würde mich, was das anging, auf keinen Fall verpfeifen.
Ich beugte mich zu ihm vor, um die Stimme zu senken.
"Ich habe ein Buch, das mit mehreren Schutzzaubern geschützt ist und ich habe noch nicht hingekriegt, sie aufzuheben."
Neugierig legte Zack den Kopf schief und legte seine Feder beiseite.
"Ein Buch? Was für eins?"
Ich sah mich um, um sicherzugehen, dass wir nicht belauscht wurden.
"Eins über- schwarzmagische Heilmethoden. Ich versuche eine Möglichkeit zu finden, Matthews Obscurus zu heilen", flüsterte ich.
Zacks Miene verfinsterte sich.
"Wo hast du dieses Buch her?"
Ich biss mir auf die Unterlippe. "Ich hab's aus der Verbotenen Abteilung."
"Sam." Zacks Stimme hatte einen gefährlichen Unterton angenommen.
Ich schluckte. Vielleicht hatte ich ihm doch zu sehr vertraut-
"Warum sagst du mir das erst jetzt!? Ich wollte schon immer mal in die Verbotene Abteilung einbrechen!"
Erleichtert musste ich auflachen.
Natürlich war Zack auf meiner Seite!
"Im Ernst!", fuhr der Ravenclaw fort, "war es das, was du das ganze Jahr lang vor uns geheim gehalten hast? Du kannst dich auf uns verlassen, okay?"
Ich nickte, wohl wissend, dass ich nie komplett darauf vertrauen konnte.
Doch was Matthew anging... es tat gut, sich zumindest bei einem Problem helfen zu lassen.
"Hilfst du mir nach unseren ZAG's dabei?"
Zack grinste über beide Ohren. "Klar!"***
Guten Morgen^^
Ich bin mal wieder pünktlich, ist das nicht schön? Und ich habe gute Nachrichten, die nächsten beiden Kapitel werden höchstwahrscheinlich auch pünktlich sein, ich bin im Moment ziemlich gut im Schreiben... obwohl ich im Moment auch für mein Abi lerne. Mal sehen, während meinen Prüfungen ist die Motivation hierfür wahrscheinlich weg... aber wir werden es dann ja sehen!Bis nächste Woche,
-Absolina^^
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The dark Lady
FanfictionSequel zu: She who can not be named ❥︎ Für Sam hat sich Alles geändert. Denn nicht nur scheinen die Beziehungen zu ihren Mitschülern völlig neue Wege einzuschlagen, sondern auch ihre eigenen moralischen Vorstellungen und Ziele erscheinen nun merkwür...