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Ich stand auf einem Schemel im Schaufenster, die Arme ausgebreitet, während Madam Malkins von oben bis unten meine Maße nahm.
Im Innenraum sahen sich Lea und Dylan um und probierten kichernd alle möglichen Festumhänge und Accessoires an.
Die Ladeninhaberin streifte mir geschäftigen einen schwarzen Schulumhang über und begann, ihn an bestimmten Stellen abzustecken.
Zum Glück lenkte ihre Arbeit von dem albernen Verhalten meiner Freunde ab. Ich wusste nicht, was sie von Muggeln in ihrem Geschäft halten würde.
Ich zuckte zusammen, als sie auf einmal Anstalten machte, den Ärmel meines linken Armes hochzuschieben. "Stopp!", rief ich panisch, woraufhin die Hexe erschrocken vom Stoff abließ. Mit der Hand stieß sie schmerzhaft gegen meinen Unterarm.
"Oh Gott, erschrecken sie mich doch nicht so!", schimpfte sie und steckte sich den Finger in den Mund, in den sie sich gestochen hatte.
"Die Ärmellänge ist gut so", sagte ich schnell, obwohl besagter Ärmel noch bis über meinem Handrücken reichte, "können sie woanders weitermachen?"
"Natürlich", erwiederte Madam Malkins freundlich, wenn mir auch ihr unzufriedenes Gesicht nicht entging.
Wenige Minuten später bedeutete sie mir, vom Schemel wieder herabzusteigen und verschwand mit meinem Umhang in einem Hinterzimmer.
"Bist du gleich fertig?", fragte Dylan nach. Er hatte sich einen gewaltigen rosaroten Hut aufgesetzt, der aus lauter Stoffrosen zu bestehen schien, während Lea kichernd mit ihrem Handy ein Foto von ihm schoss.
"Ja", zischte ich, "könnt ihr euch für einen Moment normal verhalten?"
"Definiere normal", flüsterte Dylan Lea zu und ich tat so, als hätte ich es nicht gehört.
Die beiden brachen wieder in Gekicher aus, als Madam Malkins den gefalteten Umhang auf dem Verkaufstresen ablegte.
Mit gerunzelter Stirn musterte sie die beiden. "Was ist denn mit denen los?"
"Oh, das", lachte ich verlegen, "tut mir Leid, wenn die beiden stören, sie hatten etwas zu viel Butterbier!"
Ein verstehendes Grinsen bildete sich im Gesichr der Verkäuferin. "Ach so, na dann. Sag ihnen, dass sie ein wenig aufpassen sollen. Slytherin, Gryffindor, Ravenclaw oder Hufflepuff?"
Erleichtert über ihre Reaktion atmete ich auf. "Ähm- Ravenclaw."
"Ach, da war mein Cousin", erzählte Madam Malkins und zog ein Wappen aus einer Schublade, das einen Adler auf blau-bronzenem Hintergrund zeigte.
Mit einem Schwenk Ihres Zauberstabes ließ sie das Wappen mit dem schwarzen Stoff verschmelzen.
"Das wär's dann? Sie können jederzeit wiederkommen, wenn die Ärmel doch zu lang sind."
"Ja, danke."
Ich bezahlte und verpackte meine neue Schuluniform in der Tasche von Flourish und Blott's, dann scheuchte ich Dylan und Lea wieder aus dem Geschäft heraus. Vielleicht doch ganz gut, dass wir nicht mehr Florean Fortescues Eissalon besuchten.
Wir verließen die Winkelgasse wieder und ab da übernahm Lea die Führung.
Sie bugsierte uns zunächst in eine bunte Einkaufsstraße mit lauter Klamottenläden und schob uns in einen davon hinein.
Staunend sah ich mich um. Der Laden war riesig und voller Leute, die allesamt ausgefallene Kleidung in bunten Farben trugen. Ein Mädchen hatte sogar neon-grüne Haare.
Im hinteren Teil des Ladens führte eine Rolltreppe in eine zweite Etage und ließ ein lautes Summen von sich hören.
"Wow", sagten Dylan und ich gleichzeitig. In Trefnant hatte es nie so große Geschäfte gegeben.
"Cool, nicht?", fragte Lea und hielt sich direkt ein grelles Sommerkleid an, "schaut euch ein bisschen um, ich glaube ein paar neue Klamotten schaden euch nicht."
Vielsagend ließ sie ihren Blick über meine ausgelatschten Chucks und die übergroße Bluse wandern.
Ich tauschte einen unwohlen Blick mit Dylan aus. "Wir- ähh..."
"Ist schon okay, ich geb euch die Sachen aus. Jetzt guckt nicht so, ich krieg Berge an Taschengeld und ihr habt's echt nötig!"
Nicht wirklich sicher, was wir davon halten sollten, ließen wir uns von Lea durch den Laden jagen und Klamotten in die Hand drücken.
Am Ende stand Dylan mit einer schwarzen Lederjacke, einem weißen T-shirt und einer neuen Sonnenbrille da, während ich mit einem bunten Flanellhemd, einem bauchfreien Shirt mit langen Ärmeln und einem Paar Plateau-Sneakern dastand.
Als ich vorhin in der Umkleidekabine gestanden hatte, hatte Lea darauf bestanden, mir noch ein hübsches Kleid mit Spaghetti-Trägern zu kaufen, doch da es meinen Unterarm nicht versteckt hatte, hatte ich abgewunken.
Strahlend legte Lea zu meinen Sachen noch grauen Nagellack dazu, der golden changierte. Immerhin war er nicht neongelb.
Unsere Sachen wurden in eine große Tüte gepackt, dann bezahlte Lea mit ihrer Karte und vor dem Laden schoss sie noch ein Foto von uns und unseren Einkäufen.
"Gut, lasst uns jetzt ins Hounddog gehen. Die Getränke da sind spitze!", rief Lea aufgeregt und schon wieder bugsierte sie uns durch die Stadt.
Die Blondine ging regelrecht auf in dem Getümmel, zeigte begeistert auf Schaufenster und zwinkerte Jungs zu.
Als wir endlich eine Bar am Rande der Straße betraten, war ich froh endlich dem Gedränge entkommen zu sein.
Der Innenraum war mit bunten Lichtern und vielen Pflanzen ausgestattet und der Raum war nach hinten hin offen, sodass man auch in einem Sonnenbeschienen Innenhof sitzen konnte. Aus den Lautsprechern an der Wand dröhnte entspannte Musik.
Wir nahmen uns draußen einen Tisch und stellten endlich unsere Einkäufe ab.
Dylan schob seine Sonnenbrille hoch und sah sich die Speisekarte an.
"Sex on the Beach", las er verwirrt vor.
Lea lachte. "Das sind Cocktails", erklärte sie amüsiert, "nimm lieber ein Bier oder etwas nicht alkoholisches."
Etwas verunsichert sah ich bei ihm mit rein.
"Hallo, was kann ich für euch tun?", fragte ein Kellner mit blonden Locken grinsend.
Er hatte einen Schreibblock gezückt und sah uns erwartungsvoll an.
"Ein Bier, bitte", bestellte Dylan etwas unbeholfen, "ähm, das vom Tagesangebot."
"Eine Limo", sagte ich und sah erwartungsvoll zu Lea hin.
"Ich nehme einmal Bloody Mary, eine Portion Nachos für alle und-", sie beugte sich zu dem Jungen herüber, "deine Nummer bitte."
Grinsend schrieb der Kellner die Bestellung auf, während Dylan ihn finster anstarrte.
"Wird gemacht", sagte er zwinkernd und lief rein, um unsere Getränke zu holen.
Missmutig starrte Dylan ihm hinterher. "Was willst du von dem denn?"
Lächeld musterte Lea ihn. "Ach, eigentlich nichts. Ich wollte nur nicht, dass er nach meinem Ausweis fragt..."
Ich hob eine Augenbraue. "Weil du noch gar keinen Cocktail trinken darfst."
Die Blondine winkte ab. "Ich werde nächste Woche achtzehn, da geht das in Ordnung."
Der Kellner kam wieder herüber, stellte unsere Getränke und eine Portion Nachos mit einer scharfen Sauce ab und drückte Lea einen Zettel mit seiner Nummer in die Hand. "Ich bin übrigens Luis", stellte er sich vor.
"Lea", strahlte die Blondine und trank einen Schluck von ihrem tiefroten Getränk, "der ist wirklich super!"
Breit grinsend lief Luis wieder herüber zur Bar und schlug bei einem anderen Kellner ein.
Ich wandte mich meinem Getränk zu und probierte einen Schluck hausgemachter Limonade.
"Die ist wirklich gut", stellte ich fest und nippte noch einmal daran.
"Sag ich ja", strahlte Lea und kramte den neuen Nagellack aus der Einkaufstüte. "Gib mir mal deine Hand, Sam."

The dark LadyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt