Ich löffelte langsam meine Suppe in mich hinein, den Blick starr auf einen bestimmten Punkt am Gryffindor-Tisch gerichtet.
Marge hatte heute den ganzen Tag draußen zu tun, daher verbrachte ich meine Mittagspause alleine.
Gut so, denn ich hatte mein Entsetzen kaum verbergen können, als sie in mein Blickfeld getreten war.
Ich war gerade von Kräuterkunde gekommen und hatte mit gerade einem Fuß in der Großen Halle gestanden, als ich die Schülermenge bemerkt hatte, die den Gryffindor-Tisch umringte.
Und in ihrem Zentrum- Katie Bell.
Gesund und munter.
Das letzte Mal, dass ich von ihr gehört hatte, hatte sie sich scheinbar unheilbar im St Mungos Krankenhaus befunden- offenbar nicht ganz unheilbar, denn die Heiler hatten es augenscheinlich geschafft, den Fluch, der auf ihr gelegen hatte, aufzuheben.
Was bedeutete, dass wir ein Problem hatten.
Ich hatte mich bereits nach Malfoy umgesehen, doch er war noch nicht da.
Sobald ich ihn sah, würde ich ihn beiseite nehmen und die unsere weitere Vorgehensweise besprechen müssen.
Katie Bells Rückkehr bedeutete nichts Gutes. Wenn sie sich an die Ereignisse erinnern konnte, die zu ihrem Unfall geführt hatten, erinnerte, wäre das Ministerium und vor allem Dumbledore einen Schritt weiter davor, Malfoy und damit vielleicht auch mich zu entlarven.
Er hatte mir versichert, dass er an dem Tag gar nicht am Tatort anwesend gewesen war- das hatte Rosmerta erledigt, die unter seinem Imperio stand- doch das bedeutete nur, dass wir vielleicht etwas mehr Zeit hatten.
Vielleicht reichte es, bis wir das Verschwindekabinett aufgebaut und den Angriff auf Hogwarts gestartet hatten, doch ich wusste nicht, wie schnell das Ministerium an dem Fall arbeitete.
Sobald Ihre Spur in irgendeiner Weise zu Rosmerta führte, würden sie diese auch zu Malfoy zurückverfolgen können.
Ich ließ meinen Blick erneut durch die Halle wandern, doch von Malfoy war immer noch keine Spur.
Wahrscheinlich wäre es eh besser, ihn nachher im Gang abzufangen, nicht hier, vor all den Leuten.
Ich musste ihn nur auf jeden Fall erwischen.
Doch etwas Anderes erregte meine Aufmerksamkeit.
Harry war auf einmal aufgesprungen und war bereits halb durch die Halle gejagt, um eine der Türen zu erreichen, die zu den Klassentrakten führten.
Ich drehte mich um, um den Grund seiner Eile herauszufinden, doch wer oder was auch immer er gesehen hatte, musste den Großen Saal bereits hinter sich gelassen haben, genau wie Harry es gerade tat.
Aufgeregtes Tuscheln machte sich breit und ich spannte mich unwillkürlich an.
Irgendetwas stimmte nicht.
Als ich mich wieder meinem Essen zuwandte, hatte sich eine hochgewachsene Gestalt in mein Blickfeld geschoben.
Kaum erkannte ich, dass es sich um Zack handelte, schien mein Herz für einen Augenblick auszusetzen.
Der Ravenclaw griff nach der Packung Müsli, die noch vor mir stand und befüllte damit seine Schüssel.
Ich wagte es nicht, zu ihm aufzusehen, doch ich war mir sicher, dass sein Blick auf mir lag.
Dann räusperte er sich.
"Ich dachte, du willst vielleicht wissen, dass der dem Harry da gerade hintergergerannt ist, dein neuer Freund war."
Ich riss die Augen auf und starrte Zack nun doch an.
Der musterte mich in einer Mischung aus Verachtung und Sorge, während er die Müslipackung wieder beiseite stellte.
Ich brachte einen Moment, um seine Worte zu verarbeiten.
Malfoy
Ohne weiter darüber nachzudenken, schoss ich hoch und verließ ebenfalls fluchtartig den Großen Saal.
Zu spät fiel mir auf, dass ich damit viel zu viele Blicke auf mich zog, doch das war mir im Moment egal- das einzig Wichtige war, dass ich Harry aufhielt.
Was auch immer er vorhatte- wenn er Malfoy verfolgte, konnte das nicht gut enden.
Der Gryffindor hatte Malfoy bereits seit Beginn des Schuljahres verdächtigt und beschuldigt ein Todesser zu sein und jetzt, wo Katie Bell zurück war-
Je nachdem, wie Malfoy auf die neuen Entwicklungen reagiert hatte, würde er Harrys Vermutungen nur bestätigen- und wer weiß, wie die Konfrontation enden würde.
Ich biss frustriert die Zähne zusammen. Ich hätte Malfoy irgendwie abfangen sollen, bevor er von Katie Bell überrascht wurde!
Vor mir im Gang hörte ich Schritte von den Wänden widerhallen uns so folgte ich dem Geräusch, bis ich mich in einem breiten Korridor im zweiten Stock wiederfand.
Ab dort hatte ich Harry verloren.
Hektisch sah ich mich um, doch weder eine Spur von Potter, noch von Malfoy.
Ich begann damit den Gang abzulaufen und in den umliegenden Klassenräumen nachzusehen.
Als ich ungefähr bei der Mitte des Korridors angelangt war, ertönte am anderen Ende auf einmal ein Krachen.
Alarmiert zückte ich meinen Zauberstab und eilte zu der Quelle des Geräusches herüber.
Der Lärm hielt an und so fand ich schnell zu der Jungentoilette, in der sich die beiden befinden mussten.
Ohne zu zögern riss ich die Tür auf und zielte auf Harry, der mir am nächsten stand.
"Impedimenta!"
Der Gryffindor gefror in der Bewegung, den Rücken immer noch mir zugewandt und erst jetzt sah ich, was sich eigentlich im Inneren des Badezimmers abspielte.
Ein Spülkasten war zu Bruch gegangen und aus dem Leck sickerte Wasser, das sich auf dem kalten Fliesenboden verteilte.
Und in der Lache- ich konnte mir ein entsetztes Aufkeuchen nicht verkneifen, während meine Beine mich schon auf die darin liegende Gestalt zutrugen.
"Draco!", entwich es mir, als ich mich auf die Knie fallen ließ und den Körper des Slytherin nach Wunden absuchte.
Um ihn herum färbte sich das Wasser langsam rot.
Auf seiner Brust und in seinem Gesicht klafften zwei tiefe Kratzer, als hätte jemand ihn mit einem Schwert aufgeschlitzt und ich löste hastig meine Krawatte, um den dicken Stoff auf die Wunde zu pressen.
Seine Brust hob und senkte sich zitternd unter meinen Händen, wenn auch schwach, viel zu schwach.
Die eine Hand hielt ich auf die Wunde gepresst, während ich nach meinem Zauberstab tastete, den ich achtlos beiseite geworfen hatte.
Endlich griffen meine Finger nach dem nassen Holz und hielten es zitternd auf den Jungen unter mir.
"Episkey!", sprach ich den Heilzauber. Nichts geschah.
"Episkey!"
"EPISKEY!"
Doch so oft ich den Zauber auch wiederholte, es geschah nichts. Meine Krawatte hatte sich bereits mit Blut vollgesogen.
Ich wollte gerade Potter anschreien, dass er etwas tun sollte, dass er Hilfe holen sollte, als die Tür bereits aufkrachte und Snape in den Raum gestürmt kam.
Ich wurde beiseite gedrängt und der Tränkemeister zögerte nicht, seinen Zauberstab über Malfoys Wunden fahren zu lassen und Beschwörungen vor sich hinzumurmeln.
Am liebsten hätte ich ihn gepackt und von mir weggestoßen, damit ich mich wieder über Malfoy beugen konnte, gleichzeitig sollte er schneller machen, sollte ihn endlich heilen.
Aufgebracht fuhr ich mir durch die Haare und zwang mich dazu, durchzuatmen.
Ich setzte mich auf und legte den Kopf in den Nacken, versuchte mich zu beruhigen.
Mein Blick fiel auf Potter.
Der Gryffindor stand unbeholfen im Raum herum, die Waffe mit der er Malfoy verletzt hatte, immer noch locker in der Hand.
In seinem Gesicht lag pures Entsetzen, doch trotzdessen loderte etwas Dunkles in mir auf, ein heißes Ziehen, das ich kaum daran hindern konnte in mir hochzubrodeln.
Wahrscheinlich sollte ich mich von Malfoy wegbewegen, sollte so tun als wäre er mir immer noch egal, als hätte mich nur die Verletzung geschockt und zu meiner Reaktion getrieben.
Doch der Blick, den ich Potter nun zuwarf, war mörderisch.
Der Gryffindor brauchte einen Moment, um ihn aufzufangen, bevor er ihn mit einer verwirrten Miene erwiederte.
Die Tatsache, dass er meine Wut nicht einmal verstand, brachte mich nur noch mehr zum Kochen.
Meine Finger bildeten eine Faust um meinen Zauberstab.
"Ich bringe dich um!", schrie ich innerlich, schleuderte ihm gedanklich meinen gesamten Hass entgegen.
Ich konnte meine Abscheu nicht offen, hier vor allen Anderen, aus mir herausschreien, noch weniger konnte ich ihn rechtfertigen.
Aber vielleicht hatte Potter mich doch gehört.
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The dark Lady
FanfictionSequel zu: She who can not be named ❥︎ Für Sam hat sich Alles geändert. Denn nicht nur scheinen die Beziehungen zu ihren Mitschülern völlig neue Wege einzuschlagen, sondern auch ihre eigenen moralischen Vorstellungen und Ziele erscheinen nun merkwür...